Die gamescom mausert sich langsam aber sicher von einer reinen Besucher- und Community-Messe immer mehr zu einem Event, auf dem auch wichtige Ankündigungen getroffen werden. Ein Spiel, das diesen Trend in diesem Jahr fortsetzte, war „Mafia III“. Zwar konnten wir das Spiel nicht selbst anspielen, uns aber immerhin eine ausführliche Präsentation der Entwickler ansehen und einen guten Ersteindruck vom Spiel machen.

Alles für die Familie

Mit „Mafia III“ schlägt es die Reihe in ein neues Setting. Schauplatz ist New Orleans im Jahr 1968, einem Jahr das weltweit für Turbulenzen sorgte. Mit dem neuen Setting erhält die Reihe in ihrem dritten Ableger auch einen neuen Charakter. Lincoln Clay ist gerade aus dem Vietnam Krieg nach New Orleans zurückgekehrt. Er wuchs als Waisenkind auf, weshalb er sein Leben lang nach einer Familie und Anschluss gesucht hat. Nach seiner Rückkehr schließt er sich daher der schwarzen Mafia in New Orleans an und fühlt sich dort geborgen. Sein Glück soll aber nicht lange anhalten, denn der italienischen Mafia ist die Konkurrenz ein Dorn im Auge und bringt die Mitglieder der schwarzen Mafia kurzerhand um. Dem nun wieder einsamen Lincoln sinnt es daher nach nichts mehr als Rache.

Dichte Atmosphäre

Der dritte „Mafia“-Teil spielt in einer großen Open World. In der uns gezeigten Szene möchte Lincoln eines der Verstecke der italienischen Mafia ausfindig machen. Zunächst benötigt er allerdings Informationen. Auf dem Weg zu einem Friedhof, wo sich Mitglieder der Mafia aufhalten sollen, bekamen wir einen guten Eindruck von der Spielwelt. In den frühen Abendstunden ist überall auf den Straßen von New Orleans etwas los. Aus den Clubs schallt unterschiedliche Musik, die Leute stehen auf der Straße unterhalten sich und tanzen. Hin und wieder reagieren sie auch auf Lincoln und weichen ihm aus, sprechen ihn sogar an. In einer Seitengasse sitzt eine Straßenmusikerin, die auf ihrer Gitarre für Geld spielt. Die Straßen von New Orleans sind in dieser Szene sehr lebendig und sorgen für eine dichte Atmosphäre. Da es sich aber um die erste Präsentation des Spiels handelt, wollen wir nicht zu euphorisch sein. Ein Spiel jüngerer Geschichte hat uns in diesem Punkt dazu lernen lassen, lieber erst einmal kritisch zu bleiben.

Entscheidungen & große Fragezeichen

Auf dem Friedhof muss Lincoln vorsichtig und geduckt vorgehen, da überall Feinde der italienischen Mafia lauern. Dennoch kann er schnell einen gesprächigen Informanten ausmachen. Ähnlich wie beispielswiese bei „Assassin’s Creed“ muss man dem Gespräch des Informanten lauschen, indem man sich in sicherer Entfernung versteckt hält und ihn belauscht. Wir erhalten den Namen eines weiteren Mitglieds und geraten in die erste gewaltsame Auseinandersetzung. Den ersten Gegner erledigt Lincoln brutal, indem er ihn mit dem Kopf gegen eine Steinmauer schlägt. Die restlichen Feinde erliegen seinen Kugeln, knicken überzeugend weg, wenn sie ins Bein getroffen werden. Lincoln kann den fliehenden Informanten erreichen, bevor er mit dem Auto fliehen kann und übernimmt das Steuer. Die Schießerei hat die Polizei alarmiert und so muss Lincoln jetzt gleichzeitig fliehen und den Informanten verhören. Durch gefährliche und selbstmörderische Fahrmanöver wird der Informant immer weiter verängstigt, bis er den Aufenthaltsort verrät. Eine Leiste am oberen Bildschirmrand füllt sich mit jedem Fahrmanöver.

An dieser Stelle hat Lincoln die Entscheidung den Informanten am Leben zu lassen oder umzubringen. In unserer Präsentation war letzteres der Fall. Leider wurde aber auch verschwiegen, ob und welche Konsequenzen es gehabt hätte, die Person am Leben zu lassen. Durch eine Seitengasse kann Lincoln seinen Feinden erst einmal entkommen. Allerdings ist die Polizei jetzt wachsam und kontrolliert die Straßen. Es muss ein Ablenkungsmanöver her. Für solche Fälle stehen Lincoln drei Leutnants zur Seite. Jeder Leutant hat verschiedene Fähigkeiten und so kann Lincoln beispielsweise einen der drei dafür abkommandieren, die Aufmerksamkeit der Polizisten auf sich zu lenken. Ebenso muss man die Leutnants einsetzen, um eingenommene Quartiere in der eigenen Abwesenheit zu verwalten.

Zu den Leutnants gehört auch Vito Scaletta, dem Protagonisten aus „Mafia 2“. Wie er den Weg in Lincolns kleine Familie gefunden hat, wurde nicht verraten. Das dürfte aber damit zu tun haben, dass seine Figur für die Handlung eine entscheidende Rolle spielen soll. Das klingt alles vielversprechend, aber derzeit können wir hier wegen zu wenigen Informationen einfach nur große Fragezeichen hinter setzen.

Unterschiedliche Missionswege

Durch die Ablenkung des Leutnants steht der Weg ins Quartier der Feinde nun unterhalb einer heruntergekommenen Kneipe offen. Die Entwickler betonten, dass es in „Mafia III“ verschiedene Wege geben wird, Quartiere einzunehmen. Als Lincoln direkt durch die Kneipe ins Versteck gelangen will, stellen sich ihm zwei muskulöse Wächter entgegen. Da es nicht clever wäre sich mit der gesamten Besucherschaft anzulegen, wählt Lincoln den Weg durch den schlecht bewachten Hintereingang. Der Entwickler verriet uns, dass wir das Versteck auch alternativ über einen geheimen Boot-Zugang hätten erreichen können. Verschiedene Missionswege sind mittlerweile im Open World-Genre ein Standard. Richtig umgesetzt, brauchen wir in „Mafia III“ zumindest keine linearen Missionsabläufe zu befürchten.

Durch den Hintereingang der versteckten Opium-Höhle schleicht sich Lincoln von Ecke zu Ecke und gelangt so unentdeckt in das Büro des Quartier-Anführers und kann ihn mit gezielten Schüssen problemlos ausschalten. Dies hat aber eine gewaltige Schießerei zur Konsequenz, die das gesamte Quartier alarmiert.

Gewalt der Gewalt wegen?

Es folgt eine wahre Gewalt-Orgie. Lincoln verfügt über eine Art Finisher-Moves mit denen er angeschlagene Gegner aus der Nähe ausschalten kann. Beispielsweise schnappt er sich dann eine abgesägte Schrotflinte, stößt sie dem Feind vor die Brust und drückt aus kürzester Entfernung ab. Der Gegner fliegt daraufhin durch den halben Raum. Mit dem Messer packt sich Lincoln seine Gegner von hinten und sticht mehrfach auf Hals oder Gesicht ein.

Ich verstehe es ja, dass ein Spiel mit dem Namen „Mafia“ in gewisser Weise von Gewalt und Brutalität lebt. Allerdings muss man sich immer die Frage stellen, wie viel davon tatsächlich notwendig ist. Im Fall von „Mafia III“ wird zumindest bei mir eine Grenze überschritten. Die Finisher sind in dieser Form definitiv nicht notwendig, sondern dienen meines Erachtens nach nur zur Verherrlichung und als Sensationsfaktor. Wieso muss dem Feind mehrfach ins Gesicht gestochen werden, wenn er doch schon nach dem ersten Stich definitiv mausetot gewesen wäre? Auch die nächste Szene setzte diesen Eindruck fort. Auf der erneuten Flucht vor der Polizei sprang eine Zivilistin vor das Auto, die kurzerhand blutig überfahren wurde. Ja, auch in „Grand Theft Auto“ kommen Passanten zu Schade, aber dort wurde es bislang nicht so explizit dargestellt, wie in diesem Fall bei „Mafia III“.