„Sword Coast Legends“ sieht auf den ersten Blick aus, wie ein ganz normales Spiel zur legendären „Dungeons & Dragons“-Reihe. Mit ein paar Helden geht es auf eine Reise in einer großen Welt, mit vielen Dialogen, Quests und einem taktischen Kampfsystem. Tatsächlich sollte sich unser Eindruck während der Präsentation auf der gamescom noch ändern, und zwar so sehr, dass sich eine gigantische Vorfreude zu dem Titel aufgebaut hat. Was unsere Meinung so drastisch verändert hat, verraten wir euch in unserer Preview.

Die Welt der Verließe und Drachen

Tatsächlich wurde recht wenig zur Kampagne von „Sword Coast Legends“ gesagt. Das Abenteuer soll rund 40 Stunden lang sein, die Geschichte großartig werden und ein Charakter-Editor dafür sorgen, dass die Helden den Wünschen des Spielers angepasst werden. Auch das Kampfsystem soll spannend bleiben, denn die Fähigkeiten der Gruppe müssen gut miteinander kombiniert werden, um die Gegner aus der isometrischen Perspektive zu besiegen. Dabei kann der Spieler das Spielgeschehen jederzeit pausieren, um die nächsten Schritte zu planen.

Die Kampagne klingt vielversprechend, einen echten Eindruck dazu konnten wir uns aber nicht bilden. Fans der Reihe werden sich vermutlich schon über das Setting freuen, Rollenspiel-Enthusiasten können sich in den Kämpfen austoben, die sich angenehm von den Action-Titeln auf der Konsole abheben. Was allerdings dann gezeigt wurde, könnte eine echte Revolution für das Genre sein.

Erstelle dein eigenes Abenteuer

Zugegeben, einen Editor boten schon ältere Spiele, wie zum Beispiel „Neverwinter Nights“. Viele Spieler waren damit aber dank der komplizierten Bedienung überfordert, und auf Konsolen lässt sich nur sehr schwer etwas Vergleichbares finden. Was „Sword Coast Legends“ aber bietet, ist phänomenal. Kinderleicht lassen sich Räume dank einfacher Menüpunkte erstellen. Wer schnell die Form des Raumes bestimmt, ein paar Möbel auswählt und diese platziert, hat in wenigen Sekunden bereits einen Raum, bei dem man denken könnte, die Entwickler hätten ihn erstellt. Tatsächlich ist das Gestalten so einfach, dass es fast keine Anleitung benötigt, die das Spiel wahlweise anzeigt. Wer sich etwas Zeit lässt, kann so ganze Dörfer oder Landschaften erstellen, und braucht nur eine passende Idee.

Doch so eine Welt ist natürlich nichts ohne die passenden Bewohner, und auch hier könnte die Bedienung nicht einfacher sein. Entweder, man sucht sich einen vorgefertigten Charakter aus, oder man erstellt sich im umfangreichen Charakter-Editor selbst einen, passend mit Kopfform, Frisur, Hautfarbe, Rasse und weiteres. Anschließend können Dialoge eingegeben werden, bei denen sogar Auswahlmöglichkeiten für die Spieler eingefügt werden können. Soll ein Gespräch mit einem Charakter eine Quest starten, lässt sich das ebenfalls mit wenigen Klicken einrichten, sogar die Questbeschreibung darf der Spieler selbst schreiben. Sollen durch ein Gespräch neue Informationen hinzugefügt werden, ist auch das kein Problem. In der Präsentation endete eine Quest mit dem Auffinden eines toten Charakters. Zwei Klicke, schon wurde eingestellt, dass hiermit die Aufgabe bewältigt war und die Helden ihre Belohnung erhalten. Doch die Entwickler waren so nett und haben Fallen aufgebaut, die durch dieses Ereignis ausgelöst werden. Also müssen sich die Charaktere durch Monsterhorden kämpfen, um zu entkommen. Am Ende taucht sogar ein pinker Ork in Unterhosen auf, der als Boss den Helden das Leben erschwerte.

Es ist atemberaubend, wie einfach das alles funktioniert. Zwar bleibt die Frage, wie die Bedienung auf den Konsolen funktionieren soll, einen besseren Editor kann man sich jedoch nur schwer für das Genre vorstellen. Alles lässt sich anpassen, sodass einige kreative Köpfe ihr ganz eigenes Spiel erstellen können. Sehr schön auch, dass diese kinderleicht hochgeladen werden können, um sie mit anderen Spielern zu teilen. Doch selbst das ist noch nicht alles!

Der Dungeonmaster und seine heimtückischen Tricks

Noch einmal ganz besonders sind die Verließe. Auch hier kann jeder Spieler kinderleicht seine eigenen Umgebungen erstellen, auf bis zu zehn Ebenen. Im kooperativen Spiel durften wir nun selbst jeweils die Rolle eines Helden übernehmen und uns durch den Untergrund kämpfen, inklusive versteckter Schlüssel und zahlreichen Fallen. Die Kämpfe sind vor allem mit mehreren Spielern spaßig, denn alle müssen zusammenarbeiten, um die verwinkelten Umgebungen zu durchforsten und die härtesten Gegner zu besiegen. Überraschend war der Zeitpunkt, als der Dungeonmaster in das Geschehen eingegriffen hat. Er kann nämlich nicht nur einige Bedingungen, wie das Wetter, verändern, sondern auch jedes Monster übernehmen und selbst steuern.

Es ist unfassbar, wie viele Freiheiten der Editor bietet. Er ist komplett selbsterklärend und wirkt dadurch erst simpel, bietet aber so viele Möglichkeiten, dass man sich kaum vorstellen kann, wie viele Ideen verwirklicht werden können. Vor allem die Verließe, in denen der Ersteller selbst zum Bösewicht oder Retter werden kann, bieten so viel Spielspaß, dass es fast unmöglich scheint, dass die Kampagne zum Highlight wird.

Technik

Auf der technischen Seite sieht der Titel gut aus und überzeugt durch detaillierte Gegenstände sowie einem passenden Stil. Die spielbare Version lief auf einem PC, also lässt sich noch nicht sagen, wie das Ganze auf der Konsole aussehen wird. Auch die Steuerung bleibt ein Rätsel, denn während der Editor mit Maus und Tastatur unglaublich einfach zu bedienen ist, könnte das mit einem Controller schwieriger werden. Die Musik konnte auf jeden Fall überzeugen, mit mythischen und epischen Liedern, die das Geschehen perfekt unterstreichen.