Ubisoft hatte uns zu der alljährlichen Fantastic X-MAS Tour geladen, und wir sind natürlich dem Aufruf gefolgt. Dort haben wir auch wieder einmal die Möglichkeit bekommen, das gesamte Line-Up des Herstellers für das Weihnachtsgeschäft in Ruhe auszutesten. Genau dies war auch der Fall bei „Assassin’s Creed Syndicate”. Ich durfte die komplette dritte Sequenz des Assassinen-Abenteuers durchspielen und will euch nun an meinem Eindruck teilhaben lassen.

Aus der Klischee-Kiste

In der Rolle von Jacob und Evie Frye müssen wir zunächst Henry Green aufsuchen, einen Bekannten des Vaters des Geschwisterpaars, der dabei helfen soll, einen Teil von Eden aufzufinden. Doch als sie ihn tatsächlich finden, landen sie mitten in einem Bandenkrieg, der von den Templern angeführt wird. Als Anhänger der Assassinen muss nun eine eigene Bande namens The Rooks aufgebaut werden, um die einzelnen Bezirke Londons von den Templern zu befreien. Bei den Charakteren an sich sollte man keine allzu ausgefleischten Personalitäten erwarten. Jacob ist der Hitzkopf, Evie die etwas Geerdete Person und so weiter. Hier wurde mal wieder in die Kiste der Klischees gegriffen und gut auf die einzelnen Charaktere verteilt.

Etwas mehr Batman

Mit dem Aufbau einer Bande und dem Befreien der Bezirke beschäftigt sich auch größtenteils die dritte Sequenz im Spiel. In dieser muss man vier verschiedene Aktivitäten erledigen, um den Stadtteil Whiteborough nach und nach einzunehmen. Die einzelnen Missionen waren wieder typisch für „Assassin’s Creed” und andere Spiele dieser Art. Also sind Aufträge wie Rette X Personen aus diesem Bereich oder Besiege Y Gegner in diesem Bereich an der Tagesordnung.

So typisch sich das ganze anhört, war es doch spaßiger als gedacht. Es gab zwar zu jeder Mission nur die Möglichkeit, sie entweder laut oder leise zu erledigen, aber vor allem der letztere Ansatz hat durch bessere Funktionen um die Gegner ausfindig zu machen, seinen Reiz bei mir ausgelöst. Kommt es aber doch mal zu einem Kampf, dann dürfen wieder ordentlich die Fäuste fliegen. Denn während Evie mit einem Hilfsmittel gegen die Gegner kämpft, vertraut Jacob einzig und allein auf die Kraft in seinen Armen. Spielerisch hat man sich dieses Mal mehr an der Batman Arkham-Reihe orientiert. Mit Viereck wird angegriffen, mit Kreuz bricht man den Block, mit Kreis wird gekontert und mit Dreieck darf die Sekundärwaffe, wie eine Pistole, ein Messer oder auch eine Rauchbombe, verwendet werden. Insgesamt spielen sich die Kämpfe nicht mehr so steif, es greifen auch mal mehr Gegner an, aber wer schon andere Spiele der Art aus den letzten Jahren gespielt hat, der wird wohl kaum gefordert werden. Zumindest hatte ich in meiner Anspielsession nie Probleme mit den Kämpfen gehabt.

Sorgenkinder

Obwohl ich eigentlich mit der Reihe auch nach mehreren durchgespielten Teilen nie warm wurde, hatte ich durch die kleinen Verbesserungen, vor allem im Kampf, aber auch durch die allgemein verbesserten Systeme, meine Freude am Spiel. Trotzdem gibt es schon jetzt wieder einige Sorgenkinder. Wie je und eh, ist das Parkoursystem etwas anspruchslos sowie ungenau und wurde kaum überarbeitet. Dazu kommt nun die Möglichkeit, zum ersten Mal mit zwei Charakteren zu spielen. Diese können jederzeit außerhalb einer Mission und nur, wenn man steht, gewechselt werden. Es wird zwar damit beworben, dass Jacob mehr für die harten Jobs und Evie das Schleichen übernimmt, aber in meiner Anspielsession war es spielerisch total egal, wen man nun übernimmt. Etwas nervig könnte es zudem bei den Skills werden, die bis auf wenige Charakter-spezifische Fähigkeiten ganz am Ende der Bäume genau gleich sind und für jeden Charakter einzeln freigeschaltet werden müssen. Das Problem dabei ist aber, dass die Skill-Punkte geteilt werden, um die Fähigkeiten zu kaufen. Zusätzlich gibt es auch ein Mikro-Transaktionen-System, bei dem man mit echtem Geld unter anderem Pfund kaufen kann, um neue Outfits, Waffen und mehr zu erwerben. Wie teuer der Spaß, um ein wenig was abzukürzen, sein wird, ist bisher noch nicht bekannt. Aber in der Richtung sehe ich keine allzugroßen Probleme, dass Ubisoft dadurch wieder neue Kontroversen entfacht.

Verbesserte Technik

Auf der technischen Seite hat man sich die Kritik des Vorgängers etwas zu Herzen genommen. Während die grafische Qualität kaum verringert wurde, läuft der Titel schon jetzt flüssiger. Vor allem auf Spielereien, wie ganz große Menschenmassen auf einmal zu zeigen, hat man, soweit ich das beurteilen kann, bisher verzichtet. Die gezeigte Version war natürlich noch nicht die Verkaufsfassung und hatte in einigen Sequenzen noch mit Rucklern zu kämpfen, besonders, wenn man die neuen Pferdekutschen gesteuert hat, gingen die Frames gerne mal nach unten, aber insgesamt zeigte sich Syndicate technisch schon ausgereifter. Spielen durfte ich übrigens direkt auf der PS4 und nicht wie meist üblich auf einem High-End-PC. Eins der ganz großen Highlights meiner Anspielsession war der Soundtrack: Er versprüht einen ganz besonderen Charme, der total zu den verschiedenen Spielsituationen und dem viktorianischen London passt. Letzteres ist wie schon Paris bei „Assassin’s Creed Unity” die Hauptattraktion und bringt die Atmosphäre mit verwinkelten sowie nebligen Gassen ein gutes Stück weiter. Ich konnte bisher nur in den Bereich Whiteborough hineinschnuppern, doch jener zeigte sich von seiner guten, allerdings auch düsteren Seite.