Beta-Tests sind oft eine gute Gelegenheit für den Publisher die Server einmal vor der großen Veröffentlichung zu testen. Aber auch Spieler profitieren davon, da sie so für einen kurzen Zeitraum schon einmal ein Spiel in aller Ruhe anspielen können. Genau deshalb hatte Ubisoft vor kurzem eine Closed Beta zu ihrem neuesten Machwerk „Tom Clancy's The Division” gestartet. Wir hatten die Möglichkeit, uns der Division für einige Stunden anzuschließen und wollen im Folgenden von unserer Erfahrung im Endzeit-Manhattan berichten.

Eingeschränkter Funktions-Umfang

Wie üblich für eine Beta hat man nicht den kompletten Funktionsumfang verfügbar. Dies reichte von fehlenden Individualisierungsoptionen bei der Charakter-Erstellung über minimale Story-Inhalte bis hin zu gesperrten Ausrüstungsgegenständen, Perks und der Option Sachen herzustellen. Für den Test startete man mit einem Level 4-Charakter direkt nach der Prolog-Mission. Die kurze Zwischensequenz lässt darauf schließen, dass wohl ein Charakter während dieser in einer Explosion stirbt und man selbst nur ganz knapp mit dem Leben davon kommt. Eine Einführung, warum die Welt so ist, wie sie ist, gab es bisher noch nicht. Einzig in den Ladezeiten, die erstaunlich kurz ausfallen und nur beim ersten Start, nach dem Tod oder während der Schnellreise-Option zum Einsatz kommen, werden kurze Info-Boxen angezeigt.

Lineare Haupt- und interessante Nebenmissionen

Ohne wirklich zu wissen, was man tun soll und ein Tutorial-Video, das so schnell wieder vorbei ist, dass man die Hälfte vergessen hat, wurde man in die Beta geworfen. Insgesamt konnten wir zwei Missionen spielen, die recht linear aufgebaut waren: Laufe einige hunderte Meter von Punkt A zu Punkt B und schieße alle Gegner ab, die sich in deinem Weg befinden. Von dem bisher gespieltem gehen wir sowieso davon aus, dass auch im Hauptspiel diese Missionen nur wenig Abwechslung bieten und eher nur dazu dienen einem die gesamte Welt einmal vorzustellen. Da sind die Nebenmissionen schon etwas interessanter: Mithilfe von einem ECHO-Tracker musste man so in der Beta eine vermisste Person aufsuchen, was durch die erzählte Geschichte aus dem Off eine gute Atmosphäre erzeugte. Wie oft dieser Missionstyp vorkommt, muss sich aber noch zeigen.

Spielerisch altbekannt aber trotzdem spannend

Spielerisch ist „The Division” auch nicht gerade eine Innovations-Bombe. Ausgerüstet mit verschiedenen Waffen und Skills, wie ein Puls, der Gegner aufspürt, oder einem ballistischen Schild, muss man sich von Schutz zu Schutz hangeln und möglichst präzise seine Gegner treffen. Wer eine Taktik ala Rambo ausführen möchte, der wird sehr schnell das Zeitliche segnen, da man schon mit wenigen Treffern einen großen Anteil seiner Lebensenergie verliert.

Auch wenn das grundlegende Gameplay kaum Neuerungen birgt, so muss man den Entwicklern zu gute halten, dass es trotzdem Spaß macht. Das kommt vor allem dadurch, dass sich der Kampf wirklich bedrohlich anfühlt, da schon der kleinste Fehler große Auswirkungen haben kann. Man muss immer auf der Hut sein und den nächsten Schritt wirklich gut planen, da man ansonsten vor vier Gegnern steht, die sofort auf einen zustürmen und flankieren. So weit zu gehen und die KI als intelligent zu bezeichnen, würden wir aber nicht gehen, denn sie agieren eigentlich immer im gleichen Muster, weshalb man schnell weiß, wie man gegen sie vorzugehen hat.

MMO mit wenig MM aber viel O

Ein weiterer wichtiger Punkt von „The Division” ist die Genre-Einteilung als MMO. Wenn man an diesen Begriff denkt, dann sieht man große Welten vor einem, auf dem tausende von Spieler gleichzeitig herumlaufen und miteinander Gegner schlachten. Ubisofts Shooter hat zumindest die Einteilung in Player vs. Enemy- und Player vs. Player-Bereiche, jedoch sind erstere stark instanziert. Einzig in der kleinen HUB-Welt konnten wir andere Spieler sehen und mit diesen interagieren. Wenn man sich dort nicht einem kleinen Squad anschließt, dann kommt man sofort alleine in einen instanzierten PvE-Bereich und sieht dann auch nie wieder einen anderen Spieler bis man entweder in den PvP wechselt oder wieder zu der HUB-Welt zurückkehrt. Dadurch geht das Gefühl der Verbundenheit etwas verloren und man bekommt ein wenig den Gedanken, warum man überhaupt immer Online sein muss, wenn doch ein sehr großer Teil des Spiels auch unabhängig von anderen Spielern gespielt werden kann.

Willkommen in der Dark Zone

Wechselt man dann doch mal zum PvP, dann betritt man die sogenannte Dark Zone, die so stark kontaminiert von dem Virus ist, dass der gesamte Loot nicht einfach mal so mit hinaus getragen werden kann. Denn der große Aufhänger in diesem Modus ist, dass man durch einen relativ offenen Bereich herumläuft und auf eine bestimmte Anzahl an Spielern trifft. Jeder hat dabei das gleiche Ziel: Möglichst viel Loot finden und diesen dann per Hubschrauber aus der Dark Zone herausfliegen lassen. Die Spannung dabei ist aber, dass die Agenten sich untereinander auch abschießen können, um so den Loot von anderen Spielern abzugreifen. Der Haken an der Sache: Sobald man einen anderen Spieler angegriffen hat, wird man markiert, wodurch alle anderen einen auf der Karte sehen können und genau wissen, dass man gerade im besten Fall neuen Loot hat. Für das Ausschalten eines Rogue-Agenten bekommt übrigens keine Strafe.

Dadurch muss man also nicht nur die KI-Gegner beachten, sondern auch jeden anderen Spieler, der von jetzt auf gleich einen töten könnte, nur um einen weiteren Gegenstand zu bekommen. Die Dark Zone ist ein spannender Spielmodus, der abseits von dem ansonsten sehr typischen Missionszielen etwas Abwechslung bietet. Zudem treibt hier das „Hohes Risiko, Hohe Belohnung”-Prinzip an, auch einmal etwas abseits von dem zu machen, was man sonst tut. Die Dark Zone hat auch noch ein ganz eigenes Level, weshalb man hier auch noch einmal Extra-Zeit hinein investieren kann, um auch abseits vom normalen PvE-Level immer besser zu werden.

Langeweilige aber authentische Laufwege

Zum Abschluss muss natürlich auch noch einmal die Welt an sich erwähnt werden. Auch wenn es am Ende nicht ganz New York ist, wie ursprünglich einmal angedacht, so ist Lower Manhattan schon recht groß. Egal ob große Plätze, lange Straßen oder enge Häuserschluchten, alles fühlt sich sehr authentisch an. Dadurch kommt es aber auch zu einem weiteren Kritikpunkt, denn man kann die gesamte Welt nur zu Fuß bereisen, was öfters einmal dazu führt, dass man bei bestimmten Missionszielen um ein oder zwei Blöcke laufen muss, nur um in eine Gasse zu kommen. Dies kann dann schon einmal eine Minute mehr in Anspruch nehmen, als wenn man einfach die Luftlinie genommen hätte.

Trotz Downgrades eine tolle Optik

Aber darüber tröstet die ansonsten wirklich tadellose Optik hinweg, die trotz irgendwelchen Downgrades immer noch total überzeugen kann. Überall raucht es, Schnee wird aufgewirbelt, die Sonne bricht sich in den Häusern und viele weitere Effekte erzeugen ein sehr gutes Gefühl. Es ist Ubisofts Entwicklern auch positiv anzurechnen, dass die PS4-Version zwar schon einmal ins Ruckeln kommen kann, diese aber wirklich nur kurz und verschmerzbar sind. Ansonsten läuft das Geschehen immer mit flüssigen 30 FPS über die Mattscheibe. Über den Soundtrack wollen wir uns noch kein Urteil bilden, da dieser nur selten zu hören war und eher im Hintergrund blieb.