„Gwent? War das nicht irgendein Mini-Spiel in dem dritten ,Witcher‘-Teil?“ Diese Frage dürfte wohl kaum jemand stellen, denn das Kartenspiel hat einen unglaublichen Hype ausgelöst und zählt zu den besten Nebenbeschäftigungen in einem Spiel. Ich selber zum Beispiel habe mehr Zeit damit verbracht das Kartenspiel zu meistern, als Ciri zu finde. Und gerade deshalb war es nur eine Frage der Zeit, bis aus der Nebenbeschäftigung ein eigener Titel werden würde. Wir konnte „Gwent: The Witcher Card Game“ auf der Gamescom ausprobieren und verraten euch, wieso wir die Veröffentlichung gar nicht mehr abwarten können.

Gwint? Gwent? Gwunt?

Ja, um den Namen gab es nach der Ankündigung ein wenig Verwirrung. In Deutschland hieß das Spiel im Spiel nämlich eigentlich Gwint, und nicht so wie im englischen Gwent. Doch um einen einheitlichen Titel für alle Regionen zu haben, wurde einfach letzterer übernommen. In dem Kartenspiel dürfen zwei Spieler Karten ausspielen, um einen möglichst hohen Gesamtwert der eigenen Mannschaft zu erreichen. Wer zuerst zwei Runden gewinnt, also eine höhere Stärke sammelt, während der Gegner aufgibt oder keine Karten mehr hat, hat gewonnen. Allerdings darf man nur durch Sondereffekte, und nicht durch das Regelwerk, neue Karten ziehen, weshalb es nicht klug ist einfach alle starken Krieger auszuspielen. Eben dieser strategische Twist erzeugt eine unglaubliche Spannung, welche die Spieler auf der Welt begeistert hat.

1:1 dasselbe Spiel?

Doch obwohl das Spiel viele begeistert hat, war es deutlich für Solisten ausgelegt. Während des Spieles konnte Gerald nämlich immer mehr Karten sammeln, die ebenso immer stärker wurden. Dabei wäre es natürlich unfair, wenn man mit den Startkarten gegen ein sehr starkes Deck kämpfen würde, weshalb die Macher das Balancing komplett überarbeitet haben. Wir haben bereits in den zwei Matches, in denen wir gegen andere Spieler antreten durften, gemerkt, dass keine Karte nutzlos ist, sondern durch bestimmte Effekte auch bei niedriger Stärke wertvoll sein kann.

Natürlich gibt es trotzdem noch die Helden-Karten, die nicht nur stark sind, sondern meist auch über bestimmte Effekte verfügen und nicht durch die Effekte anderer Karten beeinflusst werden. Das bedeutet aber auch, dass man sie nicht verstärken kann, weshalb sie bei weitem keine Übermacht darstellen. Und genau hierin wird hoffentlich ein großer Reiz liege, denn ein gutes Deck zu bauen, erfordert eine Menge Arbeit. Zwar konnten wir nur vier vorgefertigte Decks nutzen, doch schon da durfte man überlegen, ob man einige Karten nicht lieber aus dem eigenen Deck rausnehmen würde. Am Ende soll man Kartenpacks über eine Ingame-Währung erspielen können oder durch echtes Geld kaufen. Zwar sind hier noch keine Preise bekannt, allerdings spricht CD Project Red davon, hier niemanden zu etwas zu zwingen und die eigene Firmen-Politik, stets fair zu den Spielern zu sein, fortzuführen.

Tales from The Witcher

Anstatt den Spielern einfach nur Online-Matches und Runden gegen den Computer zu gewähren, sollen Einzelspieler-Abenteuer einen großen Teil ausmachen. Hierbei wird das erste Abenteuer, das wie eine Einleitung und Tutorial funktioniert, kostenlos sein, während weitere zusätzlich gekauft werden müssen. Doch das ist verständlich, bedenkt man wie toll durchdacht es hier zugehen wird. Es wurden erneut sehr gute Sprecher verpflichtet, sowie diejenigen, deren Stimmen man bereits in den „The Witcher“-Spielen hören konnte.

Die Geschichten werden über Standbilder erzählt, deren Design bisher noch nicht final ist. Allerdings sehen die Bilder sehr stilvoll aus, während im Vordergrund die Charaktere dezent animiert wurden. Die Atmosphäre ist auf jeden Fall toll, und selbst die erste Geschichte, in der es um ein kleines Mädchen geht das Geralt rettet, ist unfassbar stimmig. Auch Zwischensequenzen wird es geben, die genauso wie im dritten Teil der beliebten Reihe eher animierte Bilder sind, die aber toll in Szene gesetzt wurden. Und haben wir schon erwähnt, dass es Entscheidungen geben wird, die den Verlauf der Geschichte beeinflussen? Auf jeden Fall werden diese Geschichten die Lücken zwischen den Spielen ausfüllen, und möglicherweise sogar Kurzgeschichten eines gewissen Autors adaptieren.

Die typische Faszination der Welt

Zwischen den Story-Sequenzen darf der Spieler Geralt, oder möglicherweise auch andere Figuren, über eine Weltkarte steuern. Hier wählt man nicht einfach sein Ziel aus, sondern darf sich frei bewegen. Besonders schön sind dabei optionale Erkundungen, denn kleine Camps oder Häuser abseits des Weges beherbergen manchmal Kämpfe, manchmal Soldaten, die sich dem Spieler anschließen, und manchmal sogar eigene Geschichten. Diese Soldaten sollte man unbedingt mitnehmen, denn sie funktionieren als Karten. Dabei ist es klar, dass man nur einen Geralt im Team haben kann, aber von beliebigen Soldaten dürfen es auch mehr sein. Trifft man die falschen Entscheidungen, verlassen diese aber auch das Team, oder schließen sich ihm gar nicht erst an, weshalb die Geschichte eng mit dem Gameplay verbunden ist.

Es bietet sich ein unglaubliches Potential dadurch, dass die Macher nicht einfach nur beliebige Kämpfe aneinander reihen wollen, sondern tatsächlich eine kleine Welt zum Eintauchen bieten ohne aber den eigentlichen Reiz des Spieles zu vernachlässigen. Durch die kleinen Geschichten können die Macher Lücken zwischen den Spielen schließen oder auch Geschichten von Charakteren erzählen, die gar nicht mehr vorkamen, sondern die später nur erwähnt wurden. Ja, wie meinen dich, Kalkstein!

Optisch oho?

Schon während der ersten Runde merkt man, dass das Spiel nun sehr viel lebendiger wird. Mehr Animationen und Effekte machen da ihren Job genau richtig, obwohl das Spielbrett selber gerne etwas mehr Vielfalt bieten dürfte. Auch die Zwischensequenzen über die Kulissen sahen durchaus gut aus, auch wenn dort noch diverse Effekte fehlten, die aber in der finalen Version vorhanden sein sollen.

Doch natürlich sind es wieder einmal die Originalsprecher, die einen fantastischen Job abliefern und die Charaktere auch ohne Bewegungen lebendig wie eh und je machen. Hier wird es natürlich erst wirklich spannend wenn auch die Geschichten stimmen, doch wir machen uns ehrlich gesagt wenig sorgen, dass es an denen mangeln wird.