Ich liebe die „Dynasty Warriors“-Spiele. Jeder neue Titel sowie jedes Spin-Off erzeugen bei mir eine nahezu kindliche Vorfreude, denn so viel puren Spielspaß erlebe ich in kaum einer anderen Reihe. Zwar steht die Reihe für viele Spieler für eine fehlende Weiterentwicklung, doch das war mir bisher egal. Gerade weil „Dynasty Warriors 8“ aber großartig war, und auch das zuletzt erschienene „Fire Emblem Warriors“ alle Wünsche erfüllte, war ich so gespannt auf „Dynasty Warriors 9“. Eine offene Welt, ein neues Missionssystem, es war dann eben doch der frische Wind von dem ich nicht erwartet hätte, dass ich ihn mir innerlich wünsche. Bereits nach weniger als fünf Minuten war mir aber klar, dass der Tiefpunkt der Reihe erreicht war. Wieso das Spiel so eine herbe Enttäuschung ist, und wieso wir mit dem Review noch ein wenig warten, verraten euch in den folgenden Zeilen.

Das ist drin

Eigentlich sollte „Dynasty Warriors 9“ ein Umbruch für die Reihe werden. Anstatt schlicht die bekannten Arenen aufzumöbeln, versprachen die Entwickler offene Welten voller Missionen und Schlachten, die permanent ausgetragen werden, egal wo man ist. Nach der gelungenen Intro-Sequenz wird man dann aber von etwas unschönen Menüs begrüßt, aber das sollte das geringste Problem sein. Anschließend darf man sich über genügend Inhalt freuen, denn die zahlreichen Kapitel werden nochmal in fünf Geschichten unterteilt, die jedoch alle miteinander verbunden sind und man muss auch durchwechseln, um die spätere Handlung zu erleben. Im Endeffekt wird man aber egal mit welchen Charakter im Grunde denselben Verlauf haben, das ist aber nie schlimm gewesen in „Dynasty Warriors“. Gerade die Charaktere durchzuwechseln und Waffen freizuschalten, war immer eine Motivation.

Einmal ein Kapitel beendet darf man dieses im freien Spiel in aller Ruhe genießen. Zumindest sollte das der Fall sein. Eigentlich hört sich das, was ich bisher nur aufgelistet habe ganz solide an, aber ist es nun gut, schlecht, motiviert es auch nach dem Ende oder wirkt das System zu chaotisch? Ich kann es beim besten Willen nicht sagen, da ich „Dynasty Warriors 9“ nicht durchgespielt habe, nicht einmal die Hälfte der Geschichte beenden konnte. Bereits das Tutorial erklärt, wieso das der Fall ist.

Der Sturm vor dem noch größeren Sturm

Eigentlich sollte ein Tutorial genau erklären, wie das Spiel funktioniert. In den meisten Fällen ist die Reihe selbsterklärend, dennoch wird man mit Textboxen zugeworfen, die man in der Kampagne sowieso noch einmal sieht. Das schlimmste ist jedoch die Bildrate, und hier untertreibe ich nicht: „Dynasty Warriors 9“ ist unspielbar und gehört zu den technisch schlechtesten Spielen dieser Generation. Auf der originalen PlayStation 4 erreicht der Titel nie, tatsächlich nie eine Bildrate von 30 Bildern, sondern steht oft bei der Hälfte, manchmal sogar weniger. Konstant ist sie aber selbst dann nicht und hat immer noch Höhen und Tiefen, wenn gar nichts passiert. Die Kameradrehungen wirken wie eine Diashow und haben bei mir als erstes Spiel, das keine VR-Brille nutzt, Motion Sickness ausgelöst. Ich kann und will mir nicht erklären, wie das durch die Qualitätskontrolle kommen konnte, denn das ist nicht akzeptabel. 

Nun ist „Dynasty Warriors 9“ ein Spiel mit schneller Action, viel Bewegung und zahlreichen Gegnern. Die Katastrophe ist also perfekt, denn das simple Kampfsystem hat immer dann Spaß gemacht, wenn man flüssige Action bestaunen durfte. Was hier geschieht, ist aber nur träge und frustrierend, kein einziger Schlag ist auch nur im Ansatz befriedigend und man quält sich eher durch das Ruckelfest. Gerade die aufregenderen Angriffe laufen in Zeitlupe ab und machen so keinen Spaß. Bedenkt man, dass „Fire Emblem Warriors“ im Dock-Modus bei niedriger Auflösung 60 Bilder pro Sekunde ablieferte, wird man hier einfach nur wütend. Doch dafür sieht das Spiel wenigstens besser aus – sollte man meinen.

Unerträglich

Die Texturen laden zum kotzen ein. „Dynasty Warriors 9“ ist ein wahnsinnig hässliches Spiel, und das fällt bei den Gegnertexturen sowie Innenräumen bereits auf. Schaut man sich später aber Wiesen und vor allem Bäume an, kann man seinen Augen kaum trauen. Bis auf den HD-Filter sieht das Spiel manchmal so aus wie aus frühen PlayStation 2-Tagen, dabei gibt es durch den Artstil einige Orte, die tatsächlich einen Funken Atmosphäre versprühen könnten. Jedoch sind wir in einer Zeit, in der ein gewisser Standard erreicht werden muss. Ich verlange kein Spiel auf dem grafischen Niveau von „Uncharted 4“, auch „Monster Hunter World“ muss nicht erreicht werden, aber „Dynasty Warriors 9“ präsentiert sich auf eine derart hässliche Weise, dass man gar nicht zuschauen möchte.

Das Tutorial weiß daneben bereits mit anderen Glitches die Katastrophe darzustellen. Nach einem Semi-Bosskampf, in dem man einfach nur die Spezialangriffe üben muss, das möchtet ihr euch bitte für später merken, wird sogar noch eine Armee gespawnt, nur um nach 2 Sekunden wieder zu verschwinden. Solche Glitches kommen häufig vor und zeigen, dass das Spiel keinerlei Feinschliff über sich hat ergehen lassen.

Offenes Ruckelfest

Dann landet man endlich in der offenen Welt, und darf sich erneut übergeben dank potthässlichen Umgebungen und Texturen sowie NPCs, die überhaupt erst einige Meter vor dem Charakter erscheinen. Wenn diese reden, kann man sich kein Lachen angesichts der Lippenbewegungen verkneifen. Sowieso sehen die Helden und Schurken insgesamt viel detailarmer und regelrecht schlechter aus, als noch im Vorgänger. Die offene Welt ist das interessanteste, denn ständig gibt es Kämpfe, Nebenmissionen und die Hauptmissionen, jedoch kann man vieles davon so angehen, wie man möchte. Die Schlachten in der ganzen Welt entscheiden immer wieder über die Kraft der eigenen Armee, leider macht das Gameplay durch die unfassbare Bildrate so wenig Spaß, dass man die Feinheiten gar nicht genießen kann. In der ersten Mission wird einem zudem das Kampfsystem beigebracht – erneut, wenn man das Tutorial eigentlich überspringen wollte.

Mir ist bereits nach zehn Minuten so übel geworden, dass ich das Spiel pausieren musste. Das schlimmste daran ist, dass man sich irgendwann daran gewöhnt, jedoch nie viel erleben möchte und einfach das Kapitel beendet, um es über sich ergehen zu lassen. Ich hatte nicht einmal den Hauch des Spaßes aus den anderen Teilen. Selbst die größeren Schlachten sind nun trotz großer Welt verkleinert worden und man arbeitet Stationen ab, anstatt einen großen, aktiven Krieg mitzugestalten. Deshalb scheint es so, dass die Arenen der bisherigen Teile lebendiger waren, und man immer einen strategischen Aspekt mit bedenken musste. Das entfällt bei vielen Missionen, und man kämpft sich einfach sinnlos durch. Auch die Charaktere sowie die Waffen müssten das Spielgefühl der Reihe entfachen können, doch davon merkt man nichts. Gerade die Kombos scheinen heruntergefahren zu sein und vieles wurde vereinfacht, dabei war das bisherige System nicht kompliziert. 

Traurig, aber wahr

Was fehlt noch bei einer echten Gurke? Natürlich die Synchronisation, zu der ich gar nicht viele Worte verlieren möchte. Die englischen Sprecher gehören jedoch ebenfalls zu dem schlechtesten, das Spiele zu bieten haben. Kein einziger Charakter spricht auch nur einen Satz ohne merkwürdige Betonung oder völlig übertriebenen, aber kraftlosen Schreien. Man muss es gehört haben, um zu glauben, dass so eine miese Arbeit in einem Vollpreisspiel eingebaut wurde. 

Wieso aber versteife ich mich so sehr auf die technische Katastrophe und rede nicht mehr über die Neuerungen des Gameplays? Ganz einfach – im aktuellen Zustand dürfte es für viele Spieler unmöglich sein, so lange durchzuhalten, dass man sich einarbeitet. Zu sehr stört die Bildrate, als dass man sich zurücklehnt und seine Charaktere verbessert, Waffen sammelt und die Welt erobert. Eben das ist der Grund dafür, dass wir heute kein Review veröffentlichen. Weil wir durch die technische Komponente derart zurückgehalten wurden, können wir keinen fairen Bericht über das Gesamtpaket abliefern. Zumindest noch nicht, denn nach einigen Stunden mehr sollte sich offenbart haben, ob überhaupt irgendetwas gelungen ist. Das dauert aber dank Motion Sickness länger als bei allen anderen Spielen. Hier wird eine Katastrophe im Stil von „Sonic The Hedgehog“ aus dem Jahr 2006 abgeliefert, inklusive häufige Ladezeiten. Vielleicht ist „Dynasty Warriors 9“ jedoch noch schlimmer geworden.

Bei all dem müssen wir erwähnen, dass wir auf der normalen PlayStation 4 gespielt haben. Berichte aus Japan lassen bereits hören, dass die Bildrate auf der PlayStation 4 Pro höher ist, durch die ständigen Ruckler soll aber auch dort der Ablauf alles andere als flüssig sein. Das sollte aber gar kein Kriterium sein, denn alle Spiele müssen auch auf der originalen Konsole laufen. Bei diesem Spiel ist das aber nicht der Fall.