Virtual Reality ist seit einigen Jahren in aller Munde und nun endlich ist die von vielen größte Revolution für Videospiele der letzten Jahre schon da, beziehungsweise im Falle von PlayStation VR wird es bald so weit sein. Da man den Effekt am eigenen Leib am besten ausprobieren kann, tourt Sony derzeit durch Deutschland. Wir haben uns einen Slot während der ESL One gesichert und durften gleich mehrere Spiele ausprobieren. Zu „Until Dawn: Rush of Blood” findet ihr unter diesem Link eine gesonderte Preview.

Immersion mit Hindernissen

Zunächst einmal zum Headset an sich: Wie schon der Prototyp, den wir vor fast zwei Jahren ausprobieren konnten, fühlt sich PlayStation VR sehr leicht an und das Headtracking funktioniert sofort ohne Probleme. Nachdem man den Helm auf hat, sieht man zwar meist an den Seiten noch etwas von der realen Welt aber wenn man sich fokussiert, dann ist die Immersion schnell geschaffen und die Ecken sind schnell vergessen. Die relativ niedrige Auflösung des Bildschirms innerhalb der Brille könnte zusätzlich zum sehr auffälligen Pixel-Raster bei manchen sicherlich die Immersion zerstören. Wenn man sich aber nicht allzu sehr drauf konzentriert, dann vergisst man das Raster schnell und die Immersion kann trotzdem einsetzen. Einzig die Kraft der PlayStation 4 reicht leider nur dafür aus, eine Grafik zu erzeugen, die maximal auf höherem PS3-Niveau ist. Dazu kommt ein sehr auffälliger Treppchenstufen-Effekt, den man bei Bewegung zwar ausblenden kann aber vor allem in VR geht es auch mal darum stehen zu bleiben und etwas zu erkunden, was dank des fehlenden Anti-Aliasing aber doch stark die Schauwerte mindert.

Bisher ist es also eher so, dass zwar so Features wie das Headtracking oder auch das generelle Gewicht des Headsets wunderbar gelöst sind, aber vor allem bei der Optik lässt PlayStation VR zu wünschen übrig und genau das könnte für manche ein Dealbreaker sein. Uns im Gegensatz stört es nicht wirklich nicht die hübschesten Spiele präsentiert zu bekommen, solange spielerisch gut gemachte Erfahrung auf uns warten. Was wir zocken durften erfahrt ihr in den folgenden Abschnitten:

The London Heist: Die Flucht

Zum Start von PlayStation VR werden sich wahrscheinlich die meisten „PlayStation VR Worlds” dazuholen. Einer der fünf Erfahrungen ist „The London Heist”, ein kleines Gangster-Abenteuer in der britischen Hauptstadt, bei dem man verschiedene Abschnitte eines großen Raubzugs erlebt. Wir konnten „Die Flucht” spielen: Dort sitzt man mit seinem Komplizen im Fluchtwagen und denkt sich erst nichts schlimmes. Man kann die Zeit am Anfang nutzen, um das gesamte Auto auf den Kopf zu stellen oder sich einfach mal ein wenig umzuschauen. Doch dann kommen die Gegner und schon geht die Schießerei los. Nach einigen Wellen und einem Obermotz mit Rocket-Launcher ist die Demo auch schon wieder vorbei.

Gespielt wird mit zwei Move Controllern, was sich sofort intuitiv anfühlt. Einzig das Drücken der X-Taste zum Lösen des Magazins, falls es noch nicht leer ist, könnte Spieler die noch nie einen Move-Controller in der Hand hatten überfordern. Ansonsten ist „The London Heist” beziehungsweise der von uns gespielt Abschnitt recht gut für den Anfang, da man nicht viel falsch machen kann, aber trotzdem die Interaktivität sowie die Intuitivität sehr gut demonstriert wird. Aber hoffentlich werden die weiteren Abschnitte noch etwas spannender, denn „Die Flucht” ist zwar ein guter Einstieg in die virtuelle Realität, aber insgesamt war die Erfahrung doch eher mager und man wurde nicht wirklich auf die anderen Teile der Geschichte heiß gemacht.

Battlezone

Basierend auf dem Atari-Klassiker „Battlezone” möchte der britische Entwickler Rebellion das Arcade-Panzer-Spiel in die virtuelle Realität bringen. Ganz klassisch beginnt man innerhalb des Panzers und fährt auf Schienen, während die Mission erklärt wird. In dem Cockpit kann man auf einem Radar sehen, woher die Gegner kommen, die Munition überprüfen, einen News-Feed lesen oder noch einiges mehr. Nach dem Briefing fährt man frei in einer Arena mit dem linken Analogstick und steuert das Fadenkreuz mit dem rechten. Der Kopf ist allein dafür da, um die Blickrichtung des Panzers zu bestimmen sowie die verschiedenen Features im Cockpit zu bestaunen. Innerhalb der Arena muss man die anstürmenden Panzer und die Schnellschuss-Türme zerstören. Die Demo endet mit einem gewaltigen Schwarm an kleinen Fluggegnern, denen man mit der EMP-Kanone ordentlich zusetzen muss.

Am Ende bekommt man noch einen Überblick über die anderen Umgebungen, die sich im Spiel befinden, jedoch hat man einfach nur Lust weiter zu spielen. Und genau das ist auch der Eindruck, den „Battlezone” hinterlassen konnte. Es hat sich sehr natürlich angefühlt aus dem Panzer hinauszuschauen, aber trotzdem noch gleichzeitig mit den Sticks das eigentliche Spiel zu steuern. Das Spiel würde wahrscheinlich auch gut ohne Virtual Reality funktionieren, profitiert aber unglaublich davon, weil es genau den richtigen kurzweiligen Arcade-Charme hat, der perfekt in Verbindung mit VR funktioniert.

RIGS: Mechanized Combat League

Auch wenn die beiden Spiele zuvor auch richtige Spiele beziehungsweise in einer Sammlung an mehreren kleinen Titeln angeboten werden, so ist „RIGS: Mechanized Combat League” für Sony das Flagschiff der VR-Launch-Titel. In dem von Guerrilla Cambridge entwickelten Sportspiel befindet man sich abermals im Cockpit eines Gefährts, genauer eines Roboters, der dafür ausgelegt ist schnell und gelenkig durch die Arenen zu düsen. Das Ziel des Spiels ist es, die Punkte auf dem Feld einzusammeln, um eine Leiste aufzuladen, wodurch man am Ende überladen ist und einen Punkt machen kann, in dem man durch das Tor in der Mitte der Arena springt. Um dies zu verhindern, hat man natürlich noch Waffensysteme zur Hand. Beim Abschuss verliert man alle eingesammelten Punkte. Zudem gibt es noch drei Modi, zwischen denen man wechseln kann. Beim Angriff ist der Schuss am stärksten, dafür ist aber die Verteidigung geschwächt und man muss aufpassen, dass man nicht zu schnell das Zeitlich segnet. Hat man zu viel Schaden genommen, dann geht man in die Reparatur über, wodurch man sich heilt, sofern man aus dem Gefecht ist. Als drittes gibt es noch den Tempo-Modus, bei dem man, wie sollte es auch anders sein, schneller unterwegs ist.

„RIGS” ist von allen Spielen, die ich antesten durfte, das wohl aufwendigste Spiel. Das Spielprinzip scheint auch auf längere Zeit noch interessant zu werden, weil man dann im Team verschiedene Taktiken entwickeln kann. Auch die unterschiedlichen Waffen der Roboter und die drei Waffen-Modi könnten genug Spieltiefe bieten. Wie die Abwechslung bei den Spiel-Modi sein wird und was auf Einzel- sowie Mehrspieler warten wird, ist bisher noch nicht bekannt. Die Einbindung in VR macht vor allem am Anfang sehr viel Spaß, wenn man in dem Team-Hangar steht, noch einmal einen Check bekommt, langsam in seinen Roboter steigt und dann auftaucht in der Arena und sich erst einmal ganz genau umschauen muss. Wenn das Spiel dann wirklich losgeht, merkt man aber schnell, dass an dem Kontrollschema vielleicht noch was geändert werden muss. Da ich wusste, dass das Spiel bei vielen zu Motion Sickness geführt hat, habe ich bewusst etwas sanfter gespielt und keine allzu ruckartigen Bewegungen mit dem rechten Stick gemacht. Mit der Taktik kam ich auch gut weg und hatte keine Beschwerden aber hoffentlich wird es im fertigen Spiel verschiedene Kontrollsysteme geben aus denen man wählen kann. Für den ersten Eindruck gegen Computer machte das Spiel natürlich Spaß, aber ob die VR-Einbindung auch wirklich einen Mehrwert hat, muss sich noch zeigen.


Ersteindruck

Nach knapp einer halben Stunde PlayStation VR ziehen wir den Helm aus und sind trotz den klaren Schwächen begeistert. Selbst wenn wir nur kleine Spielkonzepte, die ohne die virtuelle Realität sehr simpel sind, antesten durften, bietet dieser neue Raum enorm viel Potenzial diese Ideen in einem neuen Gewand zu präsentieren. VR wird vielleicht nicht den Hardcore-Spielemarkt erreichen, aber auch dann ist es eine Technik, die man am eigenen Leib mal ausprobiert haben muss, um überhaupt zu verstehen wieso die Leute so begeistert sind. Ob Sony es wirklich schafft den Massenmarkt zu erobern, möchten wir nach der kurzen Session nicht beurteilen, aber wir freuen uns das Headset in wenigen Monaten endlich unser Eigen nennen zu dürfen.