Seit Jahren ist es für Fußball-Fans eine mehr oder weniger schwierige Entscheidung: „Pro Evolution Soccer“ oder „FIFA“? Was für das ungeschulte Auge wie eine banale Wahl aussieht, steht doch der Rasensport in beiden Spielen auf dem Programm, sind sie keineswegs gleich. Vor allem in den letzten Jahren ist der Konkurrenzkampf deutlich geworden, und obwohl die Verkaufszahlen eine deutliche Sprache sprechen, möchte man doch wissen, welches Spiel nun das bessere ist. Wie haben uns auf die Suche nach dieser Frage gemacht und verraten euch im folgenden Bericht, zu welchem Fazit wir gekommen sind.

1. Die Modi

Bei den Modi sind beide Spiele nicht unbedingt gleich. „PES 2017“ will hier nämlich die Champions- und Europa League in das Zentrum stellen und beweisen, dass man eben auch ein paar offizielle Turniere bieten kann. Ansonsten gibt es die klassische Karriere, die sich in jedem Jahr nur marginal verändert, dennoch bei Laune hält. Online geht es auch gut zur Sache, auch wenn kein Modus besonders heraussticht. Im Endeffekt darf man hier also das gewohnte Paket erwarten, ohne große Überraschungen, was aber nicht unbedingt schlimm ist, da alles unterhält.

Schaut man sich „FIFA 17“ an, findet man natürlich auch die bekannten Modi, wie die Karriere, das Training, sowie die Online-Modi, über die wir bereits im Test geredet haben. Und trotzdem liegt das Spiel von EA Sports vorne, denn in diesem Jahr wurde eben die große Überraschung geboten, mit dem Story-Modus The Journey. Hier verfolgt man Alex Hunters Weg vom kleinen Fußball-Spieler zum großen Star. Wir fanden zwar, dass man hier eine ganze Menge ausbauen kann, aber dennoch ist das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Vor allem Neueinsteiger werden viel besser an den Rasensport herangeführt und dürften sich vielleicht sogar dafür begeistern können. Wo die anderen Modi recht trocken herüberkommen mögen, wird in The Journey eine echte Geschichte zum Verfolgen angeboten.

2. Die Lizenzen

Ok, eigentlich ist dieser Punkt nicht unbedingt der fairste, dennoch gehört er in einen Vergleich. Denn „PES 2017“ versucht, gerade im südamerikanischen Bereich mehr Teams an Bord zu holen, doch wer es wirklich darauf anlegt, mit seinen Lieblingsteams gegen die großen Rivalen zu spielen, wird erneut enttäuscht. Es fehlen sogar Teams der Champions League, besonders der FC Bayern als großer deutscher Player ist nicht vorhanden. Das ist bitter und macht selbst diesen Pluspunkt zunichte, denn was bringt einem so eine Liga, wenn sie nicht vollständig ist? Das Trostpflaster ist erneut der Editor, der wahnsinnig gut funktioniert und in diesem Jahr dank USB-Import zugänglicher wird.

Dennoch braucht man gar nicht versuchen, hier „FIFA 17“ den Punkt abzuknöpfen. Mit allen Teams der ersten und zweiten Bundesliga, sowie allen anderen wichtigen europäischen Clubs, ist man hier bestens zufrieden. Nein, nicht alle Spieler sehen wirklich gut modelliert aus, doch aus der Sicht von Oben stört das nicht allzu sehr. Dank der Bundesliga und vielen anderen Ligen sowie Veranstaltungen kann man sogar die bei PES vorhandenen Meisterklassen verschmerzen. Diese Übermacht, die „FIFA“ schon seit Jahren beweist, wird immer größer und es müsste schon ein Wunder geschehen, wenn sich etwas ändern sollte.

3. Das Gameplay

War es bisher recht einfach, die beiden Spiele gegeneinander antreten zu lassen, wird das hier schon schwieriger. „PES 2017“ bietet in diesem Jahr wieder ein großartiges Spielgefühl, das sich auf dem Platz bemerkbar macht. Zwar läuft alles läuft etwas langsamer ab aber dafür fühlt sich der Spielablauf flüssig an und man kann seine Strategie besser planen. Dafür werden Einsteiger etwas überwältigt, denn mit der Grundsteuerung hat man nicht wirklich genug gelernt, um die ersten Matches zu überstehen. Wer aber in das System eintaucht, wird umso mehr belohnt. Präzise Schüsse und eine wunderbare KI Sorgen dafür, dass man auf dem virtuellen Spielfeld rein vom Gameplay her nichts vermisst. Zudem spielt sich jeder Spieler sehr individuell, was wirklich authentisch ist.

Auch „FIFA 17“ spielt sich wunderbar, wenn auch etwas simpler. Die Steuerung ist schnell erlernt, doch wer gegen echte Gegner oder höhere Schwierigkeitsstufen ankommen möchte, muss auch hier die Tricks lernen. Das ist aber nicht unbedingt schwierig und lässt sich mit dem richtigen Willen bewältigen. Wer jedoch ein realistisches Spielgefühl erwartet, ist nicht ganz an der richtigen Stelle. Viele Manöver gehen etwas simpler von der Hand, was nicht schlecht ist, sondern einfach eine andere Zielgruppe bedient. Dadurch fühlt sich das Gameplay etwas arcadig an, und manchmal leider auch etwas hölzern, wenn die KI nicht mitspielt. Allgemein ist aber auch hier der Ablauf wunderbar und motiviert stundenlang.

4. Die Taktik

Wenn wir schon über Lizenzen reden, dann auch über die Taktik-Einstellungen. Hier hat „PES 2017“ nämlich neue Maßstäbe gesetzt und lässt den Spieler selbst Taktiken erstellen, die man während des Spiels abrufen kann. Und auch auf dem Feld kann man sich dann so bessere Situationen erspielen, und dadurch die Kontrolle auf dem Feld erobern. Man spielt nicht nur vor sich her, sondern kann wirklich die Optionen nutzen, um das gesamte Gameplay auf den Kopf zu stellen. Was die Macher hier geschafft haben, ist beeindruckend.

„FIFA 17“ hingegen bietet vor allem bewährtes. Die Taktik-Einstellungen sind kaum anders als im vergangenen Jahr und die Freiheiten wurden nur marginal erweitert. Jedoch hat man als normaler Spieler selten das Gefühl, durch die Taktik-Optionen viel zu verändern, was den Ablauf erneut arcadiger gestaltet. Das ist bei weitem nichts schlechtes, jedoch muss man wissen, worauf man seinen Fokus legen möchte. Und da bietet „FIFA 17“ einfach zu wenig, um sich zu behaupten.

5. Die Atmosphäre

Wenn man sich nun aber wirklich wie auf dem Feld fühlen möchte, was bietet einem dann „PES 2017“? Die Einläufe sind toll gemacht und versprühen Atmosphäre, besonders die Einleitungen machen Spaß. Der Ton ist ebenfalls passend, doch die Sprecher zerstören einfach zu viel. Wenige Sätze, die in den falschen Situationen abgespielt werden, sind extrem peinlich und selbst in der englischen Sprachausgabe völlig fehl am Platz. Deshalb kommt die Stimmung nur bedingt auf, besonders in Hinblick auf die zusätzlich begrenzten Lizenzen.

Und auch, wenn „FIFA 17“ noch lange nicht perfekt ist, wird hier das stimmigere Gesamtpaket geliefert. Die Szenen vor Spielbeginn sind ebenfalls toll inszeniert, doch auch auf dem Feld selbst kommt Stimmung auf. Nein, unendlich viele Sprüche gibt es auch hier nicht, doch deutlich mehr als bei der Konkurrenz, und zusätzlich werden diese sogar meist in den korrekten Situationen abgespielt. Hinzu kommt natürlich die passende Inszenierung bei den Teams, und wenn Konkurrenten aufeinander treffen, merkt man das auch auf dem Feld.

6. Die Technik

Hier wird es etwas kniffelig, denn man kann diesen Punkt nicht so einfach als FOX Engine vs. Frostbite Engine beschreiben. „PES 2017“ sieht einfach fantastisch aus, mit sehr detaillierten Spielermodellen, wobei einige besser aussehen als andere. Auch die Animationen sind butterweich und im Spiel realistisch, auch wenn die Grenzen bei Nahaufnahmen und Wiederholungen deutlich werden. Dennoch sieht das Geschehen einfach wunderbar aus und man hat nie das Gefühl, das sehr viel überarbeitet werden muss.

Von einer verpassten Chance kann man definitiv bei „FIFA 17“ sprechen. Denn obwohl der Titel auf keinen Fall schlecht aussieht, ist es doch nicht der Sprung, der den Spielern versprochen wurde. Schaut man sich Titel wie „Star Wars: Battlefront“ an, würde man kaum ahnen, dass beide Titel auf derselben Engine laufen. Es wäre optisch mehr möglich gewesen, was ein wenig Schade ist. Dafür sind auch hier die Animationen butterweich, und die bekannten Spieler sehen wunderbar realistisch aus, wenn sie den Mund nicht öffnen. Wiederholungen und Nahaufnahmen sind aber auch hier oft hölzern.

Kurz vor Knapp

Bevor wir zum Fazit kommen, ein kleiner Hinweis. Denn wie man anhand unserer Wertungen für die beiden Spiele erkennen kann, haben wir einen Favoriten. Dennoch bedeutet das nicht, dass man das eine Spiel mehr mag als das andere. Während wir hier die wichtigsten Aspekte zusammenfassen und miteinander vergleichen, kann man sich alle Vor- und Nachteile in unseren Reviews zu „FIFA 17“ und „Pro Evolution Soccer 2017“ anschauen. Dort gehen wir detaillierter auf verschiedene Aspekte ein und begründen auch, wieso bestimmte Aspekte gut oder schlecht sind. Und wer mit dem folgenden Fazit nicht zufrieden ist, wird so auch unseren Favoriten in diesem Jahr erkennen.

Der wahre Sieger

And the winner is…. Niemand? Ja, das hört sich jetzt etwas langweilig und erwartet an, aber wir wollen uns hier weigern, einen klaren Sieger zu nennen, denn es gibt tatsächlich keinen. Das liegt nicht an einem Gleichstand, sondern daran, dass jeder Spieler andere Aspekte als wichtig empfindet. Wer mit seinen Lieblingsteams die Bundesliga erstürmen will, der sollte zu „FIFA 17“ greifen, ganz klar. Dort darf man sich auch auf eine etwas bessere Inszenierung freuen. Wer jedoch lieber eine richtige Simulation und auf dem Spielfeld mehr Kontrolle haben will sowie den Taktiker raushängen lassen möchte, der sollte lieber zu „PES 2017“ greifen. Beide Titel sind unterschiedlich genug, um eigene Vor- und Nachteile zu bieten, weshalb jeder für sich persönlich einen Sieger entscheiden muss. Und wer wirklich alles haben will, der muss zu beiden Titeln greifen.