Viele Spielereihen erscheinen mittlerweile jährlich, doch ein bestimmtes Genre hat dies schon vor Jahrzehnten begonnen: die Sportspiele. So natürlich auch FIFA, welches dieses Jahr den Zusatz „14“ im Namen trägt. Das Besondere an dem diesjährigen Ableger ist aber, dass wir einen Generationswechsel haben. Zum ersten Mal darf auf der PlayStation 4 das Runde ins Eckige befördert werden. Doch kickt es sich deswegen hübscher, realistischer und umfangreicher? Wir haben für euch jeden Grashalm unter den Stollen der Spieler unter die Lupe genommen!


Freundschaft oder Karriere?

Schon während der Installation des Spiels kann man ein erstes Feeling für die Neuerungen im Gameplay bekommen: Der spanische Klassiker schlechthin, Barcelona gegen Madrid, startet ohne Umschweife beim ersten Spielstart. Natürlich geht es anschließend mit der Qual der Wahl des Spielmodus weiter. Neben Freundschaftsspielen stehen wieder Ultimate Team und Karriere im Fokus, Ligen dagegen fehlen leider. Der Ultimate Team-Modus ist wie bisher auch quasi die digitale Version der Panini-Sammelbildchen. Durch Erfolge im Spiel oder aber auch mit realem Geld kann man sich neue Spieler hinzukaufen, um die beste Mannschaft zu erhalten. Leider kommt man ohne Extraausgaben nur spärlich voran. Für ein Vollpreisspiel ist hier die Notwendigkeit, zusätzliches Geld zu investieren, deutlich zu stark. Zusätzlich scheint das Balancing nicht so perfekt zu sein wie in den anderen Modi, da auch sehr schwache Teams gute Chancen gegen die Quasi-All-Stars haben. Groß verändert hat sich hier gegenüber den Vorgängern nichts, einzig die Manager Tasks sind neu, haben aber eher Tutorial-Charakter. Die Karriere hat sich dagegen deutlicher verändert und hat an Realismus gewonnen. So können nicht einfach Spieler mit Schussstärke 90 und Passgenauigkeit 85 ins Team geholt werden. Die Scouts, die ebenfalls eigene Attribute wie Erfahrung mitbringen, suchen diesmal zum Beispiel nach „schnellen Verteidigern“ oder „Kopfballstark“. Online ist die Coop-Saison hinzugekommen, in der man mit einem Mitspieler zusammen die Tabellenspitze erklimmen darf.

David & Goliath

„Mertesacker am Ball. Er sprintet dem Mittelfeld davon. Nur noch ein Verteidiger steht dem Schuss auf's Tor im Weg. Er versucht ihn per Hakenschlag zu umgehen… doch weg ist der Ball. Er ist halt kein Messi.“ – wäre dies „FIFA 13“, wäre Peer zum Torschuss gekommen. Wo letztes Jahr noch die massigsten Spieler schnell und wendig waren, fühlt sich nun jeder Spieler in seinen Aktionen so an, wie man es von seiner Statur erwarten würde. Somit werden die Unterschiede zwischen guten und schlechten Spielern deutlich ausgeprägter und somit realistischer und fordernder, da das Wissen über den gerade gesteuerten Fußballer die Spielweise beeinflussen sollte. Die logische Schlussfolgerung: die Spieler eines Teams bestimmen nun auch deutlicher den Unterschied zwischen guten und schlechten Mannschaften.

Auf der grünen Wiese

Das Spielgeschehen an sich hat ebenfalls einen merklichen Satz nach vorn in Sachen Realismus erfahren. An erster Stelle springt hier – im wahrsten Sinne des Wortes – der Ball ins Auge. Früher war nahezu immer eine der beiden Mannschaften in Ballbesitz, eine Abnahme hatte stets zur Folge, dass der Ball zu einem anderen Spieler rollt oder direkt beim verteidigenden Spieler geblieben ist. Nun kommt es deutlich öfter vor, dass das runde Leder sich frei in eine der Ballabnahme entsprechende Himmelsrichtung begibt. Somit müssen nun beide Teams wieder sprinten um in Ballbesitz zu kommen, eben genau so, wie man es vom Fußball gewohnt ist. Doch nicht nur der Ball, auch die digitalen Mannschaften haben sich beim Spielverhalten noch etwas mehr an den realen Vorbildern orientiert. Insbesondere die Verteidigung macht ihren Job nun deutlich besser und steht oft geschlossen in der letzten Reihe, so dass man sich die Zähne 80 Minuten lang ausbeißt, nur um sich dann nach einem Konter ein Tor einzufangen - selbst gegen auf dem Papier schwächere Teams. Das ist zwar bitter, aber eben auch realistisch. Ein Grund hierfür ist unter anderem das Passen. Früher konnte der Ball wild die Spieler wechseln und ist stets bei der eigenen Mannschaft geblieben, selbst bei schwächeren Spielern. Nun muss deutlich mehr Feingefühl bewiesen werden, wenn der Ball dort ankommen soll, wo man es wünscht. Ähnliches gilt für die Fernschüsse. Diese sind zwar nun strammer, gehen aber deswegen nicht automatisch öfter ins Tor, sondern gern auch mal daneben oder gegen einen Verteidiger.

Halbzeitbesprechung

Wenn es die häufigen Erwähnungen des gesteigerten Realismus noch nicht deutlich machen: FIFA 14 ist etwas schwerer als seine Vorgänger. Die Mischung aus realistischerem Spielerverhalten, besserer Ballphysik und klüger agierender CPU fordert auch Veteranen. Dazu kommt leider das Fußball-äquivalent zur Gummiband-KI bei Rennspielen: kurz vor Halbzeitpause und Abpfiff fallen oft Gegentore, die unter normalen Umständen sicher nicht gesessen hätten.

Ansonsten haben es wieder einige nette Goodies ins Spiel geschafft. Die verschiedenen Trainingseinheiten machen auch den Profis, die eigentlich kein Training nötig hätten, Spaß. In einer „Angry Bird“-Abwandlung dürfen Pappaufbauten mit Flaschen abgeschossen werden, inklusive Highscores und Medaillen, oder aber auch Zielscheiben im Tor als Elfmeterübung möglichst zentral getroffen werden.

TV-Übertragung?

Die Präsentation hat gegenüber der PlayStation 3 einen guten Sprung nach vorne gemacht. Die Stadien und Spieler sehen merklich besser aus, aber dennoch nicht so gut wie man es sich bei einem Konsolen-Generationswechsel erhofft hätte. Immer noch wirken die Gesichter ein wenig puppenhaft und insbesondere wenn die Spieler in Nahaufnahme die Klappe weit aufreißen, wirkt dies sehr unrealistisch. Dafür haben sie in Sachen Bewegungsabläufe dazugelernt. Deutlich mehr Animationen führen zu tollen Schüssen aus allen möglichen und unmöglichen Positionen, aber auch Straucheln oder das Durchlassen des Balles war nie hübscher. Dafür sind die Übergänge zwischen unterschiedlichen Bewegungen leider immer noch nicht perfekt, so dass ein Schuss mit anschließendem Sturz sehr abgehakt aussieht. Auch in Sachen Kollisionsabfrage darf nachgebessert werden, denn noch immer verschwinden Körperteile eines Spielers bei Körperkontakt irgendwo im Inneren des Kontrahenten.

Den größten Sprung hat aber das Drumherum gemacht. Wo die Zuschauer früher fast leblose Pappwände waren, sitzen nun schön animierte Menschen in feinstem 3D. Zwar findet man immer noch oft Zwillinge, diese sind aber nun seltener geworden als bisher. Am Spielfeldrand geht es nun auch lebendiger zu, zum Beispiel dank Balljungen.

Akustisch wurde die Atmosphäre ebenfalls toll eingefangen. Die Fangesänge sind dröhnend wie immer und die Kommentatoren scheinen ein wenig dazugelernt zu haben. Viele Infos zu Mannschaften, Spielern und sogar bestimmten Begegnungen sind dabei, und sie gehen mehr auf vorherige Situationen ein als noch bei „FIFA 13“. Natürlich kommt bei zackigem Spielablauf manch eine Aussage zu langsam, aber das lässt sich verschmerzen.