Da sind sie wieder, die LEGO-Steine. Diesmal haben sie sich zu den Figuren aus dem Marvel-Universum zusammengesetzt. Und zu den bekanntesten Orten der Comic-Geschichten. Und zu New York. Klingt auf dem Papier doch schon nach einem großen Abenteuer mit den kleinen Klötzchen. Doch nicht auf die Größe kommt es an, sondern auf den Spielspaß. Wollen wir doch mal sehen, wie die Superhelden sich – und die Bösewichte – schlagen.

Alle Guten gegen alle Bösen

Galactus, der Weltenzerstörer, ist auf dem Weg zur Erde. Sein Herold, der Silver Surfer, eilt ihm voraus, doch dessen Surfbrett zerbirst zu kosmischen Klötzchen, die sich über die Erde verteilen. Dies entgeht den Superschurken natürlich nicht und so vereinen sich Loki, Dr. Doom, Magneto und viele andere, um deren Macht für sich zu nutzen. Was jetzt kommt, sollte klar sein: die Superhelden vereinen sich ebenfalls. Captain America, Spiderman und Iron Man sind nur einige, die sich ihren Erzfeinden stellen.

Open World und Levels

Das klassische LEGO-Spielkonzept erwartet einen in den Levels. Auf vorgegebenen Wegen müssen die Fähigkeiten der Helden richtig eingesetzt werden, um voran zu kommen. Da nie ein Superheld allein unterwegs ist, muss man oft die Umgebung genau betrachten und die Fähigkeiten von Thor, Mr.Fantastic und Co. gut kombinieren, wirklich schwer ist dies aber nie. Am Wegesrand sieht man allerdings an jeder Ecke schon Hindernisse, welche die aktuelle Heldentruppe nicht bewältigen kann. Richtig, auch das „Freie Spiel“ gibt es wieder. Beim erneuten Durchgang der Level kann man sich das Team frei zusammenstellen und so wirklich jeden Winkel erkunden. Was für die einen wie Backtracking klingen mag, ist für die anderen eher Verlängerung des Spielspaßes.
Schön gemacht, aber dennoch simpel gestrickt sind auch die Bosskämpfe. Meist gehen diese über mehrere Phasen und benötigen die Fähigkeiten aller anwesenden Helden, bevor man als Sieger aus dem jeweiligen Kampf hervorgehen kann. Wie auch die normalen Kämpfe sind diese allerdings auch nicht wirklich fordernd, aber immerhin deutlich abwechslungsreicher als nur die Betätigung eines einzelnen Angriffsknopfes.
Zwischen den Levels ist man in New York unterwegs. Eine offene Welt, die zwar bei Weitem in Größe und Abwechslungsreichtum nicht mit anderen Spielen mithalten kann, aber dennoch zu vielen kleinen Aktionen einlädt. Sei es ein einfaches Autorennen oder das Sammeln von Gegenständen. Und auf dem Heli Carrier, der Zentrale der Superhelden am Himmel über New York, darf man sogar Snakes on a Plane platt machen – der Humor der LEGO-Spiele ist wie immer vorhanden.

Heldenhaftes

Langweilig wäre es doch, wenn man eine derart riesige Riege an Superhelden hätte, aber sich alle gleich spielen würden. Hier kann Entwarnung gegeben werden, denn die Helden kommen so gut wie immer mit den Fähigkeiten daher, da man auch von ihnen erwarten würde. Spiderman hangelt sich an seinen Spinnenfäden durch die Gegend und lässt seinen Spinnensinn vibrieren, Captain America ist dank seinem Schild vor Feind, Geschoß und Feuer sicher, und Hulk ist einfach unglaublich kräftig und reißt zur Not sogar ein Stück Straße raus, um es als Wurfgeschoß zu nutzen.

Viel zum Sammeln und Entdecken gibt es natürlich auch wieder. Die obligatorischen roten Steine schalten diverse Extras frei, die man anschließend mit barer LEGO-Münze erwerben muss. Darüber hinaus gibt es wieder unzählige Fahrzeuge und Charaktere, die freigeschaltet werden können. Wer wirklich 100% erreichen will sollte nicht nur viel Zeit mitbringen, sondern auch all die kleinen Nebenaufgaben erledigen, um am Ende alle goldenen LEGO-Steine beisammen zu haben. Und natürlich kann das komplette Spiel auch wieder zu zweit am gleichen Bildschirm bestritten werden.

Verbaut

Leider hat das Spiel fast so viele Ecken und Kanten wie ein LEGO-Stein. Zwar handelt es sich hier um eher kleinere Unschönheiten, dennoch wird man sich mehr als nur ein Mal ärgern. An erster Stelle wäre hier die Flugsteuerung der Helden zu nennen. Diese erweist sich als sehr träge, und ist dank der Buttonbelegung oft ein Glücksspiel. Der Knopf zum höher Steigen schmeißt per Doppeldruck den Turbo an, der zum Sinken lässt einen bei doppelter Eingabe direkt zur Landung ansetzen. Feinfühlige Korrekturen der Flughöhe in hitzigen Rennen sind so eher Glückssache. Doch auch am Boden geht es ähnlich zu. Oft sind die Buttons doppelt belegt, und ähnliche Aktionen sogar häufig mit verschiedenen Buttons. Zur Nutzung eines großen Scheinwerfers soll man Dreieck drücken. Steht man jedoch nicht richtig platziert, wechselt man zur nächsten Figur. Warum dann zur Aktivierung eines Schaltpults die Kreis-Taste gefragt ist wissen nur die Entwickler selbst. Obendrauf kommen noch viele Bugs. So wird man schon weiter verprügelt, während noch eine Zwischensequenz läuft oder aber bestimmte Ereignisse werden gar nicht erst getriggert, was einen Neustart beim letzten Checkpoint nötig macht. Außerdem hätte man den DualShock 4 konsequenter nutzen können. Warum kann man auf der Karte per Touchpad scrollen, aber in einigen Minispielen den Cursor nur per Joystick bewegen?

Schön geklotzt

Hübsch sind sie ja immer noch, diese LEGO-Bauten. Die Mischung aus traditioneller Grafik gepaart mit vielen aus LEGO-Steinen gebauten Objekten ist immer noch ein toller Blickfang. Besonders schön sind die dank der vielen Marvel-Universen variantenreichen Umgebungen. New York an sich ist schon toll, dann kommen noch die X-Men Villa, die wie ein edles Internat aussieht, der hoch technisierte Stark Tower und das mythologische Asgard daher. Viele Effekte verwöhnen das Auge und auch die Animationen sind den Klötzchen angepasst grandios. Eine Brücke taucht nicht einfach auf, sie wird erst in gefalteter Form Stein für Stein zusammengesetzt, bevor die LEGO-Scharniere sie dann über den Abgrund hinweg ausfahren – da möchte man gleich zur Spielzeugkiste greifen und alles nachbauen. Und dennoch, rein technisch gesehen haben wir hier nichts, was den Sprung auf die PS4 deutlich macht. Und warum Bäume in kürzester Entfernung aus dem Nichts auftauchen ist erst recht unverständlich. Auf die Ohren gibt es neben dem grandiosen Soundtrack eine recht bescheidene Sprachausgabe, dafür haben sich die Texter umso mehr ins Zeug gelegt. Wortwitze am laufenden Band, oft nehmen sich die Helden selbst auf die Schippe und auch einiges an Anekdoten aus den Comics unterhalten von Anfang bis Ende.