Heutzutage sind Remakes, Ports, Reboots und jegliche andere Form der Wiederveröffentlichung älterer Spiele an der Tagesordnung. Meist trifft es dabei bekannte und beliebte Titel, die Fans schon lange wieder auf ihrer Konsole sehen wollen. Und nun kommt … „Putty“. Ja richtig, die kleine blaue Glibberkugel. Kennt ihr nicht? Dann auf zu unserem Review, das euch verraten wird, ob ihr der HD-Fassung des knapp 20 Jahre alten SNES-Klassikers eine Chance geben solltet.


Blau und beweglich

Als kleine blaue Schleimkugel darf man zuerst das Tutorial über sich ergehen lassen. Dort lernt man die Vorteile des zähflüssigen Körperzustands. Putty kann nämlich nicht nur laufen und hüpfen, sondern sich dehnen und platt machen. Ersteres dient dazu, schneller durch die Level zu kommen oder aber um zwischen sonst nicht betretbaren Ebenen zu wechseln. Das platt auf den Boden legen dient zum Schutz vor Feinden genauso wie zum Einsammeln von Gegenständen. Warum dies standardmäßig automatisiert wurde, ist nicht nachvollziehbar, kann aber zum Glück in den Optionen deaktiviert werden. In den Challenges ist dies nur ein Nachteil, doch dazu später mehr. Auch kann Putty sich wie ein Ballon aufpusten. Dies lässt einen ungeahnte Höhen erreichen, nagt jedoch gleichzeitig kontinuierlich an der Lebensenergie.

Rettet die Puttys!

Nach dem Training geht es direkt zum eigentlichen Ziel des Spiels: der Errettung der roten Puttys. Das erste Level offenbart direkt einen großen Unterschied zu vielen klassischen Jump’n’Runs, denn es wird nicht einfach nur von links nach rechts gescrollt. In einem abgesteckten Bereich kann man sich frei bewegen, was oft die vertikale Richtung miteinbezieht. In jedem der leider recht simpel gestrickten Level muss nun das immer gleiche Ziel erfüllt werden. Mehrere der entführten roten Glibberkugeln müssen gefunden werden, um den Levelausgang zu öffnen. Zu einfach wäre dies ohne Gegenwehr und Hindernisse. Die Gegner reichen dabei von Katzen über sonnenbebrillte Möhren bis hin zu mit Raketen bewaffneten Freaks in stachligen Sci-Fi-Rüstungen. Leider verwehrt uns das Spiel jeglichen Fetzen an Hintergrundinformation, wie es zu dieser abstrusen Mischung an seltsamen Mutationen gekommen ist. Darüber hinaus warten weitere Hindernisse darauf, umgangen zu werden. Gabeln, Laserschranken und Co. erfordern Geschicklichkeit, dies ist jedoch nicht so einfach, wie man annehmen könnte.

Gehüpft und geboxt

Ein wenig träge kommt sie daher, die Steuerung. Man hüpft nicht immer genau so, wie man es erwarten würde, sondern läuft schon mal über die Klippe oder landet ungewollt auf einer Gabel. Hat man sich damit arrangiert, bringt der Kampf gegen die Gegner doch etwas mehr spielerischen Gehalt mit sich, selbst wenn die Widersacher meist nur Schießbudenfiguren darstellen und nur in späteren Levels dank der Überzahl wirklich fordern. Das anfangs noch einfache Boxen nach links und rechts erhält mit zunehmender Anzahl gesammelter Sterne eine elektrische Verstärkung, verwandelt sich in Pfeile und zuletzt sogar in Bomben. Zusätzlich darf man noch Items wie Bomben und Trampolins einsammeln oder Fähigkeiten mancher Gegner klauen. So kann man die bereits erwähnten Sci-Fi-Freaks mit ihren eigenen Waffen schlagen. Leider gibt es redundante und unnötige Items. Das Trampolin kann man durch eine Katze ersetzen, die nach dem Herbeirufen einfach K.O. geschlagen wird, wonach man auf ihrem Bauch herumhüpfen kann. Doch man wird sich im Normalfall einfach aufpumpen und aus eigener Kraft höhere Ebenen erreichen. Wofür es aber wieder ein Item gibt, mit dem man dann immerhin zusätzlich zur zeitlich begrenzten Flugfähigkeit noch Bomben abwerfen kann.

Neu und verbessert

Erinnern die Level im Aufbau mit Ausnahme einiger zusätzlicher Gegner und Fallen sehr an das Original, so hat man sich beim Drumherum deutlich mehr Mühe gegeben. Die eingesammelten Items können nun einfach durchgeschaltet werden und wer nicht auf Anhieb alle Puttys findet, kann komfortabel herauszoomen, um sich einen Überblick über das Level zu verschaffen. Schon früh im Spiel wird der Challenge-Mode freigeschaltet, in dem man die stattliche Anzahl an Level mit neuen Herausforderungen erneut meistern kann. So muss man ein Zeitlimit unterbieten oder ohne Items zur Energie-Auffrischung das Levelende erreichen. Zusätzlich bietet das Spiel ein Stickeralbum, das findige Entdecker komplettieren dürfen. Doch was vor 20 Jahren auf dem Super Nintendo der Hit schlechthin war, hat es in die HD-Neuauflage nicht geschafft: der Splitscreenmodus, mit dem zwei Spieler gleichzeitig auf die Suche nach den Puttys gehen konnten.

Old School

Eines muss man der Gestaltung wirklich positiv anmerken: man ist dem Original so treu wie nur möglich geblieben und hat alles an die HD-Auflösung angepasst. Dass „Putty Squad“ jedoch schon damals optisch kaum begeistern konnte, relativiert die Sache dann aber wieder. Immerhin wird dank der Umgebungen Abwechslung geboten. Startet man das Spiel in ägyptischen Pyramiden, geht es nachher in arabischen Palästen und verschneiten Dörfern weiter. Auf die Ohren gibt es ebenfalls die volle Packung Retro, der Soundtrack ist genauso quietschig wie damals und die paar Soundeffekte sind kaum der Rede wert.