Welche seltsamen Tiere durfte man als Videospieler nicht schon alles steuern? Nasenbeutler, Waschbären, Frösche und Nashörner sind nur einige Beispiele. Sie alle müssen sich in Bezug auf Seltsamkeit ab sofort hinten anstellen, denn nun kommt ein Oktopus ganz vorn auf die Liste. Doch wider Erwarten halten sich die feuchtfröhlichen Abenteuer in Grenzen, da dieser Meeresbewohner es sich an Land unter den Menschen gemütlich gemacht hat. Bühne frei für den Octodad!

Der Alltag

Der Wecker klingelt, und Octodad erwacht. Nach dem ersten Kaffee am Morgen geht es schon hinüber zur Gartenarbeit. Danach will die Familie mit Hamburgern vom Grill versorgt werden. Anschließend geht es zum Lebensmitteleinkauf und auf einen Besuch ins Aquarium. Klingt alles sehr eintönig, wenn man nicht wüsste, dass Octodad ein Oktopus ist. Keiner scheint es zu merken, auch seine Familie nicht. Doch einer kennt sein Geheimnis, und dank ihm kommt es zu brenzligen Situationen.

Tentakelig

Um seinen Alltag und auch das eine oder andere Abenteuer zu bewältigen, ist man als Oktopus natürlich auf seine Tentakel angewiesen. Ärgerlich nur, dass unsere Welt für Menschen mit Händen und Füßen gemacht ist. Dies spiegelt sich auch in der Steuerung wieder. In jedem anderen Spiel würde man diese lauthals als „UNSPIELBAR!!!“ abtun, hier jedoch fügt sie sich perfekt ins Spielkonzept ein. Die beiden Trigger des Pads heben das entsprechende Bein an, per linkem Stick werden diese dann bewegt. So kann man vorsichtige, kleine Schritte machen, mit dem richtigen Rhythmus aber auch schnell rennen. Dazu kann man noch einen Arm bewegen, um Gegenstände zu ergreifen oder auch zu werfen. So rupft man das Unkraut aus dem Garten und schmeißt es einfach mal rüber zum Nachbarn. Auch diverse Minispiele und Aktivitäten, die nicht unbedingt für ein Fortschreiten der Geschichte nötig sind, gibt es zu entdecken. In der zweiten Hälfte des Spiels wird zudem ein wenig auf Schleichen gesetzt. Dies ist leider nicht ganz so gut gelungen wie Einkaufen oder Basketball spielen. Das liegt daran, dass die ganzen Alltagssituationen einfach zu viel Spaß mit sich bringen. Bis man endlich den klingelnden Wecker ausgeschaltet hat ist das Schlafzimmer das reinste Chaos. Und warum sollte man beim Einkauf nicht einfach den anderen Kunden die Einkaufswagen vollstopfen?

Mehr Geblubber

So spaßig das Abenteuer auch ist, es ist leider nach sehr kurzer Zeit vorbei. Selbst wenn man sich mit den kleinen Dingen am Rande der eigentlichen Aufgaben beschäftigt, wird nicht mal die Zwei-Stunden-Marke erreicht. Zum Glück gibt es aber auch nach dem Ende der Geschichte ein wenig mehr zu tun. So kann man auch kooperativ den Alltag des Octodads bestreiten. Dabei übernimmt jeder Spieler ein anderes Körperteil. Ohne gute Kommunikation erreicht man nicht viel, dennoch wird man sehr viel zu Lachen haben. Und da heutzutage kaum noch ein Spiel ohne Sammelgegenstände auskommt, reiht sich auch „Octadad“ hier ein. In diesem Fall sind es , wie sollte aus auch anders sein, Krawatten. Der heutige Oktopus von Welt trägt eben Krawatte zum Nadelstreifenanzug. Wem das noch nicht reicht, um ein wenig länger beim Spiel zu verweilen, der kann die lokal gespeicherten Bestzeiten für jedes Level als Anreiz für einen erneuten Lauf nehmen. Sowohl für die Krawatten als auch die Bestzeiten ist es sehr von Vorteil, dass man nach dem Durchspielen jedes Levels einzeln wiederholen kann.

Ehemann und Vater

Einen großen Teil von Octodad macht das aus, was dahinter steckt. Natürlich hat er aufgrund seiner körperlichen Einschränkungen Probleme im Alltag. Dennoch braucht er morgens seinen Kaffee, mäht den Rasen, spielt mit seinen Kindern und erledigt die Lebensmitteleinkäufe. Wie viele von uns eben auch. Und warum macht er das, obwohl es für ihn alles andere als leicht ist? Ein Zitat des gelbsten Ehemanns überhaupt seiner Ehefrau gegenüber passt hier perfekt: „Ich versuch doch nur, den Tag unbeschadet zu überstehen, bis ich mich wieder an dich rankuscheln darf.“ So geht es Homer J. Simpson, so geht es dem Autor dieses Reviews, und so geht es eben auch Octodad. Und das macht sein Abenteuer einfach nur liebenswert.

Technikgeblubber

Optisch kann man „Octodad: Dadliest Catch“ leider nur als „nett“ beschreiben. Der Comiclook ist zwar hübsch anzusehen, dafür technisch aber Welten hinter den Möglichkeiten der PlayStation 4 zurück. Der Sound dagegen ist weitaus besser gelungen. Insbesondere das Geblubber des Octodads sorgt immer und immer wieder für Lacher. Auch die englische Sprachausgabe ist gut gelungen. Die Gespräche und die Story sind einfach sehr gut geschrieben und voll von Humor. Für Ärger dagegen sorgen einige technische Mängel. So bleibt man des Öfteren in festen Objekten hängen oder wird beim Tragen von Gegenständen in die Luft geschleudert. Darüber hinaus kam es sogar mehrfach zu kompletten Abstürzen des Spiels, wonach nur noch das Ziehen des Stromkabels der PlayStation 4 half.