Achtung, Schimpfwort: HD-Remake! Viel diskutiert wird heutzutage, wo es Sinn macht, wo nicht, wie es auszusehen hat, wie nicht und so weiter und so fort. Nun kommt mit „Oddworld: New 'n' Tasty“ der nächste Vertreter dieser Kategorie und eins wollen wir unserem Review schon vorweg nehmen: so muss ein HD-Remake aussehen!

Mahlzeit

Abe ist ein einfacher Mudokon und, wie viele seiner Artgenossen, arbeitet er bei Rapture Farms. Oder eher wie er es sieht: er ist dort Sklave. Das Unternehmen stellt diverse Nahrungsmittel her, allesamt Fleischprodukte. Doch leider scheint die Produktion ein wenig aus dem Ruder gelaufen zu sein. Die bisher verwendeten Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Beim Putzen findet Abe raus, welches Lebewesen als nächstes auf die Nahrungskette gesetzt werden soll: Mudokons! Das kann er natürlich nicht zulassen und macht sich ohne Umschweife auf den Weg, möglichst viele seiner Artgenossen zu befreien.

Vergangenheit

Wir erinnern uns: „Oddworld: Abe's Oddysee“ erschien 1997 für die erste PlayStation und den PC. Seitdem hat sich viel getan, doch bleiben wir erst bei dem, was immer noch so ist wie damals. Aus der Seitenperspektive wird der gute Abe gesteuert, einem 2D-Jump’n’Run nicht unähnlich. Das Hauptaugenmerk ist hier aber etwas anders gelagert. Anstatt einfach nur möglichst gekonnt von links nach rechts durch die Levels zu wetzen, muss man immer die Situation gut erkennen. Oft sind Fallen gut getarnt, bewaffnete Gegner im Weg und natürlich auch die möglichst zu errettenden Mudokons überall verteilt.

Modern

Statt wie damals bildschirmweise voran zu schreiten, ist jetzt flüssiges Scrolling angesagt. Das sieht nicht nur gut aus, das bringt auch spielerisch dicke Vorteile, insbesondere zusammen mit der zoomenden und leicht schwenkenden Kamera, die immer alles perfekt im Blick hat. Dadurch läuft man keinem Gegner mehr unbedacht in die Arme. Denn die eigenen Verteidigungsmöglichkeiten sind doch arg eingeschränkt. Wenn man nicht grade die Umgebung geschickt einsetzen kann, um den Widersacher loszuwerden, hat man zwei Möglichkeiten. Die erste ist ein simpler Steinwurf, der zur Ablenkung dient. War dieser im Original noch sehr ungenau, kann man nun dank rechtem Joystick pixelgenau zielen. Einen Tick effektiver ist da noch die Übernahme eines Gegners dank Abes psychischer Fähigkeiten. Die Sache hat jedoch den einen oder anderen Haken: Steht man ungeschützt in Schussreichweite hat sich der Versuch direkt erledigt, und manch ein gemein platzierter Apparat stört den Versuch schon im Ansatz. Wie soll man da nur die ganzen Mudokons retten?

Kommunikativ

Natürlich mit der Sprachsteuerung. Nein, damit meinen wir nicht die Übertragung der eigenen Stimme per Mikrofon ins Spiel. Abe kann auf Knopfdruck mit seinen Artgenossen kommunizieren, und hat im Remake sogar dazu gelernt. Dieses Mal kann er nämlich direkte mehrere Mudokons gleichzeitig dazu überreden, ihm zu folgen oder zu warten. So wird unnötiges hin und her laufen minimiert, denn die magischen Flucht-Portale müssen nun nur noch einmal pro Abschnitt angelaufen werden, wenn man sich geschickt anstellt. Und eben genau das ist es, was „Oddworld: New 'n' Tasty“ so besonders macht. Das ganze Spiel ist eine tolle Aneinanderreihung von Rätseln. Wie bekomme ich die Mudokons zum Portal? Wie komme ich an dem Gegner vorbei? Wie umgehe ich die Falle? Dazu sind zwischendurch auch Geschick und gutes Timing gefragt, doch im Kern sind es die Gehirnzellen, die hier auf’s Beste unterhalten werden. Wer sich doch des Öfteren mal verhaspelt, für den gibt es die sehr komfortable Schnellspeicherfunktion.

Wahrlich HD

Was sollte man mit den pixeligen, vorgerenderten Hintergründen des Originals machen? Einfach hochrechnen oder neu rendern? Nichts davon ist hier der Fall! Mit einer wirklich beeindruckenden Optik in flüssigem 3D bewegt „Oddworld: New 'n' Tasty“ sich schon fast in Regionen, die man als animierten Trickfilm verkaufen kann. Insbesondere die tollen Licht- und Schatteneffekte, die sehr räumlich modellierten Szenerien und die abwechslungsreichen Szenarien tragen ihren Teil dazu bei. Man startet in der dreckigen Fabrik von Rapture Farms, und ehe man sich versieht durchstreift man felsige Höhlen und wunderschöne Wälder – zum Teil auch nachts. Der Sound steht dem optischen Eindruck in nichts nach, besonders die Stimmen der verschiedenen Lebewesen setzen dem Gesamteindruck einer lebendigen, glaubwürdigen Welt das letzte Sahnehäubchen auf.