Wer das erste Mal einen Blick auf das kommende Indie-Spiel „Fenix Rage“ wirft könnte denken, der Titel sei eine dreiste Kopie von „Super Meat Boy“. Simpel gestaltet, kurze Level und ein immens hoher Schwierigkeitsgrad dürfte den meisten Spielern noch aus dem Hit von Team Meat bekannt sein. Doch wer sich näher mit dem Spiel aus dem Hause Green Lava Studios beschäftigt, merkt schnell, dass es mehr als nur eine Kopie ist. Wir durften uns bereits auf die PC-Version von „Fenix Rage“ stürzen, das nächstes Jahr für PlayStation 4 und Xbox One erscheint. Ob sich das Warten lohnt, erfahrt ihr im Test.

Einfach zu lernen, schwer zu meistern

In „Fenix Rage“ übernehmen die Spieler die Rolle des Titelhelden Fenix, dessen Heimatplanet von Aliens zerstört wurde. Er muss nun den mysteriösen Oktarus besiegen, um die Wahrheit über den Angriff zu erfahren. Die Geschichte, die in kleinen, lustigen Sequenzen erzählt wird, ist allerdings eher nebensächlich, denn der Fokus liegt vollständig auf den Spielmechaniken. In relativ kleinen Leveln muss der Held das jeweilige Ende erreichen, ohne auf dem Weg zu sterben. Dazu kann er sich nicht nur nach links und rechts bewegen, sondern auch einen Dash ausführen, sowie beliebig oft in der Luft springen. Diese Mechaniken sind überaus leicht zu erlernen, allerdings werden in den meisten Gebieten blitzschnelle Reaktionen gefordert. Nur wer den Helden perfekt steuern kann, wird auch das Ende sehen.

Zwischen Frustration und Erfolgsmomenten

Wer allerdings glaubt, er könne durch die simplen Mechaniken jedes Level auf Anhieb schaffen, wird schneller scheitern, als er vor Wut schreien kann. „Fenix Rage“ steht Genre-Kollegen wie zum Beispiel „Super Meat Boy“ in nichts nach. Die Level sind voller gefährlicher Aliens, die den Helden bei jeglicher Berührung direkt töten. Wer zudem noch alles freischalten möchte, muss die Level in wenigen Sekunden abschließen, um Sterne zu erhalten, die kurzweilige Mini-Spiele mit Suchtfaktor freischalten. Wurden alle Kekse in einer Welt aufgesammelt, darf man sich über eine besonders witzige Überraschung freuen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten wird. Zudem lassen sich in einigen Abschnitten besondere Portale finden, die drei weitere Level erscheinen lassen, deren Optik an die ersten Videospiele angelehnt sind.

Zwar wirkt das Spielprinzip recht kurzweilig, jedoch ist der Schwierigkeitsgrad dermaßen hoch, dass einige Level nach dem 400. Tod noch immer nicht bewältigt sind. Das mag zuerst frustrieren, wurde die perfekte Zeit allerdings einmal erreicht, so ist die Befriedigung unbeschreiblich. Wer die über 200 Level beenden möchte braucht dennoch sehr starke Nerven.

Ein nahezu perfektes Level-Design

Im weiteren Verlauf kann „Fenix Rage“ durch ein abwechslungsreiches Level-Design überzeugen. In regelmäßigen Abständen werden neue Elemente eingeführt, die den Spieler dazu auffordern, bereits bekannte Mechaniken auf neue Weisen einzusetzen. Einige Steine können nur zerstört werden, wenn der kleine Held sich entflammt, während die Teleporter vorerst langsam angegangen werden sollten, um nicht die Orientierung zu verlieren. Doch selbst Eis-Schüsse und tödliche Laser verhelfen jeder Welt im Spiel dazu, frisch zu wirken. Es ist fast schon unglaublich, wie jede neue Mechanik einen komplett neuen Spielfluss erzeugt, der vom Spieler permanente Konzentration erfordert. Dadurch wirkt jedes Level frisch, und sollte eines nach unzähligen Versuchen auch mit dem besten Rang abgeschlossen werden, wird das Nächste dadurch nicht einfacher. Dieses Gefühl, die Level perfekt abzuschließen zu müssen, verhilft dem Spiel dazu, nicht eintönig zu werden. Denn mit einer langen Spieldauer, sowie vielen freischaltbaren Level und Minispielen, wird „Fenix Rage“ nie langweilig.

Retro rockt!

Grafisch präsentiert sich der Titel in einer schönen Pixel-Optik, die dem Spiel eine ganz eigene Note verleiht. Der Soundtrack besteht aus einem Mix von klassischer Retro-Musik und einigen Rock-Elementen. Das passt zu den schnellen Spielmechaniken und macht die Atmosphäre perfekt. Da jede Welt auch ein eigenes Thema einführt, sind die Hintergründe stets wunderschön anzusehen, doch erst die Verbindung mit den zahlreichen Ohrwürmern macht die Erfahrung einzigartig. Zudem läuft das Spiel sehr flüssig, weshalb der Spielfluss nie gestört wird. Wer dem Stil nicht abgeneigt ist, wird sich sowohl optisch als auch akustisch in das Spiel verlieben.