Im letzten Jahr hat Disney erfolgreich den Platz der Plastikfiguren für Videospiele betreten. Mit Captain Jack Sparrow, Mr. Incredible und Sully gingen drei Helden an den Start, die unterschiedlicher kaum sein konnten. Nun konzentriert man sich in „Disney Infinity 2.0“ auf die Superhelden aus dem Hause Marvel. Ist dieser Wechsel heldenhaft oder bitterböse? Wir verraten es euch!

Avengers Assemble

Wo man im ersten Ableger der Reihe noch drei unterschiedliche Playsets vorfand, ist man nun auf die Avengers beschränkt. Hier müssen die Helden Thor, Iron Man und Black Widow als Plastikfiguren auf der Base platziert werden, um im Spiel den Bösewicht zu besiegen. Dieser ist natürlich kein geringerer als Loki, der Manhattan unsicher macht. Als wäre dies nicht genug, hat er auch noch einen Eisgiganten mit dabei.

Und Action!

In der Open World von Manhattan geht es nun zur Sache. Wer beim Vorgänger das „Die Unglaublichen“-Playset angespielt hat, wird spielerische Parallelen feststellen. Zwar ist Manhattan merklich größer, aber immer noch verschwindend gering im Vergleich zu anderen Spielen. Die Aufgaben hier beschränken sich auf „Töte dies“ und „Beschütze das“, viel Abwechslung kann man also nicht erwarten, und dank dem kindgerechten Schwierigkeitsgrad wird auch kaum Herausforderung geboten. Womit sich das Spiel aber positiv vom Vorgänger abhebt, ist die Möglichkeit auch Playset-fremde Helden mitkämpfen zu lassen. Zwar geht dies nur mit bestimmten Charakteren, dafür wurden diese dann aber auch halbwegs sinnvoll in die Story eingebunden. So darf nun beispielsweise Rocket Racoon, eigentlich ein Guardian of the Galaxy, den Avengers unter die Arme greifen. Ärgerlicherweise macht sich dieser sogar besser als Iron Man selbst. Mit diesem kann man nämlich Fallen und Gegner häufig einfach überfliegen. So war das garantiert nicht gedacht!

Heldenhaft

Zum Glück machen die Helden spielerisch eine deutlich bessere Figur als noch beim ersten „Disney Infinity“. Das Kampfsystem wurde nun etwas verfeinert, so dass es nun mehr Spaß macht, sich gegen die Gegnermassen durchzuprügeln. Auch eine deutlichere Trennung verschiedener „Klassen“ ist zu erkennen, so dass manche Charaktere im Nahkampf besser sind, andere dagegen im Fernkampf. Darüber hinaus gibt es nun endlich einen Skillbaum, der verschiedene Fertigkeiten frei schaltet. Manche sind für jeden Charakter anders, andere dagegen absolut gleich. Während in die erste Kategorie Spezialangriffe fallen, finden sich in der Letzten Sachen wie „mehr Lebensenergie“. Somit ergeben die Helden als Plastikfiguren nun auch endlich mehr Sinn, da nicht mehr jeder Charakter gleich ist. Zusätzlich wurde auch der maximale Level der alten Figuren von 15 auf 20 angehoben, welche nun auch vom Skillbaum profitieren.

Spielkiste

Wer auch all die Figuren vom Vorgänger wieder zum Leben erwecken möchte, ist hier gut aufgehoben. Noch mehr Spaß hat man, wenn man eine kreative Natur ist – oder sich gern die Kreationen anderer Spieler anschaut. Die Toybox bietet einen Baukausten für komplett eigene Spiele, der sich nicht nur auf Action-Spielchen, wie das Avengers-Playset eines ist, beschränkt. Mit ein wenig Geduld und Ausprobieren sind zum Beispiel auch Autorennen oder Shooter kein Problem. Von vornherein gibt es hier schon einige Objekte, weitere muss man sich leider erst verdienen. Dafür muss man jedoch in den Playsets ordentlich Münzen sammeln, bis man auf ein vernünftiges Repertoire zurückgreifen kann. Sehr schön dagegen ist, dass die Möglichkeiten im Vergleich zum Vorgänger erweitert und vereinfacht wurden. Wer nicht ganz so kreativ ist, aber dennoch selber bauen will, bekommt einige Automatismen zur Hand. Einfach eine Start- und Ziellinie in die Landschaft gesetzt, und das Spiel baut die Rennstrecken passend in die vorhandene Umgebung ein. Darüber hinaus gibt es nun ein ordentliches System, um auch Innenräume bauen zu können, in denen man einzelne Zimmer ganz einfach miteinander verbindet. Zuletzt darf man nun auch über mehr Level hinweg kreativ sein. Per magischer Tür gelangt man so von einem Level ins nächste. In der Toybox besteht auch die Möglichkeit, sogar zu viert loszulegen. Wie gehabt sind es an einer Konsole nur zwei Spieler, mit einer Onlineverbindung dann doppelt so viele. Ein Matchmaking gibt es jedoch nicht, man sollte also Freunde, die ebenfalls im Besitz von „Disney Infinity 2.0“ sind, haben oder finden.

Taschengeld

Musste man im Vorgänger noch zusätzliche Figuren kaufen, um die Playsets zu zweit zu bestreiten, ist dies nicht mehr nötig. Alle drei Figuren des Starter-Sets können gemeinsam auf die Jagd nach Loki und dem Eisgiganten gehen. Wer mehr Level braucht, kann bereits jetzt mit Spiderman oder den Guardians of the Galaxy loslegen. Zu jedem Playset gibt es bereits zusätzliche Figuren wie Venom, Hulk oder Groot. Etwas unfair ist der Umgang mit zusätzlichen Minispielen. Im Vorgänger brachte jeder Charakter eines mit, hier muss man sich die Tüten mit den zufälligen Münzen kaufen, um zum Beispiel in einem kleinen RPG oder Tower Defense loszuziehen. Andere bringen wie gehabt neue Waffen, Fähigkeiten, Fahrzeuge oder Hintergründe für die Toybox mit sich. Die Münzen aus dem Vorgänger sind auch weiterhin nutzbar.

Disney-haft

Auch dieses Mal ist es gelungen, die Figuren auf einen Nenner zu bringen. Die bekannten Superhelden wurden so weit verniedlicht, dass sie zwar immer noch einwandfrei als sie selbst erkennbar sind, aber sich dennoch optisch neben Jack Sparrow oder Randale Ralph nicht unschön abheben. Auch die Animationen wissen zu gefallen und passen ebenfalls wie die Faust auf’s Auge. Da lässt es sich verschmerzen, dass die PS4 keine Schweißtropfen vergießt. Auf’s Ohr gibt’s die passenden Melodien und Soundeffekte, nicht mehr, aber auch eben nicht weniger.