Sherlock Holmes, Sherlock, Elementary. Nach dem Sherlock Holmes und Dr. Watson in den letzten Jahren in Film und Fernsehen in der Regel in der heutigen Zeit ihre Kriminalfälle gelöst haben, werden sie in ihrem neuesten Konsolenabenteuer nun wieder in das frühe London zurückkehren, um der Kriminalität den Kampf anzusagen. Bereits 2012 durften wir in „Das Testament des Sherlock Holmes“ auf der PlayStation 3 in die Rollen von Holmes und Watson schlüpfe. Nun lösen die beiden Detektive erstmalig auf der PlayStation 4 Kriminalfälle.

Geschichte

Die Geschichte beginnt einmal mehr in der Baker Street 221b, in der Wohnung von Holmes und Watson. Holmes macht gerade Schießübungen, als Watson die Wohnung betritt. Leider hat er dabei eine Augenbinde um, so dass sich Watson vor dem schießwütigen Holmes erst in Sicherheit bringen muss. Nach einer anschließenden kurzen Diskussion über den Waffeneinsatz in Wohnungen, die Vor- und Nachteile dabei blind zu sein und die Tatsache, dass die meisten der Vasen die Schießübung nicht überstanden haben, erscheint Inspektor Lestrade von Scotland Yard auf der Bühne und beauftragt die Beiden mit einem neuen Fall.

Sechs neue Fälle

Vier Romane, 56 Kurzgeschichten sowie unzählige neue Abenteuer in Buch-, Hörspiel-, Fernsehserien- und Filmform gibt es mittlerweile um den Meisterdetektiv aus der Baker Street 221b. Mit „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments” kommen nun insgesamt sechse neue Fälle hinzu, die sich zum Beispiel mit einem Diebstahl, einer Entführung eines Zuges und natürlich jeder Menge Morde in und um London beschäftigen. Auf der kriminalistischen Bühne Großbritanniens werden Holmes, Watson und später auch Toby dabei ohne eine erläuternde Einführung eingeführt. Stattdessen wird man direkt im ersten Fall ins kalte Wasser geworfen. Dies stimmt so allerdings nicht ganz, da man Holmes Fähigkeiten zumindest Schritt für Schritt im Praxiseinsatz erlernen kann und die Unterstützung sowie die Fähigkeiten von Watson und Toby erst später hinzukommen.

Holmes: Gespräche und Analysen

Holmes setzt bei seinen Untersuchungen natürlich auf seinen messerscharfen Verstand. Vor Gesprächen nimmt er die entsprechende Person erst einmal in Form einer Charakter-Analyse genau unter die Lupe. Dabei nimmt er genau Notiz vom Körper und der Kleidung seines zukünftigen Gesprächspartners. Dadurch bekommt er Hinweise auf dessen letzten Aktivitäten, Geschichte und natürlich auch dessen sozialen Status. Ein wertvolles Schmuckstück an einer Person mit ansonsten ärmlichen Kleidungsstücken und zweifelhaften Herkunft, erlaubt ihm beispielsweise eine erste Einschätzung und vielleicht auch ein potentielles Gesprächsthema. Bei selbigen kommt es darauf an, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, um die passenden Anschlussfragen stellen zu können. Ansonsten ist ein Gespräch schnell in einer Sackkasse gelandet. Im Zweifelsfall muss Holmes sich den Tatort noch einmal angucken, in seinem Archiv nachschlagen oder eine andere Person befragen, um das aktuelle Gespräch erfolgreich beenden zu können.

Tatortbesichtigung und Einsatz von Watson und Toby

Bei der Tatortbesichtigung selbst greift Holmes auch schon einmal auf seinen sechsten Sinn zurück. Dabei wird der Tatort kurzfristig grau in grau und man erkennt beispielsweise Fingerabdrücke, Spuren in Staub, fremde Gerüche oder Fußabdrücke, die man anschließend genauer untersuchen kann. Eventuell ist dafür auch ein Experiment erforderlich, das einmal Holmes chemisches Wissen erfordert und ein anderes Mal beispielsweise schon in Wurfübungen einer Harpune auf ein totes Schwein endet. Viele der Experimente werden in kleinen Minispielen durchgeführt, beispielsweise wenn ein 3D Puzzle zusammengesetzt wird, um eine Tabakmarke zu erkennen. Die Qualität der Minispiele schwankt stark. Zum Glück können sie allerdings auch einfach übersprungen werden. Die Rolle von Watson übernimmt man in der Hand von Passagen, bei denen man mit reinem Denken nicht alleine weiterkommt. Beispielsweise geht es um die Entwaffnung eines Kriminellen durch einen gezielten Schuss oder die Rettung einer selbstmordgefährdeten Dame. Gemeinsam mit Holmes löst er sogar ein altertümliches Schalterrätsel. Toby wird in den Fällen benötigt, in denen die Nasen von Holmes und Watson nicht gut genug sind, um einer Spur nachzugehen. Holmes greift sogar ab und an zum Telefon und ruft seinen Bruder Mycroft an, um sich dessen internationalen Quellen zu bedienen.

Kombination und moralische Entscheidungen

Nun kommt das Besondere und wirklich spannende am Spielkonzept von „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments”. Die gesammelten Informationen und Indizien müssen in Holmes grauen Zellen kombiniert werden. Dadurch ergeben sich Schlüsselpunkte im Fall, die man dann wieder deuten muss, um daraus Schlüsse ziehen zu können. Dadurch stellt man Schritt für Schritt seine eigene These zum Fall auf und kommt dann zu einem eigenen Ergebnis. Dieses Ergebnis muss dann mit den Anwesenden kommuniziert werden und am Ende wird der vermeintliche Täter mit der Tat konfrontiert. Da man dabei schnell die falschen Schlüsse ziehen kann, kann es auch vorkommen, dass man den falschen Täter beschuldigt und am Ende mit leeren Händen dasteht, wodurch das Ansehen von Holmes leidet. Daher empfiehlt es sich, immer vor dem Ende noch einmal eine Überprüfung der Beweise zu machen. Entweder automatisch durch das System oder manuell, indem man sich die Informationen und Indizien sowie die daraus getroffen Schlüsse noch einmal anguckt und gegebenenfalls auch noch einmal den Tatort und die Verdächtigen besucht. Am Ende wird man zudem vor eine moralische Entscheidung gestellt, ob und wie man dem Täter eine Strafe zuführen möchte.

Technik

Technisch hat „Sherlock Holmes: Crimes & Punishments” sowohl Höhen als auch Tiefen. Die langen Ladezeiten, etwas unnatürlichen Bewegungen und die ein oder andere Animation zählen sicherlich zu den Schwächen. Das liebevoll dargestellte London, die tollen Gesichter bekannter und unbekannter Charaktere und viel Liebe zum Detail, besonders in der Wohnung von Holmes und Watson, zu den Stärken. Auch die stimmungsvolle Atmosphäre, mit erstklassigen englischen Sprechern und deutschen Untertiteln ist ein ganz großes Plus.