Hat die PlayStation eigentlich ein offizielles Maskottchen? Nein? Wir plädieren dafür, dass der knuddelige Sackboy ab sofort jedes Produkt der Marke zieren wird. Aber halt. Warten wir lieber erstmal unser Review zu „LittleBigPlanet 3“ ab. Kann ja sein, dass dieses Mal die Qualität nachlässt. Wie gut, dass wir uns grade schon in der Einleitung zu eben diesem Review befinden!

3 Böse, 3 Gute

Wie schön könnte das Leben eines Sackboys sein. Als knuffiges Plüschwesen sollte man doch meinen, dass man den ganzen Tag in seiner kunterbunten Welt umher hüpfen kann. Doch leider hatte da auch dieses Mal wieder jemand etwas dagegen. Nein, kein Bösewicht, sondern Newton. Dieses Eieruhrhut-tragende Glühbirnengesicht hat nämlich die Probleme mit eben diesem, und saugt den hilflosen Sackboy direkt in seine eigene Welt namens Bunkum hinein. Dort möchte die fiese Nana Pud eine Dose öffnen, in der sich drei Titanen befinden. Diese haben vor langer Zeit die Welt bedroht, doch drei Helden konnten sie in die Dose bannen. Nun liegt es an Sackboy, die Helden wieder zu vereinen und mit ihnen gemeinsam Newtons Welt zu retten.

Auf ein Neues

Nach einem vom Erzähler schön kommentierten Start-Level, das die Steuerung erklärt, geht es auch schon wieder zum Planeten für die Story-Levels. Es ist immer noch das typische 2D-Jump’n’Run, hat jedoch nun in der Tiefe 16 statt wie bisher drei Ebenen, so dass es im Vergleich zu den Vorgängern häufig mehr Elemente gibt, die in den dreidimensionalen Raum hinein spielen. Auch in Sachen Kreativität könnte man meinen, dass den Entwicklern doch langsam mal die Ideen ausgehen müssten. Dem ist jedoch absolut nicht so. Schon in den ersten Levels fühlt man sich stellenweise stark an „Portal“ erinnert oder nutzt die nicht vorhandene Schwerkraft zu seinem Vorteil. Das Prinzip „leicht hindurch, schwer in die Ecken“ ist wie immer vorhanden. Wer einfach nur bis zum Levelende kommen will, schafft dies meist ohne größere Probleme. Will man dagegen in jedem Level alle Gegenstände finden, wird dies schon deutlich knackiger. Hier ist ein gutes Auge für häufig nicht so offensichtliche Hebel, Schalter und Wege gefragt, und nicht selten muss man dafür auch die grauen Zellen deutlich stärker anstrengen. Ein bereits bekannter Gegenstand könnte anders genutzt den entscheidenden Vorteil bringen. Natürlich kann auch das komplette Spiel wieder mit bis zu vier Spielern bestritten werden, online wie auch gemeinsam auf der Couch. Dies ist für einige optionale Goodies auch wieder notwendig. Die leicht träge Steuerung ist auch dieses Mal mit an Board. Besonders in den späteren Leveln gibt es teils knifflige Hüpfpassagen, so dass man diese lieber mit Mario oder Rayman bestreiten würde.

Gadgets & Freunde

Nicht nur hüpfen ist angesagt, auch Geschick und Grübeln sind gefragt. Zu beiden Punkten tragen die Items ein gutes Stück bei, die jetzt dauerhaft im Inventar mitgeführt werden können. Direkt zu Beginn gibt es einen handlichen Staubsauger, der auch pusten kann. Zusammen mit der tollen Physik-Engine ergeben sich hier tolle Knobbeleien. An zweiter Stelle kommt eine Ballkanone, die jedoch eben nicht zum Sport gedacht ist. Berührt der Ball eine schimmernde Fläche, wird man dort hin portiert. Dies sind nur die ersten beiden der insgesamt fünf Items, wir wollen an dieser Stelle aber nicht mehr verraten, da sie einen nicht grade geringen Teil der spaßigen Neuerungen ausmachen. Die zweite große Neuerung sind die drei Freunde Oddsock, Toggle und Swoop, die allesamt mit unterschiedlichen Fertigkeiten und ihrem ganz eigenen, einzigartigen Aussehen daher kommen. Nach und nach schaltet man sie frei, an erster Stelle steht hier der hundeähnliche Oddsock. Dieser ist merklich schneller unterwegs als Sackboy und kann sich von Wänden abstoßen. Besonders die Bosskämpfe setzten auf diese Fähigkeiten und bringen so sehr viel Spaß. Leider jedoch werden die neuen Helden nicht so häufig eingesetzt, wie man es sich gewünscht hätte. Nach einer derart großen Ankündigung hätte man vermuten können, dass sie zu ständigen Begleitern werden, doch leider wurde hier großes Potential verschenkt.

To Do-Liste

War „LittleBigPlanet“ bisher ein recht lineares Jump’n’Run, öffnet sich das Gameplay dieses Mal ein wenig. So kann man stellenweise entscheiden, in welcher Reihenfolge man Levels angeht. Und auch ein kleiner Hauch Rollenspiel hat es ins Spiel geschafft. Eine Questliste zeigt an, was man noch alles zu erledigen hat, und auf Wunsch auch, wohin man sich dafür begeben muss. Wer hier fleißig ist, wird mit jeder Menge Bonuslevels bedacht, die besonders im Multiplayer für durchzockte Nächte sorgen können.

Spaßbremse

Ohne den Day One-Patch sollte man gar nicht erst loszocken. Viele technische Probleme bis hin zum kaputten Spielstand sorgen für Ärger. Also unbedingt darauf achten, dass man den Patch vor dem ersten Spielstart installiert! Aber selbst dann läuft noch nicht alles rund. Mehrmals kam es vor, dass der Sackboy nach seinem Ableben nicht beim letzten Checkpoint wieder aufgesetzt wurde. Der einzige Weg zum weiter spielen war die Rückkehr zur Übersichtskarte, gefolgt vom Neustart des Levels. Dass man dann wieder gleich zweimal die relativ langen Ladezeiten ertragen muss, macht dies doppelt ärgerlich. Darüber hinaus läuft trotz der Power der PlayStation 4 nicht alles so rund, wie es könnte. Recht häufig kommt die Bildrate ganz kurz und vor allem unverständlich ins Stocken. Hier wird hoffentlich bald der nächste Patch folgen!

Selbstgemacht

Natürlich hat auch dieses Mal wieder der Editor seinen Weg ins Spiel gefunden. Das Beste vorweg: alle Levels aus den beiden Vorgängern können genutzt werden. Wer dagegen selbst Hand anlegen möchte, bekommt eine ganze Menge neuer Objekte und Tools. Wie auch das Hauptspiel schon zeigt, hat man die Möglichkeit, in den klassischen 2D-Jump’n’Runs nun 16 statt wie bislang nur drei unterschiedliche Ebenen einzubauen, was für viele interessante Nutzungsmöglichkeiten der neu gewonnen Tiefe sorgen dürfte. In den Vorgängern haben sich jedoch viele Spieler nicht an den kreativen Modus getraut, da er ihnen zu kompliziert war. Hier wurde ein wenig Abhilfe geschaffen. In der PopIt-Akademie lernt man spielerisch die Bedienung. Dazu bestreitet man mit dem Sackboy ganz normale Level, die jedoch den Einsatz der kreativen Tools zum Vorankommen geschickt eingebaut haben. Und dennoch braucht man auch nach diesem sehr schönen Tutorial ein gutes bisschen Einarbeitungszeit, bis die ersten gut spielbaren Eigenkreationen entstehen. Wer sich dagegen direkt umschaut, was die anderen Spieler geschaffen haben, wird aus dem Staunen kaum heraus kommen. Da gibt es 3D-Jump’n’Runs, Endless Runner, Shooter, und noch viel mehr.

Kreativmonster

Wie bisher auch bei all den anderen Ablegern, überzeugt „LittleBigPlanet 3“ vor allem durch das Design. Wie hier teilweise Alltagsgegenstände zweckentfremdet werden, um eine Welt, wie in einer riesigen Bastelsession entstanden, zu kreieren, sorgt fast schon im Sekundentakt für Schmunzler. Auf der PlayStation 4 sieht man jetzt zwar keinen technischen Quantensprung, dennoch wirkt der Sackboy ein wenig flauschiger, die Umgebungen ein wenig feiner, und das ganze Spielgeschehen ein wenig flüssiger, solang man von den kurzen Zucklern absieht. Auf die Ohren gibt es den typischen Soundtrack, der schon nach den ersten drei Tönen unweigerlich gute Stimmung verbreitet. Genauso ergeht es den Synchronstimmen, die die unterhaltsam geschriebenen Dialoge bestens vertonen. Besonders der Erzähler ist wie immer so grandios, dass man ihm auch dann zuhören würde, wenn er aus dem Telefonbuch zitiert.