Eines der ersten Spiele, die alleinig für die derzeitige Konsolengeneration angekündigt wurden, war „Batman: Arkham Knight”. Nach einigen Verschiebungen ist es nun endlich so weit und seit wenigen Tagen darf man wieder in die Haut von Batman schlüpfen. Wir haben uns das Cape übergezogen und sind für euch durch die Straßen von Gotham gestreift.

Eine Stadt in Angst und Schrecken

Wer „Batman: Arkham City” noch nicht gespielt hat, dem wird ein Teil der Erfahrung fehlen, da der Titel an die Ereignisse des Vorgängers anknüpft. Wir wollen hier auch gar nicht viel verraten, denn die Geschichte lebt von ihren Momenten, die auch von Warner Bros. nur sporadisch, wenn überhaupt, angesprochen wurden.

Im Grunde übernimmt Scarecrow die Gewalt über Gotham City indem er droht, die gesamte Stadt mit seinem Angst-Gift zu umhüllen und damit die Bewohner in ihre tiefsten Ängste zu versetzen. Das will Batman natürlich verhindern und muss sich deshalb mit seinen engsten Kumpanen verbünden und gegen seine größten Erzfeinde kämpfen. Was dann noch ein gewisser Arkham Knight damit zu tun hat und eine ganze Armee aufstellt, um Batman ein für alle mal zu vernichten, ist ein weiteres Mysterium, das im Laufe der Geschichte aufgedeckt werden möchte.

Do the Plot-Twist

Wer noch gar nicht in das Universum eintauchen konnte und mit „Arkham Knight” nun starten möchte, der wird wahrscheinlich sehr schnell die Lust am Spiel verlieren, da sehr viel entweder gar nicht oder nur in Flashbacks erklärt wird, die dann aber meist erst im späteren Spielverlauf auftauchen. Trotzdem kann die Hauptgeschichte auch nicht ganz versierte Spieler in ihren Bann ziehen, was vor allem daran liegt, dass immer wieder noch ein Plottwist auftaucht, der die Story wieder in andere Bahnen lenkt. Dazu kommt noch ein Potpourri aus den verschiedensten Charakteren des Universums und fertig ist eine gute Geschichte, die zwar nicht ganz mit Paul Dinis Werken mithalten kann, aber trotzdem auf ihre eigene Weise überzeugt.

Ganz viel Umfang

Beim Gameplay werden klassische Wege gegangen, die zwar schon oft betrampelt wurden, aber einfach zu der Reihe gehören. Man hangelt sich von Mission zu Mission, die man in der offenen Welt frei wählen kann. Dazu gibt es auch wieder über zwölf verschiedene Nebenaufgaben, die allesamt eine eigene Geschichte haben, die sich perfekt zu der Hauptgeschichte ergänzt, und einige Challenges, die das Können der Spieler unter Beweis stellen. Alleine wenn man linear der Story folgt wird man zwischen zehn bis 15 Stunden brauchen, um diese zu beenden, dazu kommt dann noch einmal das Open World-Gameplay, was die gesamte Spielzeit auf über 30 bis 40 Stunden anhebt.

Neue Gadgets und verbesserte Kämpfe

Egal in welcher Mission, in der Regel kommt es dazu, dass man einer Gruppe von Gegnern gegenüber steht. Mithilfe des schon bekannten Detektiv-Modus können die Kontrahenten untersucht werden. Je nach Fortschritt in der Geschichte können verschiedene Gadgets verwendet werden, um Gegner leise auszuschalten oder zu manipulieren. Dazu kommt die neue Möglichkeit von Angst-Ausschaltungen, mit denen man bis zu drei Gegner gleichzeitig außer Gefecht setzten kann, was einen enormen Vorteil bringt.

Allgemein spielt sich der Kampf und auch die Schleich-Szenen um einiges besser als noch bei den Vorgängern. Es gibt einige Gegnertypen, die sowohl im Kampf als auch bei der Patrouille verschiedene Gadgets wie Schilder, Drohnen und vieles mehr verwenden können, aber auch man selbst kann die verschiedensten Dinge manipulieren und einfach noch mehr machen, als zuvor möglich war. Zusätzlich fühlt sich der Kampf um einiges besser an und hat nun wirklich diesen Flow, den die Entwickler schon seit dem ersten Teil versuchen, aber bisher war das System eher etwas abgehakt. In „Arkham Knight” fühlt es sich endlich flott und direkt an, man hat die verschiedensten Gadgets zur Hand, die zwar automatisch, aber dafür passend treffen, sowie einfach ein Trefferfeedback mit lauten Faustschlägen, die man woanders vergeblich sucht. Zum Glück gibt es hier auch nicht das Gefühl eines „Assassin’s Creed”, wo jeder Kontrahent wartet bis er an der Reihe ist, sondern es schlagen auch gerne mal drei gleichzeitig auf einen ein, während man einen anderen gerade mit Faustschlägen bearbeitet. Genau so sollte es sein und nach einem Kampf fühlt man sich einfach gut, weshalb man sofort wieder in den Ring steigen möchte, vor allem dann, wenn man unversehrt einfach dreißig Gegner vermöbelt hat.

Ein ungewohntes Gefährt

Wer ab dieser Stelle nicht weiter liest, der wird wahrscheinlich denken, dass „Arkham Knight” ein fast perfektes Spiel ist. Aber am Horizont von Gotham City zeichnet sich ein schwarzes Gefährt ab, das als große Neuerung Abwechslung in das düstere Action Adventure bringen soll. Die Rede ist natürlich vom Batmobil, das einem nun die Möglichkeit gibt, durch Gotham zu rasen anstatt sich nur von Haus zu Haus zu hangeln.

Jedoch bleibt es nicht nur beim herumfahren, denn der fahrbare Untersatz kann sich auch in einen Panzer transformieren und so Dronen sowie andere Gegner ausschalten. Das erste, was auffällt, ist die etwas krude Steuerung, in die man sich zunächst einmal vertiefen muss, denn beide Formen spielen sich komplett anders und es kann zunächst einmal dazu kommen, dass man sie immer wieder verwechselt. Mit einer kurzen Eingewöhnungszeit geht es aber schon besser von der Hand. Wer sich aber einfach gar nicht daran gewöhnen kann, der kann auch einige Tasten im Menü verändern.

Schusswechsel, die fehl am Platz sind

Doch nun zu den Kämpfen an sich: Im Grunde muss man nur auf die herannahenden Dronen schießen und ihren Schüssen ausweichen. Dafür bedient man sich einer Maschinenpistole und einem 60mm-Geschoss. Dazu kommen auch noch kleinere Gadgets, wie Raketen oder ein Dronen-Hack. Jedoch sind die Kämpfe so hektisch, dass man schnell den Überblick verliert und einfach wild in der Gegend herumballert. Das Batmobil fühlt sich einfach ein wenig fehl am Platz an. Vor allem wenn man bedenkt, dass der dunkle Ritter eigentlich nie jemanden tötet. Ein kleiner Lichtblick sind dann die Rätsel und Rennpassagen, die aber fast alle optional sind und eher in den Nebenmissionen vorzufinden sind. In der Hauptgeschichte wird mit dem Batmobil fast nur geballert.

Insgesamt erscheint es vielleicht ein wenig unfair, das Batmobil, das jetzt erst dazu kommt, am Gameplay zu messen, das schon seit knapp sechs Jahren ausgefeilt wird. Jedoch ist es so präsent im Spiel, dass man hier schon ein Auge zudrücken muss, um diese Schwäche im Gameplay zu verkraften. Dafür fühlt sich der Rest in so vielen Belangen besser an, dass, wenn man darüber hinwegsieht und das Batmobil halt einfach hinnimmt, man mit „Batman: Arkham Knight” ein rundum verbessertes und sehr unterhaltsames Action-Adventure geboten bekommt.

Ein düsteres Noir-Erlebnis

Aber auch die Inszenierung ist wieder filmreif. In düsterer Atmosphäre wird hier ein dunkles Gotham gezeichnet, das in einer regnerischen Nacht seinem Untergang geweiht ist. Wer auf Noir steht und schlechtes Wetter mag, der wird hier seine Freude haben, jedoch wurde es irgendwann ein wenig lächerlich, dass es wirklich das gesamte Spiel über regnet. Trotzdem weiß der Stil auch dieses Mal wieder zu gefallen. Dazu kommen noch die typischen Slow-Mos in den Kämpfen, die noch einmal härter dargestellt werden und für den nötigen Pepp sorgen.

Auf Glanz poliert

Grafisch sieht „Batman: Arkham Knight” auf den ersten Blick zwar sehr schön aus, aber da man den Stil schon aus den Vorgängern kennt, macht sich etwas Ernüchterung breit. Im direkten Vergleich hat sich aber so viel getan, dass man doch wieder mit Begeisterung auf den Bildschirm schaut und sich an den vielen Effekten sowie der auf Hochglanz polierten Pracht an sich erfreut. Technisch bekommt man auch ein fast rundes Erlebnis, sofern man nicht unbedingt 60 FPS verlangt. Denn der Titel läuft fast die gesamte Zeit mit 30 Frames und geht eigentlich nur im Batmobil mal an bestimmten Stellen ein wenig in die Knie. Auch auf Bugs sind wir in der gesamten Spielzeit nur ein einziges Mal gestoßen, aber das war wirklich die Ausnahme und konnte durch einen Neustart am letzten Checkpoint behoben werden. Neben der auch auf deutsch gelungenen Synchronisation, selbst wenn OV-Liebhaber, wie ich, auf die englische zurückgreifen, werden noch satte Soundeffekte und ein typisch düsterer Soundtrack geboten, der für die passende Untermalung sorgt.