Auf der PlayStation 4 finden Fans von westlichen Rollenspielen bereits ein paar Titel, darunter auch einen wahren Hochkaräter. Mit „Arcania: The Complete Tale“ möchte nun ein weiterer Vertreter des Genres seinen Platz in der Rangliste einnehmen. So viel sei vorweg verraten: der Platz ist nicht am oberen Ende.

Altbekannt

Ein Mann sinnt nach Rache. Sein idyllisches Leben war abrupt zu Ende, als eine plündernde Armee seine Heimat zerstört. Auf der Suche nach Vergeltung wird er ganz nebenbei vom Normalo zum Held und zum Weltenretter. Ja, diese Story haben wir auch schon unzählige Male gehört. Zwar gibt es ein paar spannende Wendungen im Laufe der Geschichte, doch am Gesamteindruck ändert dies nichts.

Auf in die Welt

Wie es sich für ein RPG gehört, bringen die ersten Quests einem die Basics des Spiels bei. Dem Genre entsprechend konzentriert sich dies natürlich auf den Kampf: Nahkampf, Fernkampf und Magie. Auch wenn jede für sich recht simpel ausfällt, so kann man doch recht dynamisch zwischen ihnen wechseln, was den Kampf immerhin ein wenig interessant gestaltet. Was dann den Spielspaß wieder bremst, ist die eingeschränkte Zahl an Möglichkeiten. So gibt es nur eine handvoll Zauber. Da bringt es auch nicht viel, dass sie dank Fertigkeiten-Baum neue Effekte bekommen. Vor allem nicht, wenn die anderen Kampfteilnehmer Spaßbremsen sind.

Kanonenfutter

Die Gegner haben zwar eigentlich ein gutes Repertoire an Möglichkeiten, nutzen dies aber nicht. Blocken oder Ausweichen sind seltene Ausnahmen, und meist hauen sie mit der immer gleichen Attacke auf den Helden ein. Wer schnell immer und immer draufhaut, wird aus den meisten Auseinandersetzungen siegreich heraus gehen. Offensichtlich waren sich die Entwickler dessen bewusst, denn was gegen einen einzelnen Gegner funktioniert, wird bei mehreren schon schwerer. Recht häufig wird man mit mehreren verschiedenen Gegnerarten konfrontiert, meist Nah- und Fernkämpfer. Dadurch wird man gezwungen, zwischen den verschiedenen Kampfarten zu wechseln. Doch jeder Gegner für sich bleibt die gleiche hirnlose Schießbudenfigur, und so bleibt jede Auseinandersetzung ein notwendiges Übel. Wenn schon die Kämpfe keinen Spaß machen, wird dann der RPG-Fan wenigstens mit einem weiteren wichtigen Punkt des Genres zufrieden gestellt: der Erkundung?

Schrittweise

Eigentlich ist man es von westlichen Rollenspielen eines gewohnt, wenn es um die Spielwelt geht: freie Erkundung. Aber auch in diesem Punkt kann „Arcania: The Complete Tale“ nicht punkten. Man betritt ein neues Gebiet, muss eine Story-relevante Quest erledigen, und darf in das nächste Gebiet. Dadurch sind zwar alle Gebiete miteinander verbunden, man hat jedoch eher das Gefühl, sich von einer Arena zur nächsten zu begeben, eben so wie in einem durchschnittlichen Action-Spiel. Leider ist die Anzahl an Sidequests pro Gebiet arg begrenzt und auch nicht sonderlich spannend, so dass es sich eher wie ein Abarbeiten anfühlt als ein richtiges Abenteuer in der Spielwelt.

Mehrwert

Für ein Spiel des Genres ist die Spielzeit mit ungefähr 20 Stunden recht knapp bemessen. Aber hier kommt das „Complete“ im Titel des Spiels zum Tragen. Die Erweiterung ist nämlich gleich enthalten und erhöht die Spielzeit noch einmal um fünf bis acht Stunden. Dennoch bleibt „Arcania: The Complete Tale“ eine recht magere Erfahrung, die man aufgrund der schwachen Kämpfe, der linearen Spielwelt und der wenigen Möglichkeiten aller höchstens Anfängern des Genres empfehlen könnte.

Recycling

Auch wenn man in manchen Bereichen wie der Auflösung, der Bildwiederholrate und der dargestellten Entfernung ein Upgrade im Vergleich zur PlayStation 3-Version sehen kann: der Großteil des Spiels sieht dann eben doch aus, wie frisch der letzten Konsolengeneration entschlüpft. Ob Charaktermodelle, Texturen oder Effekte, man wünscht sich definitiv etwas Besseres. Darüber hinaus stören häufige Grafikfehler den Eindruck zusätzlich. Akustisch gibt es eine höchstens durchschnittliche Synchronisation, die ein wenig B-Movie-Charme versprüht. Die restliche Untermalung hält sich eher im Hintergrund und ist zwar absolut nicht schlecht, aber wird dennoch nicht länger im Ohr bleiben.