Im April des letzten Jahres erschien mit „The Elder Scrolls Online“ die MMORPG-Version von Bethesdas beliebter Spielereihe. Über einige Jahre hinweg wurden zahlreiche Informationen dazu veröffentlicht und ließen insgeheim die Hoffnung auf einen Nachfolger zu „The Elder Scrolls V: Skyrim“ wachsen. Nach einem holprigen Fehlstart veröffentlichten die Entwickler mit ihrer finalen Version „The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited“ vor knapp drei Wochen einen neuen Versuch, dem Titel mehr Aufmerksamkeit zu geben.

Abschied dem Abosystem

Zu den größten Neuerungen in „The Elder Scrolls Online. Tamriel Unlimited“ gehört die Abschaffung des Abosystems. Zuvor zahlten Spieler, wie in anderen MMORPGs üblich, einen Betrag von 13 Euro im Monat, um auf die eigenen Charaktere erneut zugreifen zu können. Bethesda merkte schnell, dass sie dadurch eine große Anzahl an Spielern verlieren und entschlossen sich mit der Neuerscheinung dazu, dem Abosystem Lebewohl zu sagen. Nun benötigt man zum Spielen des Titels lediglich das Hauptspeil und eine Premium-Mitgliedschaft der jeweiligen Plattform. Weiterhin können zusätzliche Gegenstände, neue Quests, Reittiere, Kleidungen und vieles mehr im Kronenshop gekauft werden. Kronen können durch echtes Geld erworben und für diese zusätzlichen Spielinhalte ausgegeben werden.

Die Charaktererstellung

Spieler, denen die „The Elder Scrolls“-Reihe bekannt ist, werden sich in der Charaktererstellung sicherlich schnell zurecht finden. In alter Manier hat man die Möglichkeit, seine Auswahl aus zehn möglichen Völkern zu treffen. Diese sind wiederum in drei Gruppen aufgeteilt, die sich in jeweiligen Startgebieten und Anfangsquests stark unterscheiden. Das Dolchsturz-Bündnis beherbergt die Rassen der Orks, Rothwadronen und Bretonen. Die Aldmeri-Dominion bietet die Auswahl aus Waldelf, Hochelf und Khajiz. Zu guter Letzt setzt sich der Ebenherz-Pakt aus den Völkern der Argonier, Dunkelelfen und Nords zusammen. Der Kaiserliche ist die einzige Rasse, die sich in allen drei Bündnissen zurecht findet und einen Platz im jeweiligen Gebiet bietet.

Nach der Auswahl der Rasse folgt natürlich die passende Klasse dazu. Spieler können hier aus vier möglichen auswählen, die sich in ihrer Spielweise stark unterscheiden. Der Drachenritter nimmt durch seine Robustheit und Vielfältigkeit im Nahkampf die übliche Rolle des Tanks ein. Der Templer hat die Möglichkeit, seine Verbündeten zu heilen und im Kampf auch ordentlich Schaden mit seinem Hammer zu verursachen. Der Zauberer ist, wie der Name schon sagt, für den magischen Kampf am besten geeignet und kann mit starken Fähigkeiten seinen Gegner zu Fall bringen. Als letztes nimmt die Nachtklinge die übliche Rolle des Assassinen ein, der sowohl im Nahkampf, als auch im Fernkampf massiven physischen Schaden austeilen kann. Zu erwähnen ist, dass jede Klasse jede dieser Rollen erfüllen kann. Die genannte Rollenverteilung macht den Spielverlauf lediglich einfacher, soll den Spieler aber nicht einschränken. Wenn man also als Magier in voller Plattenrüstung und Großschwert in die Schlacht ziehen möchte, ist das genauso in Ordnung wie ein zaubernder Drachenritter in einer Kutte. 

Der spielerische Teil

Nach der Charaktererstellung findet man sich in der Rolle seines Helden auf seiner ersten Mission wieder. Zu Beginn wird man an die Steuerung herangetastet und es kommt ein vertrautes Gefühl auf, wenn man Bethesdas Einzelspieler-Titel der Reihe schon einmal gespielt hat. Durch Tastendruck lässt sich von der gewohnten First Person- zur Third Person-Ansicht wechseln. In den meisten Fällen ist man besser damit bedient, seinen Charakter und die Umgebung aus einer weiteren Distanz zu betrachten, um den Überblick nicht zu verlieren. Glücklicherweise können auch Sammeljäger beruhigt sein, denn auch hier lassen sich beinahe unbegrenzt mögliche Schränke durchsuchen, Truhen öffnen und Gegenstände erbeuten. Selbstverständlich kann man auf den ersten Stufen nicht erwarten, legendäre Ausrüstung zu erbeuten und damit jegliche Gegner mit nur wenigen Treffern zu beseitigen. Das Kampfsystem versucht, sich an die anderen Titel der Reihe anzupassen, tut sich allerdings umso schwerer. Feinde reagieren mit einer mageren Physik auf die erlangten Treffer und einige Waffen wirken stark begrenzt. So tut man sich in den meisten Fällen mit einem Zweihänder wesentlich besser als mit einem Bogen in der Haupthand.

Um den Kampf interessanter zu gestalten, kann man sich besondere Fähigkeiten zu bestimmten Waffengruppen aneignen. Durch vielfaches Benutzen einer dieser Gruppen steigt die jeweilige Waffenfähigkeit auf und schaltet dementsprechend neue Angriffsfähigkeiten frei. Mit jeder neuen Stufe erwartet den Spieler zusätzlich zu einer Erhöhung der Basisstatistiken auch ein Fähigkeitspunkt, der vielseitig verwendet werden kann. Man ist nicht dazu aufgefordert, diese Punkte in offensive Fähigkeiten zu stecken, sondern kann seine Verteidigung oder bestimmte Berufsfähigkeiten erhöhen. In der ganzen Welt sind Himmelsscherben verteilt, die entdeckerfreudige Charaktere mit zusätzlichen Fähigkeitspunkten belohnen. Der dazugehörige Baum und die Auswahl an Kampffähigkeiten bieten genügend Spielraum für eine individuelle Charakterentwicklung und machen Lust auf das Töten von Monstern. Erlernte Fähigkeiten lassen sich zudem durch mehrfachen Einsatz in der Stufe erhöhen und können eine passive Fähigkeit erhalten.

Arbeit macht Geld

Auch in „The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited“ spielen die Berufe eine große Rolle in der Entwicklung der Spielfigur. Im Idealfall bringen diese auch ein lukratives Entgelt bei dem Verkauf mit sich. Jeder Beruf, sei es Schneiderei, Alchemie, Schmieden oder gar Verzaubern, benötigt Rohmaterialien, die in der ganzen Welt gesucht werden müssen. Natürlich kann man sich diese über bestimmte Handelsgilden besorgen, zahlt aber dementsprechend viel dafür. Wie gewohnt können Veteranen im Beruf mächtigere Gegenstände mit dazugehörigen Verzauberungen herstellen und sich den Kampf somit drastisch erleichtern.

Erkundungsfreudige Abenteurer kommen auch in diesem Titel sicherlich auf ihre Kosten. Die meisten Areale sind frei begehbar und hindern den Spieler nicht, seinen Drang nach mehr zu dürsten. Ganz im Gegenteil: Denn ständig lassen sich neue Kleinigkeiten und Quests entdecken, die mit bemerkenswerten Belohnungen punkten können. Selbstverständlich kann man nicht in jedes Gebiet frei hinein spazieren, denn auch die Gegner haben bestimmte Stufen und können dem eigenen Charakter stark zusetzen. Ohne ein passendes Level mit dazugehöriger Ausrüstung lässt es sich dadurch nur schwer überleben. Kommt man in einer neuen Stadt an und wird durch die Hauptquestreihe geleitet, so findet man auch stetig interessante Nebenquests, die durch Eskort- und Tötungsmissionen nicht rar gesät sind. Beim Abschluss einer solchen Aufgaben kann man sich neben einem Satz an Erfahrungspunkten in den meisten Fällen auch auf einen Ausrüstungsgegenstand freuen.

In einer Welt mit so vielen möglichen Gegenständen haben es Langfinger und Diebe natürlich nicht sehr schwer an benötigte Materialien zu kommen. Gestohlene Items werden allerdings als solche im Inventar markiert und lassen sich nicht bei normalen Händlern verkaufen. Der Schwarzmarkt bietet hier Abhilfe und ermöglicht auch unter dem Tisch einen gesunden Handel. Wird man zu oft beim Diebstahl erwischt oder entdecken Wachen geklaute Ware im Inventar des Spielers, so steigert sich das Kopfgeld enorm. 

Technik

Mit der größtenteils übernommenen Steuerung aus den Vorgängern hat Bethesda sicherlich nichts falsch gemacht. Die Hotkeys für die benötigten Fähigkeiten lassen sich ohne Probleme zuweisen und das Menü bietet genügend solcher Optionen. Auch mit nostalgischen sowie schönen Musikstücken im Hintergrund kann das Spiel stark punkten und untermalen dadurch die Atmosphäre des einsamen Helden in der großen Welt. Das größte Manko des Titels in puncto Technik stellt sicherlich die Grafik dar. Selbstverständlich kann man kein grafisches Wunderwerk erwarten, allerdings wirkt das Spiel beinahe wie „The Elder Scrolls V: Skyrim“, das vor knapp fünf Jahren erschienen ist. Viele Spielbereiche benötigen sehr lange, um bestimmte Texturen zu laden, und es ist keine Seltenheit, wenn man gegen eine unsichtbare Wand oder eine kleine Wurzel läuft, die den Charakter am Voranschreiten hindert. Es ist offensichtlich, dass die Entwickler ihren Fokus hierbei auf das Spielerische und weniger auf das Visuelle legen wollten.