Schon länger existiert die „Afro Samurai”-Reihe in Form von Manga, Anime und auch Videospielen. Nachdem der Vorgänger trotz seiner klaren Fehler eine Fanbase aufbauen konnte, hat der damalige Producer beim Verlassen von Bandai Namco die Rechte an dem Franchise mitgenommen, nun ein neues Entwicklerstudio namens Redacted Studios eröffnet und sich dazu entschieden, einen Nachfolger zu entwickeln, der diese Fehler ausmerzen soll. Frei von einem großen Publisher, aber mit einem geringeren Budget kommt nun „Afro Samurai 2: Revenge of Kuma”, welches in drei Episoden unterteilt ist. Wir haben uns die erste Volume einmal näher angeschaut und wollen euch verraten, ob der Titel überhaupt etwas taugt.

Eine unverständliche Rache-Geschichte

Die Geschichte beginnt dort, wo der erste Teil aus der Sicht von Jinno beendet wurde. Nachdem er beobachtet hat, wie all seine Geliebten getötet wurden und Afro seinen Meister umgebracht hat, musste er mit seinem eigenen Tod kämpfen. Deshalb wurde er von einer Organisation zu einem Cyber-Ninja umstrukturiert und hat nun nur noch Rache-Gefühle für seinen ehemaligen „Bruder” Afro. Seit diesem Neuanfang nennt sich Jinno auch nur noch Kuma und befindet sich nun am Fuße des Berges, wo Afro ihn im ersten Spiel besiegt hat.

Insgesamt ist die Geschichte etwas schwerfällig und komplett ohne Vorwissen unverständlich. Es würde den Rahmen der Review etwas sprengen, um alles zu erklären, jedoch kann man auch ohne viel Vorwissen trotzdem Spaß an dem Stil und der Erzählweise von „Afro Samurai 2” haben. Das liegt vor allem an den sehr gut gemachten Manga-Sequenzen, bei denen anstatt der normalen Grafik einige extra für das Spiel erschaffene Panels zum Vorantreiben der Geschichte dienen. Doch die erste Episode ist für den größten Teil eher ein Versuch, die Geschehnisse zu erklären, was aber durch die verwirrende Struktur durch die Zeitsprünge nur bedingt gelingt.

Anspruchslos

Spielerisch hat man es mit einem relativ simplen Action-Spiel zu tun. Fast drei Viertel der ersten Episode folgt man einfach einem schlauchigen Pfad, klettert etwas durch die Gegend, bekommt dabei die Geschichte präsentiert und muss gelegentlich mal wenige Gegner besiegen. Dafür hat man nach und nach drei Stile zur Hand, wo sich auch die größte Neuerung zum Vorgänger wiederfindet. Während man zuvor nur einen einzigen Stil hatte, wodurch bei den Kämpfen sehr schnell die Luft raus war, kommt nun etwas Abwechslung ins Spiel – zumindest visuell. Denn bis auf das Ausweichen des Afro-Stils, muss man nur eine Taste wild drücken, bis die Combo hoch genug ist, um einen Finisher auszuführen. Spätestens mit dem Master-Stil, der mit seinem Finisher gleich mehrere Gegner besiegt, wird der Kampf so einfach, dass man nicht mehr sterben kann. Sowieso ist der Titel so anspruchslos, das man nur ganz ganz selten einmal den Game Over-Bildschirm sehen wird – verschiedene Schwierigkeitsgrade sucht man vergebens.

Unsinniges Skillsystem & interessante Bosse

Das Ganze wird noch ein Stück schlimmer, wenn man dann doch etwas fortgeschrittener in der ersten Episode ist, wo die Kämpfe mehr werden. Denn wenn man kämpft, bekommt man nach und nach Skill-Punkte, jedoch bekommt man so viele, das man schon vor dem Ende alle Skills freigeschaltet hat, viel zu stark für die Gegner ist und sogar noch welche übrig hat. Hoffentlich wird an diesem Punkt noch etwas gefeilt mit den weiteren Volumes. Ein Novum bei „Afro Samurai 2” sind die etwas eigenwilligen Boss-Kämpfe. In der ersten Episode gab es zwar insgesamt nur einen, aber dieser konnte doch überzeugen. Denn anstatt einen normalen Kampf zu bestreiten, ist dieser eher eine kleine Cutscene mit Quick Time-Events. Hier werden jetzt sicher manche aufschreien, jedoch kommt der Spaß mit einem kleinen Twist. Denn das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive des Endgegners dargestellt, was der Action einen ganz anderen Stil verleiht, den man selten so gesehen hat. Zudem sind die Quick Time-Events relativ schwer und benötigen einiges an Geschwindigkeit, was die Boss-Kämpfe derzeit erstaunlicherweise zum Gameplay-Highlight machen.

Technik, die versagt, & eine überzeugende Atmosphäre

Schon oft hab ich in dieser Review das Wort Stil genutzt und das ist auch genau ein Punkt, der sich bei der Ästhetik durch das gesamte Spiel zieht. Während die Grafik an sich sehr detailarm ist, und auf der PlayStation 4 auch nach dem Patch immer noch stark ruckelt, was den Gesamteindruck etwas lindert, ist es die Atmosphäre, die „Afro Samurai 2” ausmacht. Begleitet von einem Soundtrack des Hip-Hop-Produzenten RZA zeigen Nachwuchskünstler in dem Genre, was sie drauf haben. Die Klänge passen super zu dem Geschehen und sind ein ganz dicker Pluspunkt. Auch wenn sich die Tracks oft wiederholen, wurde ich, als jemand, der sonst mit dem Musik-Genre überhaupt nichts anfangen kann, in die Atmosphäre voll hineingezogen. Dazu kommen einige visuelle Spielereien, die den etwas anderen Stil noch einmal perfekt untermalen. Das Spiel sagt es selbst eigentlich schon selbst am Besten: Hier kommt wohl die stilistisch beste und vielleicht auch erste Hip-Hop-Opera auf den Spieler zu.

Fazit zu Episode Eins von „Afro Samurai 2”

Die erste Episode von „Afro Samurai 2: Revenge of Kuma” fühlt sich noch etwas verloren in der eigenen Vision an. Man weiß nicht genau, wo die Reise hingehen soll, sowohl bei der Geschichte als auch spielerisch. Manche Ansätze funktionieren schon ganz gut, jedoch muss noch so einiges geschehen, damit man auch länger am Ball bleiben möchte. Wenn noch etwas an der Technik geschraubt, das Kampfsystem komplexer und der Anspruch gehoben wird, dann könnte „Afro Samurai 2” seinen Vorgänger definitiv überholen. In der jetzigen Form scheint dieses Ziel aber noch weit entfernt.