Nach knapp sieben Jahren des langen Wartens war es am 10. November nun endlich soweit. Die Rede ist natürlich von Bethesdas „Fallout 4”, das bei Fans seither für ausreichend Gesprächsstoff sorgt. Die Anforderungen für das Spiel sind hoch und die Entwickler haben alles dafür getan, diese zu erfüllen. Ein Überblick zu den meisten Inhalten folgt in der kommenden Rezension.

Der Sprung in die Zukunft

Der Ausgangspunkt ist eine friedliche Welt voller Leben und ambitionierten Menschen, die sich durch Arbeit ihre Zukunft sichern wollen. Im Notfall einer Apokalypse werden überall im Land Bunker gebaut, die den Menschen der Vororte genügend Schutz bieten sollen. So sah das Land jedenfalls vor 200 Jahren aus. Als Spieler hat man direkt zu Beginn die Auswahl, ob man den schützenden Vater oder doch lieber das weibliche Oberhaupt der Familie steuern möchte. Je nach Auswahl kontrolliert man seinen Charakter und lernt seinen Sohn Shaun kennen. Um der drohenden Apokalypse auszuweichen, beschließt die Familie in Vault 111 Schutz zu suchen. In Kryokapseln sollen die wichtigsten Menschen eingefroren werden, um in einer sicheren Zukunft wieder aufzuwachen. So war jedenfalls der Plan. Einige Jahre später wacht der Held auf und muss zusehen, wie sein Sohn in der gegenüber liegenden Kapsel entführt wird. Durch elterliche Gegenwehr wird der Partner dabei erschossen und zurückgelassen. Ein weiterer Zeitsprung erfolgt und der Protagonist wacht im Bunker auf. Dort findet er nicht nur diesen, sondern auch die gesamte Welt, zerstört wieder vor. Man weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, jedoch ist die Hauptmission deutlich vor Augen: Shaun retten und seinen Partner rächen.

Ein Mensch, viele Gesichter und unendliche Persönlichkeiten 

Wie man es bereits aus ähnlichen Titeln von Bethesda kennt, ist die Charaktererstellung recht vielfältig bestückt. Sowohl Gesichtszüge als auch Körperform können individuell angepasst werden und verleihen dem Charakter eine eigene Identität. Nachdem man seine Wunschfigur eingerichtet hat, bekommt man die Möglichkeit zahlreiche Fähigkeitspunkte zu verteilen. Diese können in bis zu sieben verschiedene Bäume gesteckt werden. Die Stärke steigert die Tragkapazität und die Angriffskraft im Nahkampf. Die Wahrnehmung erhöht die Trefferchance im V.A.T.S. während die Ausdauer die Aktionsleiste steigert, sodass der Charakter beispielsweise länger sprinten oder mehr Schüsse im V.A.T.S. abfeuern kann. Charisma verbessert die Überredungskunst und ermöglicht einzigartige Dialoge. Je mehr Punkte in die Intelligenz gesteckt werden, desto schneller gewinnt man an Erfahrungspunkten durch verschiedene Aktionen. Durch eine hohe Beweglichkeit kann man die Fähigkeit zu schleichen stark erhöhen. Zu guter Letzt erhöht das Glück die Chance, einen kritischen Treffer zu erzielen.

Durch das Abschließen von Missionen, dem Erkunden von neuen Orten oder der Herstellung von Objekten, bekommt man Erfahrungspunkte und erhöht somit die eigene Stufe. Mit jedem erreichten Level erhält man einen Fähigkeitspunkt, der in die genannten Bäume gesteckt werden kann. Je mehr Punkte man in diese investiert hat, desto mehr Fähigkeiten werden freigeschaltet, die wiederum durch weitere Punkte gelernt werden können. Diese Fähigkeiten steigern das Können des Charakters und machen das Leben im Alltag leichter. Beispielsweise kann man seinen Skill im Schlossknacken steigern, um sonst nicht zu erreichende Räume zu erkunden und gegebenenfalls seltene Beute oder Munition abzustauben. Apropos Beute: Denn der Fund von seltenen Gegenständen oder zusätzlicher Munition kann durch Fähigkeitspunkte leicht gesteigert werden. Auch kann der Schaden erhöht werden, den man mit einer bestimmten Waffengruppe anrichtet. Neben den genannten Fähigkeiten gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den Charakter zu modifizieren und sich auf verschiedene Ereignisse vorzubereiten.

Kleid... Waffen machen Menschen!

Ob man nun Aufgaben erfüllt, Kisten öffnet oder Gegner plündert, man erhält zahlreiche Beute, die einen verstärken oder zum Verkauf gedacht sind. In der Regel muss man dazu jedoch in das offene Ödland von Commonwealth hinaus. Die Karte im Spiel ist riesig und bietet an fast jeder Ecke eine neue Aufgabe. Um diese jedoch zu erfüllen, muss man sich verteidigen können. Eine Abwehr in Form einer starken Rüstung ist natürlich nie verkehrt, jedoch sollte auch die Offensivkraft stimmen. Man beginnt zunächst mit einer 10mm-Pistole und einem gewöhnlichen Schlagstock, mit denen die ersten Gegner erlegt werden. Auf der Reise sammelt man so ein großes Arsenal an Waffen zusammen, die einen in jeder Situation behilflich sind. Wie man damit allerdings umgeht, ist jedem selbst überlassen. Schießt man gerne mit einem Revolver dem Feind den Kopf ab oder stürmt lieber mit einem Maschinengewehr durch gegnerische Reihen? Solange die Beute hinterher auf dem Boden liegt spielt dies keine Rolle.

Die Waffenvielfalt ist riesig und erweitert sich zu den bekannten Schrotflinten, Präzisionsgewehren und Pistolen auch mit Raketenwerfern, Laserwaffen und Injektionsspritzen. Wer nicht mal mehr eine Leiche zurücklassen möchte, dem ist es frei, mit dem Bigboy Mini-Atombomben durch die Gegend zu schießen. Achtung, Selbstmordgefahr! Zusätzlich findet man auch zahlreiche Granaten, Minen und weitere Explosivkraft, die man Feinden an den Kopf werfen kann. Wer es gerne im Rambo-Stil macht, der kann sich seine Nahkampfwaffe schnappen und auf Gegner einprügeln, denn auch für eine solche Option ist gesorgt.

Arbeit so weit das Auge reicht


Eine große Karte bietet natürlich unendlich Möglichkeiten für Beschäftigung. Freundliche NPCs helfen hier gerne aus und bieten neben der leitenden Geschichte auch viele verschiedene Nebenaufgaben an. Ob es nun das Säubern von Gegnern eines bestimmten Areals oder die Beschaffung eines verlorenen Gegenstandes ist, am Ende wartet in der Regel immer eine Belohnung in Form von Erfahrungspunkten und Kronkorken auf einen. Ist man pleite, so sind diese Aufgaben wortwörtlich Gold wert. Dabei sollte man stets auf seinen Munitionsvorrat achten, denn diese ist nicht billig. Das meiste Vermögen wird in Patronen investiert, die zum erfüllen weiterer Aufgaben benötigt werden. Möchte man sich etwas größeres, wie ein Haus in Diamond City gönnen, so muss man schon etwas sparen. Erfüllte Aufgaben öffnen auch die Wege zu neuen Orten oder rufen neue Bekanntschaften in Form von Reisepartnern ins Leben.

Zu Beginn begleitet den Spieler der Hund Dogmeat auf seiner Reise und hat die Fähigkeit, Gegner festzuhalten und seltene Gegenstände aufzuspüren. Später erhält man auch menschliche Partner, die mit offensiver Feuerkraft behilflich sind. Jeder Begleiter hat eine einzigartige Fähigkeit, die man entweder zu Beginn nutzen kann oder diese erst durch das Erhöhen der Sympathie freigeschalten muss. Verschiedene Begleiter haben unterschiedliche Vorlieben. So mögen es viele nicht, wenn der Hauptcharakter böse Taten vollbringt und verlieren dadurch die Lust zu reisen. Natürlich gibt es auch zwielichtige Figuren, die es mögen, wenn man stiehlt oder mordet.

Eine gegnerische Vielfalt

Nicht nur zahlreiche befreundete Rassen bevölkern die Welt von „Fallout 4“, sondern auch genauso viele Gegner stellen sich einem in den Weg. Die anfänglichen RAD-Kakerlaken sorgen für ein gutes Einstiegstraining, um größere Feinde bewältigen zu können. Die Raider und Gunner sind die menschlichen Gegner des Spiels und verfolgen ihre eigenen Ziele. Supermutanten sind massivere Widersacher, die den Menschen in allen körperlichen Aspekten überlegen sind. Technologisch sind sie vereinzelt sehr weit, beschränken sich meist jedoch auf das Halten eines Stützpunktes. Ghule sind mutierte Menschen, die über die letzten Jahrhunderte zu viel Strahlung abbekommen und so ihren eigenen Willen verloren haben. Bei Sichtkontakt greifen sie beinahe alles an, was sich ihnen in den Weg stellt.

Die technologisch weiter entwickelste Rasse sind die Synth. Sie sind Roboter, die sich in menschlicher Form der humanen Kultur anpassen. Entwickelt vom Institut, sind die meisten feindlich gesinnt und verteidigen die elektronischen Schätze der Labore. Zahlreiche Synths haben es jedoch geschafft, den Zwängen des Institutes zu entkommen, und leben nun in Freiheit.

Auch gibt es wie aus der Reihe bereits gewohnt, angsteinflößende Gegner, die plötzlich erscheinen und schwer zu töten sind. Eines dieser Exemplare ist die Todeskralle, ein großes Wesen, das eine schwache Abwehr schnell durchdringt und seine Beute mit wenigen Hieben tötet. Hat man ganz viel Pech und begegnet noch relativ früh im Spiel einem Behemoth, kann die Reise ganz schnell vorbei sein. Dieses Monster wirft mit größeren Brocken um sich und es sind unzählbare Explosivwaffen nötig, um einen zur Strecke zu bringen.

Vier Fraktionen – eine Wahl


Die erste der vier Fraktionen stellt sich dem Charakter gleich zu Beginn der Hauptgeschichte vor, die Minutemen. Eine beinahe ausgestorbene Organisation, die versucht hat, über die letzten Jahrhunderte zu überleben. Der Augenmerk der Missionen liegt überwiegend darin, sich auszubreiten und neuen Platz für Kolonien zu schaffen. Sie handeln im Sinne der Menschen und sind stets neutral gesinnt.

Folgt man dem Pfad der Minutemen, stoßt man kurze Zeit später auf Paladin Danse und seiner Oberorganisation der Stählernen Bruderschaft. Das Ziel der Bruderschaft ist es, die Bewohner des Commonwealth zu beschützen und sie von den drohenden Gefahren abzuschirmen. Einen richtigen Schutz vor Ghulen, Supermutanten und Synths kann nur erzielt werden, wenn genannte Rassen vom Erdboden beseitigt werden. Dabei achten sie nicht auf einzelne Individuen, sondern handeln nur im Sinne des menschlichen Volkes.

Die Railroad ist die dritte Fraktion des Spiels und verfolgt das Ziel, jedem einzelnen Synth eine Chance zu geben und sie in die Gesellschaft zu integrieren. Hier zeigen sich die ersten Gegensätze zur Stählernen Bruderschaft, denn diese nimmt keine Rücksicht auf Synths. Das Hauptquartier der Fraktion ist sehr versteckt und nur über einige Umwege zu erreichen, sodass nur ausgewählte Personen Zugang erlangen.

So sehr sich die drei Gruppen unterscheiden, haben sie jedoch einen gemeinsamen Feind: das Institut. Erst wesentlich später im Handlungsverlauf lernt man diese genauer kennen. Stets hat man jedoch im Hinterkopf, dass sie für die Entführung des Sohnes und die Ermordung des Partners verantwortlich sind. Lange ist diese Fraktion ein Mythos, der nicht zu greifen zu sein scheint, denn weder Aufenthaltsort noch Mitglieder sind bekannt. Informationen zu erhalten ist mühselig und mit dutzenden Schwierigkeiten verbunden.

Sammelbares an jeder Ecke

In Bethesdas Titeln ist man als Spieler einen gewissen Standard gewöhnt. So stehen Sammelobjekte beinahe immer an der Tagesordnung. Meist ist dies bloßer Schrott, der keinen größeren Nutzen hat, außer verkauft zu werden. Händler akzeptieren für gewöhnlich allerlei Gegenstände, sofern es ihr Budget hergibt. Wenn der Händler also kein Geld mehr übrig hat, dann kann auch nichts mehr an diesen verkauft werden bis er seine Ersparnisse aufstockt oder mit dem Spieler tauscht. Sowohl Medikamente, Drogen, als auch Nahrung spielen im Commonwealth eine große Rolle. Setzt man sich einer zu hohen Strahlung aus und kann seinen Lebensbalken nicht mehr auf einhundert Prozent bringen, dann helfen einem Medikamente wie RadAway und Rad-X weiter. In einem blutigen Kampf können Stimpacks der ausschlaggebende Lebensretter sein und verlorene Lebenspunkte wiederherstellen. Ist der Vorrat an diesen erschöpft, dann kann man sich auch mit einem saftigen Stück Fleisch eines RAD-Hirsches den Bauch vollschlagen. Der Nachteil hierbei ist jedoch die Steigung der Strahlung, die man durch verschiedene Aktionen wie essen und schwimmen erhält.

In einigen Fällen findet man am Ende einer schwierigen Passage einen Comic oder einen Bobblehead. Diese steigern permanent einen bestimmten Wert oder verleihen besondere Fähigkeiten. Dadurch lässt sich beispielsweise das Schleichen erhöhen, ohne jemals einen Punkt in diesen Skillbaum gesteckt zu haben. Besondere Comics schalten sogar bestimmte Minispiele frei, die im Pip-Boy für eine unterhaltsame Nebenbeschäftigung sorgen. Der markante Powersuit aus der gesamten „Fallout“-Serie ist auch dieses mal in diversen Formen und Farben erhalten. Zudem ist man nicht auf einen einzigen Anzug beschränkt, denn es lassen sich viele verschiedene an ausgewählten Orten finden. Verliert man mal einen oder lässt diesen irgendwo zurück, so hilft eine kleine Markierung auf der Karte weiter.

Herstellung und Modifikation

Auf der Reise fallen einem allerhand nützliche Dinge in die Tasche. Darunter sind auch zahlreiche Gegenstände, die benötigt werden, um das eigene Equipment aufzustocken. Beinahe jede Waffe kann durch andere Visiere, Aufsätze, Magazin-Erweiterungen uvm. erweitert werden. Dazu werden meist seltene Komponente benötigt, die man wiederum erneut herstellen oder finden muss. Des Weiteren können ebenso Rüstungen verstärkt werden, um sowohl Aussehen als auch Defensive zu verbessern. An kleinen Labortischen können ebenso Medikamente und Drogen gemixt werden, die den Kampf erleichtern oder schlicht und einfach verkauft werden. Viele Waffen haben bereits im Besitz der Feinde bestimmte Zusätze wie Kryo- oder Brandmunitionen, sodass diese automatisch nach erbeuten für gewählten Waffentyp freigeschaltet werden.

Die Herstellung alleine bezieht sich allerdings nicht nur auf die tragbare Ausrüstung des Spielers, sondern kann auch seine Umwelt stark prägen. Mit gesammelten Materialien können nämlich auch Häuser, Möbel, Ressourcen und weiteres erbaut werden, das zu einer Ausbreitung der Siedlung sorgt. In vorgefertigten Häusern, die bereits vorhanden waren oder gekauft wurden kann man seinen Traum als Innenarchitekt wahr machen. Wer gleich alles bis auf das Fundament abreißen möchte, der kann auch ein gänzlich neues Gebäude im eigenen Stil in die Welt setzen. Zur Verteidigung der so entstandenen Siedlung sollten Geschütztürme und Abwehrvorrichtungen installiert werden, die einen feindlichen Angriff kontern. Es ist nicht selten, dass man mehrere Stunden im Baumenü verbringt und die Zeit komplett vergisst.

Technik


Schon bereits bei den ersten Trailern zu „Fallout 4“ waren viele skeptisch, ob der Titel dem heutigen Grafikstandard gerecht wird. Verliert man sich in den ersten Stunden in der langen Geschichte, so fällt dies nicht weiter auf, jedoch ist sie vergleichbar mit dem nun bereits vier Jahre alten „The Elder Scrolls V: Skyrim“. Natürlich wurden viele grafische Ecken aufpoliert und die Liebe fürs Detail ist Bethesda nie fremd, allerdings fällt dem Spieler dies schnell ins Auge. Leider hat der Titel, wie ähnliche Spiele der Entwickler, mit zahlreichen Bugs zu kämpfen. Mal öffnet sich der Pip-Boy nicht mehr auf Knopfdruck oder der Erdboden strahlt in einem grellen lila. Des Öfteren bleibt der Charakter an kleineren Kanten stecken und muss erst durch mehrere Sprünge befreit werden. Musikalisch ist das Spiel jedoch meisterhaft, denn stets unterstützen gut ausgewählte Soundtracks die düstere und apokalyptische Stimmung. Ob man nun das Radio einschaltet oder bloß der Melodie im Startbildschirm zuhört, ist dabei egal. Die Steuerung ist für den Anfang recht kompliziert, aber nach einigen Minuten Spielzeit ist auch diese schnell im Griff. Die Seitentasten werden wie gewohnt für das Handhaben der Waffen benötigt und durch die Aktionstaste unterstützt.