13 Jahre und zehn Ableger später, kommt die gefeierte „Trackmania”-Reihe nach zwei DS-Spielen und einem Wii-Spiel endlich auch auf eine Sony-Plattform. Dabei dürfte es die meisten Fans sicherlich interessieren, ob das Rennspiel den Sprung auf die PlayStation 4 mit so wenig Abstrichen wie möglich geschafft hat. Ob dies gelingt, erfahrt ihr in der folgenden Review.

Karriere

Wenn man „Trackmania Turbo” startet, dann wird man nach einem stimmigen Intro erst einmal von einem aufgeräumten Menü begrüßt, das einen ansprechend direkt zu der Karriere hinleitet, in der man insgesamt fünf Cups mit jeweils 40 Strecken, unterteilt in vier Umgebungen, absolvieren muss. Hier findet auch das gewohnte System mit einer Bronze-, Silber-, Gold- und der sogenannten Trackmaster-Medaille seinen Platz, das wie eh und je motiviert. Die Strecken sind allesamt wieder sehr abgefahren gestaltet und rufen immer ganz unterschiedliche Skills beim Spieler ab, weshalb man auch schnell seine ganz persönlichen Favoriten findet.

Doppelt fährt besser

Die Karriere kann sogar in dem neuen Double Driver-Modus gespielt werden, wobei die Strecken sich nicht unterscheiden. In diesem teilen sich zwei Spieler die Kontrolle über ein Auto und müssen sich untereinander beim Gas geben, Bremsen und Steuern perfekt koordinieren, um die Bestzeit zu holen. Dabei kann man sich sicher sein, dass man sehr schnell ins Fluchen gerät, aber genauso gut auch die ganze Zeit seinen Spaß dabei hat.

Abwechselnde Karosserien und individuelle Challenges

Für Abwechslung sorgen nicht nur die vier Umgebungen, die insgesamt doch etwas knapp ausfallen, sondern auch die vier verschiedenen Fahrzeuge, die allesamt eine andere Steuerung bieten. Der Strandbuggy flitzt ganz schnell um die Kurven, während der Formel 1-Wagen bei Loopings, Schraubenziehern und anderen Hindernissen so richtig in Fahrt kommt. Allein dadurch bietet „Trackmania Turbo” die gewohnte Herausforderung und Motivation, durch die der Titel unter anderem so berühmt wurde. Es ist einfach unglaublich motivierend doch noch einmal eine Kurve mehr zu meistern und somit zwei hundertstel Sekunden herauszuholen, die den Sieg ausmachen können.

Hat man die Karriere irgendwann mal doch gemeistert und überall Gold geholt, dann ist noch lange nicht Schluss. Denn die Spieler können basierend auf den vorgefertigten Leveln auch Playlists und Challenges erstellen, die dann mit der ganzen Welt geteilt werden können, wodurch kompetitive Spieler immer eine Herausforderung parat haben. Natürlich bleiben die Strecken immer die gleichen, aber so kann man auch unter Freunden sich gegenseitig zu jederzeit asynchron herausfordern.

Kreativität gefragt

Wenn man aber die Tracks irgendwann wirklich im Schlaf kann, dann kommt der sehr umfangreiche Track-Editor ins Spiel. Wer sich selbst nicht ganz so viel zutraut, der wird vom Editor im Anfänger- oder Normal-Modus noch etwas an die Hand genommen, was vor allem den Einstieg erleichtert und einem die generelle Idee hinter einer Strecke beibringt. Profis können sofort mit dem Fortgeschrittenen-Modus starten, der nicht nur alle Streckenteile, sondern auch Terraforming, umfassende Dekorations-Möglichkeiten und mehr beinhaltet. Basierend auf den vier Umgebungen stehen auch andere Teile passend für den jeweiligen Ort zur Verfügung, die man leider nicht untereinander tauschen kann. Mit ein wenig Kreativität kann man hier erneut mehrere Stunden an einer Strecke basteln. Die Steuerung funktioniert nach einer kurzen Eingewöhnungsphase auf der Konsole erstaunlich gut.

Hat man schlussendlich eine Strecke fertig gestellt, dann muss man auf dieser zunächst einmal eine möglichst gute Zeit fahren. Danach kann sie dann hochgeladen werden und in allen Modi von einem selbst, Freunden oder auch Leuten, die sie zufällig gespielt und danach favorisiert haben, gespielt werden. Es war selten einfacher auf der Konsole so schnell eigene Level zu erstellen, hochzuladen und seinen Freunden bereit zu stellen. Es wird zwar noch etwas dauern, aber ich bin mir sicher, dass mit der Zeit in den von Fremden erstellten Räume online einige Perlen ihren Weg finden. Wer nicht ganz so kreativ ist aber dennoch nicht warten möchte, der kann auch einfach eine Strecke zufällig generieren lassen. Das funktioniert besser als gedacht und der Zufall erschafft einige Tracks, die es wirklich in sich haben und alles andere als generisch sind. Jedoch klappt es nicht immer und es braucht manchmal mehrere Versuche, bis eine ordentliche Strecke entsteht. Trotzdem muss man den Entwicklern von „Trackmania Turbo” den Respekt zollen, den der Zufallsgenerator definitiv verdient hat.

Räume anstatt Server

Nun komme ich endlich mal zum Mehrspieler, der natürlich auch dieses Mal im Vordergrund steht. Im Gegensatz zum PC gibt es dieses Mal keine eigenen Server der Spieler sondern Räume, die ganz einfach jeder erstellen kann, die dann auch unabhängig davon, ob man selbst mitspielt, jederzeit offen sind. In diesen kann man als Ersteller einstellen, welche Strecken in welchem Modus mit welchen Regeln gespielt werden sollen. Dabei kann man entweder Siege nach Punkte, nach der besten Zeit oder vieles anderes einstellen, weshalb man schnell seinen ganz eigenen Favoriten findet. Ich persönlich bevorzuge die klassische Time Attack-Variante bei der man fünf Minuten pro Strecke Zeit hat, um möglichst die Bestzeit aufzustellen. Das motiviert auch online wieder besonders, wenn man langsam die Rangliste empor klettert, weil man die Strecken immer mehr verinnerlicht. Ansonsten funktioniert der Netcode ohne Probleme und man hat nie das Gefühl, das Online irgendetwas gerade schief läuft.

Lokale Vielfalt

Da „Trackmania Turbo” nun einmal auch für die Konsolen ausgelegt ist, gibt es auch einen wahrlich ausschweifenden, lokalen Mehrspieler-Modus. Die drei grundlegenden Modi sind zum einen der bekannte Hotseat, bei dem man den Controller herumreicht und jeder von den maximal 16 Spielern auf einer Strecke seine beste Zeit fährt. Weiter geht es mit Arcade bei dem man entweder nacheinander oder auch im Double Driver drei Versuche hat, wieder einmal die beste Zeit zu erlangen. Den offensichtlichen Abschluss bildet zunächst einmal der Splitscreen, bei dem man mit bis zu vier Spielern gleichzeitig um die Wette fährt. Leider wurde hier aber auf eine Time Attack-Variante verzichtet und man gewinnt lediglich dann, wenn man eine bestimmte Anzahl an Punkten erreicht hat. Das ist definitiv der schwächste Modus im Mehrspieler und hätte auf Zeit viel mehr Spaß machen können.

Aber das ist noch nicht alles gewesen, denn es gibt noch eine vierte Option, die zunächst geheim ist. Durch die richtige Tastenkombination, wobei jeder der vier Face Button einem bestimmten Modus, einer Regel und einer Art an Tracks zugeordnet ist. Dort findet man dann auch die etwas abwegigeren Spieltypen wie Mono Screen, bei dem man die Strecken mit bis zu vier Leuten gleichzeitig auf einem Bildschirm fährt, was sehr schnell zu einem großen Chaos führt. In Smash gibt man Gas indem man einen Knopf so schnell wie möglich hintereinander drückt, was nach kurzer Zeit aber sehr in den Arm gehen kann.

Anstatt um Zeiten zu fahren, kann man auch mit Stunt um Punkte kämpfen, die man durch Tricks wie Flips oder Rollen erreicht. Der wohl mit Abstand spaßigste Modus ist Bonus. In diesem wird „Trackmania” ein wenig zu „Mario Kart”, denn bei jedem Checkpoint bekommt man ein Item. Diese reichen von Boosts über Autos, die man schießen kann, bis hin zu einem Item für einen selbst, das einen entweder klein oder groß macht. In Verbindung mit den vorherigen Modi kann man lokal einige sehr unterhaltsame Stunden mit Kumpels verbringen.

Stilisierte Renn-Action

Auch technisch läuft „Trackmania Turbo” immer rund. Die 60 Bilder pro Sekunde werden konstant erreicht. Die Grafik strotzt nicht gerade durch Power und bringt auch die PlayStation 4 nicht ins Straucheln, aber das war auch noch nie die Stärke von „Trackmania”. Dafür ist jede Umgebung sehr stilisiert: An jeder Ecke findet man kleine Details und die Werbeanzeigen haben immer einen witzigen Spruch parat. Aber das ist sowieso egal, denn bei all der Geschwindigkeit hat man sowieso keine Zeit sich all das anzuschauen. Etwas getrübt wird der Technik-Eindruck von den teils längeren Ladezeiten, denn nach jeder Strecke kommt ein Ladebildschirm, der zwischen zehn bis 20 Sekunden andauern kann. Zum Glück gibt es aber keinerlei Wartezeiten, falls man einen Track hintereinander versuchen möchte.

„Spotify” sei Dank

Ein weiteres Glück ist, dass die PlayStation 4 mittlerweile „Spotify” anbietet. Denn der Soundtrack von „Trackmania Turbo” besteht fast ausschließlich aus Indie-Techno, der zwar irgendwo zum Geschehen passt und auch durch den dynamischen Filter basierend auf der Geschwindigkeit überzeugen kann. Aber spätestens nach einer Stunde ist die Hintergrund-Musik so abwechslungsarm, dass man sie am liebsten ausstellt. An diesem Punkt setzt dann Spotify ein, wodurch dann auch die Hintergrundmusik wieder nach dem Geschmack von jedem sein kann. Ohne diese Funktion hätte ich definitiv etwas weniger Spaß am Spiel gehabt, da doch mit der richtigen Musik etwas mehr Freude aufkommt.