Shadow of the Beast (PSN)
Als eines der ersten, kleineren Titel für die PS4 konnte Sony „Shadow of the Beast” enthüllen, das eine Neuinterpretation eines Amiga-Klassikers ist. Bis heute gilt der Titel als bockschwer und frustriert Spieler damals wie heute. Jetzt ist nach drei Jahren das düstere Action-Jump ‘n‘ Run endlich fertig und wir sind zusammen mit dem Biest durch Karamoon auf einen Rachefeldzug gegangen.
Befreit von den Fesseln
Geführt von einem Magier, landet der Hauptprotagonist – das Biest – auf Karamoon und soll dort auf blutige Weise ein Kind klauen. Nach einem Massaker der anwesenden Menschen erkennt das Biest aber, dass auch er als Kind von den Magiern entführt wurde und zu dem transformiert ist, was er heute ist. Gefüllt von Rache, löst er sich von der Fessel und beginnt seinen Feldzug durch sieben Level auf der Suche nach demjenigen, der ihm das angetan hat.
Bilder sagen mehr als tausend Worte
Eine große Besonderheit von „Shadow of the Beast” ist tatsächlich die Erzählweise der Geschichte. Denn in dem abgefahrenen Fantasy-Setting bewohnen viele verschiedene Rassen die Welt und alle davon haben eine andere Sprache. Der besondere Clou dabei ist, dass man sich erst nach und nach Untertitel für diese Sprachen erkaufen muss. Damit man als Spieler aber nicht komplett verloren ist, sprechen auch die Bilder schon eine ganz eigene Sprache. Sehr oft musste ich mich beim Spielen an die verschiedensten Cinematic-Platformer erinnern, was vor allem der Inszenierung des Biests geschuldet ist, das manchmal einen ähnlichen Blick hat, wie Abe aus „Oddworld”. Insgesamt bietet der Titel allein schon durch die Geschichte eine ganz ungewohnte Erfahrung, die düster, dreckig und auch brutal daherkommt, aber trotzdem einen für die knapp zwei bis drei Stunden, die für einen ersten Durchgang nötig sind, fesseln kann.
Cineastisch
Der Vergleich mit Cinematic-Platformern ist auch spielerisch nicht ganz von der Hand abzuweisen. In jedem Level muss man aus der 2D-Perspektive mal von links nach rechts oder auch von rechts nach links laufen, springen und natürlich auch kämpfen. Daneben gibt es kleinere Rätsel, die aber nur für die Wenigsten eine wirkliche Herausforderung darstellen sollten. Das cineastische Gefühl wird durch häufig auftretende Kamerafahrten und kürzeren Cutscenes auf den Spieler transportiert, die das Geschehen zwar unterbrechen, aber trotzdem einen wichtigen Teil zur übergeordneten Erfahrung beitragen. Dazu kommen noch Sammelgegenstände wie Talismane oder Kugeln, die Informationen zur Hintergrundgeschichte beinhalten.
Flache Oberfläche
Doch das Hauptaugenmerk liegt ganz klar beim Kampf. Dieser scheint auf den ersten Blick sehr einfach gestaltet zu sein: Gegner kommen entweder von links oder rechts und man muss einfach in ihrer Nähe eine Taste drücken, um sie entweder mit einem Schlag zu töten, zu betäuben, zu werfen oder über sie drüber zu springen. Am Anfang ist man dadurch doch erst einmal etwas verstutzt, da „Shadow of the Beast” früher ein bockschweres Spiel war. Hier fühlt es sich zunächst sehr simpel an. Doch der erste Eindruck täuscht, denn mit der Zeit wird der Kampf um immer weitere Techniken und Strategien erweitert, sodass man die Gegner genau studieren muss, um möglichst fehlerfrei zu kämpfen.
Tiefgründiger als erwartet
Bei den Kämpfen sollte man sich sowieso anstrengen, denn abhängig von der eigenen Performance bekommt man einen Score, der mehrere Sachen beeinflusst. Dieser wird am Ende nicht nur eins zu eins zu Mana umgewandelt, wodurch man sich Upgrades, die gefundenen Talismane und viele Boni, wie die Untertitel für die verschiedenen Rassen, kaufen kann, sondern ist auch an die Wertung für die einzelnen Kämpfe gekoppelt. In jedem Level gibt es bis zu zwei Kämpfe, in denen man eine Gold- oder Platin-Wertung erreichen kann, um einen zusätzlichen geheimen Encounter innerhalb des Levels freizuschalten.
Wie viele andere moderne Spiele gibt es auch hier eine Online-Anbindung abseits von Ranglisten. Wenn die Funktion optional eingeschaltet ist, dann kann man in den Leveln an zufälligen Orten Seelen von anderen Spielern finden, die genau dort wieso auch immer gestorben sind. Dann hat man die Option, sie in Frieden ruhen zu lassen, was für den gestorbenen Spieler ein Elixir bringt, was er beim Ableben nutzen kann. Wenn man sich aber dafür entscheidet, ihn komplett zu demütigen, dann kommt ein Quick-Time-Event-Minispiel, bei dem man zufällige Tasten so schnell wie möglich drücken muss. Dafür bekommt man dann einen Shadow Stone, den man nutzen kann, um im Kampf Hilfe von einem Schatten-Biest zu bekommen. Dazu wird auch die Zeit an den getöteten Spieler geschickt, der diese nun schlagen muss, um wiederum einen Shadow Stone zu bekommen und die Zeit an seinen Rivalen zu schicken. Schafft er es nicht, bekommt der andere Spieler ein Elixir. Die Funktion ist nicht allzu störend eingebaut und kann optional auch einfach ausgeschaltet werden. Aber einen wirklichen spielerischen Mehrwert bringt es nicht, da ein Schattenhelfer in den Kämpfen eigentlich nie benötigt wird.
Auch wenn „Shadow of the Beast” nach zwei Stunden wieder vorbei ist, hat Heavy Spectrum es geschafft, auch für längere Zeit zu motivieren. Denn nicht nur der Kampf ist schwer zu meistern, sondern auch verschiedene Endings möchten durch die unterschiedlichsten Kriterien freigeschaltet werden, die mitunter dazu führen, dass man jedes einzelne System des Spiels verinnerlicht. Zwar ist das Spiel nicht mehr so schwer wie das Original, hat aber dafür seinen ganz eigenen Reiz.
Blutig
Bei so einem Spiel kann man zwar nicht erwarten, dass die Optik einen total umhauen wird, aber das, was das Team mit den verfügbaren Mitteln geschaffen hat, kann sich sehen lassen. Eine bunte aber dennoch sehr düster anmutende Atmosphäre wird begleitet von fiesen Monster-Designs, die mit blutigen Mäulern und scharfen Krallen auf den Spieler losgehen. Zum Glück halten sich technische Patzer in Grenzen und stören nicht den Spielfluss. Der Soundtrack leistet einen guten Job, um die Atmosphäre auch akustisch weiter zu tragen. Nostalgiker können im Spielverlauf aber auch die Möglichkeit freischalten, mit der klassischen Musik aus der Amiga-Version zu spielen.
Das sagen unsere Leser: