Auf der PlayStation Vita und der PlayStation 3 erschien vor fast vier Jahren im PlayStation Store ein Cinematic-Action-Platformer, wie man ihn so schon lange nicht mehr gesehen hatte. „Rocketbirds: Hardboiled Chicken” machte dabei eine ganz gute Figur, hat aber trotzdem so einige Schwächen gehabt. Jetzt kam vor kurzem der Nachfolger und wir wollten herausfinden, ob das Spiel nicht nur im Titel eine Evolution gemacht hat.

Der Despot lebt

Die Geschichte knüpft nahtlos an den Vorgänger an. Nachdem Putzki augenscheinlich besiegt wurde, will Hardboiled ein ruhiges Leben führen. Als er aber in einem Zeitungsartikel von den neuen Machenschaften des diabolischen Pinguin-Despoten liest, greift er kurzerhand zu den Waffen, um ihn erneut zu besiegen und natürlich auch herauszufinden, wieso Putzki wieder unter den Lebenden weilt. 

Die Reise führt Hardboiled durch die unterschiedlichsten Regionen, wie verschneite Berge, U-Boote oder auch den Weltall. „Rocketbirds 2: Evolution” bleibt erzählerisch seinen Wurzeln treu und legt weiterhin wert auf Cutscenes sowie Dialoge. Während erstere etwas weniger geworden sind, so gibt es diesmal mehr Dialoge – dieses Mal sogar fast komplett vertont. Hier fällt auch die wohl größte Neuerung auf: Der erste Teil war noch sehr abgehakt, was sowohl das Gameplay als auch das Level-Design betraff. Für den Nachfolger wurde stark am Flow geschraubt, was aber bei der Geschichte zur Folge hat, dass die Cutscenes nicht mehr mitten im Level auftauchen. Dazu ist die Synchronisation eher zu belächeln – es nimmt ein wenig den Ernst der Story, wenn die Amateur-Synchronsprecher ihre Zeilen zum Besten geben.

Evolution nicht nur im Titel

Die wohl größte Evolution hat das Gameplay gemacht. Denn anstatt nur ein schlauchiges Abenteuer zu sein, in dem man stur von links nach rechts laufen muss, bekommt man hier ein leicht abgespecktes Metroidvania-Erlebnis geboten. In insgesamt sechs weitläufigen Levels, unterteilt auf mehrere Ebenen, muss man hin und her laufen, verschiedene Upgrades einsammeln und damit neue Wege öffnen. Das spielt sich im Vergleich zum Vorgänger viel angenehm, aber fühlt sich auch ein wenig generischer an.

Twin-Stick-Geballer

Dazu kommt ein Twin-Stick-Shooter ähnliches System zum Einsatz, bei dem man gezielt die Gegner treffen kann. Aber dadurch, dass die Kämpfe sich nun auch besser spielen, haben die Entwickler viel mehr davon eingebaut. Leider hat man sich dabei wieder etwas verkalkuliert - Manche Dinge wurden verbessertaber,  auch andere auch verschlechtert. Der Spielfluss wird beispielsweise enorm von den Schuss-Sequenzen unterbrochen und oft fühlen sie sich aufgezwungen auf. Immerhin stimmt die abwechslungsreiche Waffenauswahl mit Schrotflinten, Granatenwerfern oder Laserwaffen. Neben den normalen Kämpfen gibt es auch gelegentliche Bossgegner, die aber eher nach dem Trial and Error-Prinzip funktionieren, da man schon in kürzester Zeit herausgefunden hat, wie man sie am Besten besiegt. Im Laufe des Spiels reichen sogar nur gezielte Granaten, um den Bossen schnell den Garaus zu machen. Dadurch fehlt „Rocketbirds 2: Evolution” so ein wenig die Herausforderung und man verfällt in ein Muster, das man die fünf bis sechs Spielstunden immer wiederholt.

Fiese Checkpoints

Auch wenn spielerisch die Herausforderung nicht wirklich vorhanden ist, so wird dennoch etwas herausgefordert: die Nerven. Denn die Checkpoints im Spiel sind unfair und vor allem rar gesät. Dadurch kommt es immer wieder zu Situationen in denen man teils zehn bis zwanzig minütige Abschnitte immer wieder von vorne starten muss, nur weil man einen kleinen Fehler gemacht hat, der einen sofort das Leben kostet. Dadurch ist so manch ein Wutanfall vorprogrammiert.

Zu viert die Hühner retten

Wenn man nach der Kampagne doch noch ein wenig mehr vom Spiel haben möchte, der freut sich über den Rescue-Modus. In diesem übernimmt man die Rolle von anderen Hühnchen der Revolution und kann mit bis zu drei weiteren Freunden sowohl online als auch lokal miteinander kurze Missionen in den sechs Welten aus dem Hauptspiel erleben. Kurz ist dabei Programm, denn man wird nie länger als zehn bis zwanzig Minuten brauchen für einen der zahlreichen Aufträge. Das Ziel innerhalb einer Mission ist zumeist das Retten eines weiteren Huhns, das damit als spielbarer Charakter der Revolution beitritt. Dadurch bekommt man zudem auch immer noch die spezifischen Waffen und Kostüme freigeschaltet, die man dann auch auf alle anderen Hühner anwenden kann.

Aber der Rescue-Modus dient auch als Fortsetzung der Hauptgeschichte. Darüber hinaus werden wir jetzt aber nicht ins Detail eingehen, da „Rocketbirds 2” sehr stark auf das Erlebnis der Story basiert . Im Grunde ist beim Co-Op das aber Nebensache und bietet im Gegensatz nur einen ganz grundsätzlichen Rahmen, der einen aber nicht durch den Modus treibt. Das macht eher die Tatsache, dass man mit Kumpels innerhalb kurzer Zeit ein paar kurzweilige und schnell verständliche Missionen abarbeiten kann.

Grandioser Soundtrack

Wer „Rocketbirds: Hardboiled Chicken” gespielt hat, der wartet wahrscheinlich schon seit dem ersten Abschnitt endlich auf eine Erwähnung des Soundtracks. Schon beim Vorgänger war die Band New World Revolution mit mehreren Tracks am Start und hat das Geschehen perfekt untermalt. Auch dieses Mal wieder ist eine perfekte Mischung gelungen, die das Spiel um ein Vielfaches aufwertet und wohl den meisten am besten in Erinnerung bleiben wird. Vor allem hat die Band auch einen sehr abwechslungreichen Stil, wodurch man manchmal das Gefühl haben könnte, dass mehrere Bands an dem Soundtrack gearbeitet haben. Die restliche Geräuschkulisse ist eher Nebensache und die bereits erwähnte Synchro leider fast schon lächerlich.

Eine neue Optik

Was den meisten wohl noch vor den Änderungen am Gameplay auffallen wird, ist der neue Grafikstil. Etwas comichafter und vor allem nun wirklich 2D, zaubert der Titel eine gute Optik auf den Bildschirm. Dazu gesellt sich eine flüssige Framerate, die nur durch ganz seltene Slowdowns unterbrochen wird, was der Action aber kaum einen Abbruch macht, da man dann in hitzigen Situationen kurz überlegen kann, wie man als nächstes vorgehen sollte.