Gearbox Software hat mit den „Brothers in Arms”- und „Borderlands“-Reihen so tolle Spiele abgeliefert, dass man auch gerne die Desaster „Duke Nukem Forever“ und „Aliens: Colonial Marines“ vergessen darf. Doch nun wagt sich das Studio wieder an einer komplett neuen Marke, mit der sie neue Fans mit an Bord holen wollen. Ob ihnen das mit „Battleborn“ gelungen ist, oder die Spieler lieber auf das nächste „Borderlands“ warten sollten, haben wir für euch herausgefunden.

Rettet die Galaxie

Die Geschichte von „Battleborn“ ist schnell erzählt. Eine gefährliche Rasse namens Varelsi will das Universum zerstören und tatsächlich fehlt nur ein einziger Stern der Galaxie, um das Ziel zu erreichen und eine Ära der Finsternis einzuläuten. Das können einige Helden natürlich nicht geschehen lassen, weshalb sie trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten zusammenarbeiten müssen, um alle zu retten. Leider verrät der geschickte Lothar Rendain sein Volk, weshalb die Battleborn ihn jagen und auf ihren Abenteuern zur Rettung des Sterns natürlich neue Kämpfer rekrutieren.

Die Geschichte klingt ziemlich stereotypisch und wird zudem sehr verwirrend erzählt. Die Ereignisse sind meist uninteressant und somit ist es nicht die Handlung, sondern das Gameplay, weswegen man den Story-Modus beenden will. Doch glücklicherweise lockern viele Witze, von denen nicht alle unbedingt zünden, das Geschehen auf und vermitteln teilweise einen Humor, den man bereits aus „Borderlands“ kennt. Natürlich wird das nie so derbe, dennoch verzichten die Charaktere nicht auf Wörter, die wir an dieser Stelle nicht wiederholen möchten. Zusätzlich finden einige Kämpfe in gezeichneten Comic-Szenen statt, die wunderbar anzuschauen sind und tatsächlich beeindrucken. Schade nur, dass die wunderbare Inszenierung nicht von einer tollen Geschichte untermalt wird.

Auf in den Kampf

In der Kampagne dürfen sich die Spieler durch diverse Levels kämpfen, die tatsächlich nicht zu kurz geraten sind. Vorher jedoch wird einer von 25 Helden ausgewählt, die sich nicht nur optisch stark unterscheiden. Alle kommen mit drei Fähigkeiten sowie unterschiedlichen Waffen einher, die man erstmal ausprobieren sollte, bevor man sich in die Gefechte stürzt. Tatsächlich spielt sich jeder Charakter ganz anders, und zusammen mit dem wahnsinnig tollen Design werden hier kaum Wünsche offen gelassen. Aber dazu muss man einen Großteil der Charaktere zuerst freischalten. Da es für fast jeden allerdings zwei Möglichkeiten gibt, motiviert das eher, anstatt zu langweilen.

In den Levels laufen die Spieler meist von A nach B und schießen sich ihren Weg durch immer stärker werdende Gegnermassen. Schön, dass man entweder lokal oder online mit Freunden spielen kann, über das Internet darf man sogar mit vier Mitstreitern herumlaufen. Die Gebiete überzeugen zwar nicht durch Innovationen, dafür ist das Design für so einen Shooter genau richtig und wird durch die eingeschobenen Boss-Kämpfe auch nicht zu schnell langweilig, wenn man mit Freunden spielt. Alleine motivieren die Level kaum, denn ohne taktisches Vorgehen in einem Team läuft man nur den Weg ab und fühlt keinen Anreiz, sich zu koordinieren. Da helfen auch der Hardcore-Modus und die lediglich zwei Schwierigkeitsstufen nicht wirklich. Zudem kann man nicht zwischenspeichern, weshalb Solo-Spieler sich auf längere Sitzungen einstellen müssen. Und Online kann man keinen Level auswählen, sondern wird zufällig mit Freunden oder Fremden in eines reingeworfen. Deshalb bleibt als Fazit, dass die Geschichte spielerisch zwar gut ist, aber mit einigen Macken zu kämpfen hat, wenn man alleine spielen möchte.

Von MOBAS und Helden

Wer genug von den Raid-ähnlichen Leveln hat, darf sich in den kompetitiven Multiplayer-Modus stürzen. Hier kämpfen zwei Teams aus jeweils fünf Spielern gegeneinander in drei verschiedenen Modi. Das Zentrum stellt dabei sicher der Überfall dar, der sich an die berühmten MOBA-Spielen orientiert. Hier müssen die Spieler einen feindlichen Gegenstand, mal ein Wachposten, mal eine Spinne, zerstören, um den Sieg zu erlangen. Sollte das nicht innerhalb der zwanzig Minuten geschehen, siegt das Team, das den feindlichen Punkt am meisten beschädigen konnte. Diese wehren sich jedoch, sodass man nicht damit rechnen sollte, einfach nur draufzuhalten und abzudrücken. Das bringt sowieso nichts, denn die Schilder können nur durch computergesteuerte Minions deaktiviert werden, weshalb man diese beschützen und gleichzeitig die Maschinen der Gegner vernichten muss, damit diese nicht dasselbe tun. Die Dynamik dabei ist wahnsinnig gut und motiviert selbst nach unzähligen Stunden noch. Zudem sollte man nicht zu oft sterben, da man immer länger zum Wiedereinstieg braucht, je öfter man stirbt. Kombiniert man das mit Geschütztürmen, die man selber mit Splittern bauen kann, die sich auf der Karte finden lassen, bleibt ein hervorragender Modus, der „Battleborn“ zur Unterhaltungskanone werden lässt. Leider werden verlassene Plätze nicht wieder aufgefüllt, weshalb man öfters aufgeben muss, als einem lieb ist.

Ebenfalls unterhaltsam, allerdings deutlich simpler gestrickt, ist die Verwüstung. Hier dürfen sich die Teams direkt bekriegen, müssen allerdings auch bestimmte Ziele einnehmen und verteidigen. Der Modus macht ebenfalls Spaß und eignet sich für schnelle, sorgenfreie Runden. Das Paket perfekt macht die Schmelze, wo man seine Schergen beschützen muss, damit sie sich am Ziel unbeschadet opfern können, was Punkte bringt. Natürlich muss man gleichzeitig wieder die Feinde besiegen, was zu chaotischen, aber spaßigen Situationen führt. Allgemein sind die Multiplayer-Modi also klasse, jedoch gibt es bisher nur zwei Karten pro Art, was trotz der Größe etwas schwach ist. Zusätzliche Arenen befinden sich allerdings schon in der Mache, und diese werden dann kostenlos erhältlich sein.

Looten & Leveln!

Wie schon in „Borderlands“ ist auch in „Battleborn“ das Looten extrem wichtig. In der Kommandozentrale lassen sich nämlich Beutepakete gegen Ingame-Währung kaufen, die Ausrüstungen freischalten. Die Farbe der Ausrüstung signalisiert natürlich die Seltenheit des Gegenstandes, weshalb man immer stärkere haben möchte. In den Kampf kann man allerdings nur drei davon nehmen, die sich in Loadouts anlegen lassen. Sie sind zudem nicht sofort aktiviert, sondern müssen ebenfalls erst mit Splittern versorgt werden, damit sie einen Effekt haben. Dadurch bleibt das Balancing bestehen und man trifft zum Start eines Kampfes nicht auf übermächtige Kontrahenten, gegen die ein Anfänger keine Chance hätte. Anfangs kann man nur 40 von diesen Ausrüstungen verwalten, weshalb man unwichtige wieder verkaufen darf.

Das Leveln ist der zweite große Aspekt an „Battleborn“. Zwar kann ein Charakter im Rang steigen, dadurch werden jedoch nur die Möglichkeiten in der Helix erweitert. Zum Start befindet sich nämlich jeder Held auf Stufe eins, und in den Gefechten darf man seinen Charakter aufleveln. Dabei hat man anfangs immer die Wahl zwischen zwei Fähigkeiten. Wählt man eine davon, ist die andere gesperrt, weshalb man sich das gut überlegen muss. Diese Individualisierung ist fantastisch und macht den vollgepackten Titel noch vielfältiger. So spielen sich nämlich die verschiedenen Durchgänge immer etwas anders, was bei den bisherigen 25 Charakteren die Abwechslung wirklich nicht missen lässt.

Abzüge in der B-Note

Leider ist nicht alles perfekt. Tatsächlich müssen sich die Macher noch am Balancing versuchen, jedoch hat ein erstes Update hier bereits viel bewirkt. Trotzdem bleibt die Auswahl der Story-Abschnitte im Online-Modus eine Qual, und es müssen Lobbys für bestimmte Level eingeführt werden, denn aktuell macht es keinen Spaß, sich zufällig durch Kapitel zu bewegen. Zudem ist der Splitscreen für zwei Spieler alles andere als optimal, da die Fläche für die Karte einen zu großen Teil einnimmt und deshalb das Sichtfeld selbst auf großen TV-Geräten viel zu klein bleibt. Das sind allerdings Sachen, die nachträgliche Patches noch verbessern können, die langweilig erzählte Geschichte ist leider nicht mehr zu retten. Doch hier könnte vielleicht der Season Pass Besserung bringen, der einige neue Missionen sowie weitere Helden zu einem fairen Preis verspricht.

Technik

Technisch gibt es absolut nichts zu meckern. Die Bildrate hat nur selten kurze Einbrüche, die Grafik ist durch den Stil wunderbar comichaft und der Soundtrack ist zwar nicht besonders, untermalt die Action jedoch sehr gut, wenn er denn mal läuft. Das Charakter-Design hat so unglaublich viel Charme, dass man sich schnell jeden Charakter merkt. Hier haben die Macher wirklich wahnsinnig tolle Arbeit geleistet. Die Steuerung ist derweil nicht überladen, und nur die Ladezeiten könnten kürzer sein. Das alles ist aber nicht dramatisch und vermittelt am Ende des Tages einen guten Eindruck.