Der Traum eines jeden Videospielers ist es, irgendwann einmal ein eigenes Gefängnis zu besitzen. Zumindest könnte man glauben, dass sei die Entstehungsgeschichte von „Prison Architect“ gewesen, das dem Spieler tatsächlich diese Möglichkeit gibt. Lange als Early Access-Beispiel für transparente Entwicklung erhältlich, erschien im vergangenen Jahr endlich die Vollversion, die nun auch ihren Sprung auf die Konsolen wagt. Macht das Aufbau-Spiel aber noch genauso viel Spaß wie auf dem PC, oder sollte das Genre den Konsolen lieber fern bleiben? Wir haben uns der Aufgabe gestellt und herausgefunden, wie viel Spaß es macht Menschen einzusperren.

Die siebte Staffel „Oz“?!

Obwohl der Endlos-Modus in „Prison Architect“ natürlich das Herzstück darstellt, sollte jeder Spieler mit dem Story-Modus beginnen. Hier darf man fünf Geschichten erleben, in denen Themen wie Mafia-Organisation in Gefängnissen oder klassischen Mordfällen abgehandelt werden. Dabei sticht die erste besonders heraus, da sie recht minimalistisch die letzten Minuten im Leben eines zum Tode verurteilten Häftlings beleuchtet. Tatsächlich sind die Geschichten spannend, unterhalten sehr gut und könnten kaum besser dafür geeignet sein, den humorvollen und doch irgendwie ernsten Ton des Spieles zu präsentieren. Man darf zwar keine tiefen, epischen Geschichten wie aus „Die Sopranos“ oder der ersten Staffel „Prison Break“ erwarten, dennoch ist der Einstieg gut gelungen.

Als Gefängnis-Direktor sind diese Geschichten jedoch nicht nur ein interessantes Story-Element, sondern auch ein wichtiges Tutorial. Anstatt nämlich hier ständig ein neues Gefängnis zu bauen, erhält man diverse Aufgaben, die man lösen muss. Anfangs reicht das Erbauen eines Todestraktes, das einem erklärt, wie überhaupt etwas gemacht wird. Später muss man allerdings die gelernten Elemente kombinieren, um tatsächlich erfolgreich zu sein. Zwar hat man hier nicht die Freiheiten, die das Spiel im Endlos-Modus bietet, doch das ist auch gut so, denn man erlernt Schritt für Schritt die grundlegenden Mechaniken.

Hinter Gittern: Der Aufbauknast

Wer die Geschichten einmal beendet hat, und sich wie der cleverste Architekt aller Zeiten fühlt, wird nach fünf Minuten im Endlos-Modus verzweifeln. Das liegt daran, dass es einfach überwältigend viele Möglichkeiten gibt, sein Gefängnis zu bauen. Und hier merkt man tatsächlich, dass das bisherige Tutorial wirklich nur einige der Grundlagen erklärt, und man sich das meiste selbst beibringen muss. Das ist ein Manko, unter dem viele Spiele des Genres leiden, das macht es aber leider nicht weniger schlimm. Es gilt also in den ersten Spielstunden viele Textboxen zu lesen, einiges auszuprobieren und dabei abzustimmen, wie man den Bedürfnissen der Gefangenen gerecht wird, das Gefängnis regelmäßig ausbaut, die Finanzen überblickt, Aufstände verhindert und zahlreiche weitere Aspekte.

„Prison Architect“ ist tatsächlich alles andere als ein leichtes Spiel. Die zahlreichen Aufgaben, denen man nachkommen muss, sind nicht immer offensichtlich. Zudem kann man auch öfter einmal den Überblick verlieren, sodass eine kleine Lappalie zu einem echten Aufstand führt, der das Gefängnis in den Ruin treiben kann. Man darf sich also auf alle Feinheiten des Genres freuen. Diese werden jedoch nicht einfach in eine neue Umgebung transportiert, sondern logisch erweitert, um das bislang authentischste Spiel um ein Gefängnis zu bieten. Die persönlichen Geschichten der Häftlinge sowie besondere Ereignisse bieten dabei immer wieder neue Überraschungen. Wer zudem nicht immer von vorne anfangen will, darf auch ein fertiges Gefängnis verwalten, sowie Anlagen von anderen Spielern herunterladen oder seine eigenen hochladen.

Die jetzt noch schneller Verurteilten

Ebenso zum Start verfügbar ist der DLC „Besondere Schwere der Schuld“. Dieser erweitert das bereits umfangreiche Spiel um ein paar interessante Elemente. Zum einen gibt es acht neue Direktoren, die auch neue Möglichkeiten einführen. Dazu gehören auch Experimente an Insassen, was die Stimmung im Gefängnis natürlich maßgeblich beeinflusst. Weiterhin gibt es acht neue Gefängniskarten, die zwar spannend sind, wohl aber nur für diejenigen interessant sein dürften, die mit einem fertigen Gefängnis starten wollen. Zu guter Letzt gibt es acht neue Baugrundstücke, zu denen wir an dieser Stelle zwar noch nichts verraten wollen, die aber gelungene Überraschungen beinhalten und definitiv eine extreme Bereicherung darstellen. Insgesamt ist also auch die Erweiterung eine tolle Ergänzung, die vor allem denjenigen gefallen dürfte, die nach zahlreichen Runden echte Überraschungen erleben wollen, die das Spiel auf den Kopf stellen.

Comic is the New Pixel

Der Grafik-Stil von „Prison Architect“ ist herrlich minimalistisch geworden. Die Charaktermodelle sind allesamt sehr flach, doch genau das macht den Charme aus. Während alles sehr simpel aussieht, sind es dann doch die kleinen Details, die den Charme der Atmosphäre ausmachen. Zudem ist durch das Design alles übersichtlich, sodass man nicht ständig ranzoomen muss, um die verschiedenen Räume voneinander zu unterscheiden. Die Bildrate macht keine Probleme, und nur die Beschreibungen könnten etwas größer ausfallen. Der Soundtrack ist zwar nicht wirklich besonders, die Soundkulisse vermittelt aber genau die richtige Atmosphäre.

Die Steuerung hingegen ist nicht perfekt geworden. Das ist klar, tut sich das Genre doch noch immer schwer, eine gute Steuerung für Konsolen zu bieten. Die komplett überarbeitete Oberfläche macht jedoch einen guten Job, um viele der Aktionen auch auf dem Controller angenehm auszuführen. Ansonsten steuert man einen Mauszeiger, was sich anfangs sehr komisch anfühlt. Mit der Zeit gewöhnt man sich jedoch daran, und viele Aktionen lassen sich schnell ausführen. Das ist nicht perfekt, aber auch nicht misslungen.