Auch wenn Blizzard den Konsolen nur sporadisch einen Besuch abstattet, so hat jeder, der sich auch nur minimal ein Gamer schimpft, von dem Spielerhersteller aus Kalifornien schon einmal gehört. Nach knapp 17 Jahren wurde nun endlich mal wieder eine ganz neue IP veröffentlicht, die für Blizzard auch der Versuch ist, in einem neuen Genre Fuß zu fassen. Wir habenStunden mit „Overwatch” auf der PS4 verbracht und wollen nun verraten, wieso das Spiel trotz seinen Schwächen einen Blick wert ist.

Die Omnic-Krise im Hintergrund

Doch fangen wir erst einmal mit der Geschichte an, die zwar im Spiel kaum eine Bedeutung hat, aber trotzdem einen guten Rahmen bietet. Die Overwatch ist eine Gruppierung, die vor längerer Zeit gegründet wurde, um die Invasion der Roboter namens Omnic zu verhindern. Der erste Aufstand der Maschinen konnten die Helden aufhalten, jedoch haben sich die Gründer der Overwatch zerstritten und das Team ging auseinander. Im Anbetracht dessen, dass die Omnic wieder zurückkehren, um eine zweite Invasion zu starten, gründet der intelligente Gorilla Winston wieder eine Overwatch.

Die gesamte Geschichte des Spiels wird in einem kurzen Intro vor dem Spiel erläutert, aber danach nicht mehr vordergründig aufgegriffen. Es kann mal sein, dass man innerhalb der Level einige Hinweise auf die bevorstehende Omnic-Invasion findet, aber das war es dann auch schon. Wer sich aber noch näher mit der Geschichte beschäftigen möchte, für den hat Blizzard bisher vier Animationsfilme veröffentlicht, in denen immer die Geschichte und die Motivationeines anderern Charakters im Vordergrund steht. Sowieso hat jeder einzelne Held eine ausgefeilte Persönlichkeit und auch unter einander gibt es viele verschiedene Sprüche, die sie sich gegenseitig an den Kopf werfen. Blizzard hat es somit geschafft einen guten Rahmen für die Action zu schaffen, der bei anderen Spielen das Hauptaugenmerk gewesen wäre, hier aber mal einfach so am Rande steht. Ob in Zukunft noch eine Kampagne oder irgendwie anders die Geschichte an Bedeutung bekommt, ist noch unklar. Zu begrüßen wäre eine Erweiterung aber allemal.

Keine MOBA!

Bevor wir in das Gameplay einsteigen, was als Multiplayer-Ego-Shooter in seinen Grundzügen nicht viel neues bietet, möchten wir zunächst eine falsche Information bezüglich dem Spiel aufklären. Denn immer wieder wird „Overwatch” als Shooter-MOBA wie Battleborn bezeichnet. Die beiden Spiele unterscheiden sich aber spielerisch enorm, was vor allem daran liegt, dass in „Overwatch” keine Türme oder Basen mithilfe von Vasallen zerstört werden müssen, sondern immer Objectives im Fokus stehen. Auch das Aufleveln von Charakteren innerhalb eines Matches ist nicht vorhanden, was ein großer Faktor von MOBAs ist. Blizzards-Shooter ist ein Objective-based-Multiplayer-Shooter ala „Team Fortress 2”, jedoch haben die Charaktere einige Anleihen an MOBAs durch ihre Fähigkeiten, Abklingzeiten sowie die Ultimate.

Vier zufällige Modi

Kommen wir nun mal zum Spiel an sich. Zunächst macht „Overwatch” schon bei der Modi-Auswahl es ein bisschen anders. Denn der Modus in dem man antreten wird, kann nicht vorher bestimmt werden, sondern ist von der Karte abhängig, die zufällig ausgewählt wird. Die vier Modi sind Assault, Control, Escort und ein Hybrid namens Assault/Escort. In jedem von diesen geht es im Grunde darum, einen bestimmten Punkt durch das Stehen in eben jenem einzunehmen beziehungsweise ein fahrendes Ziel bis zum Ende der Map zu begleiten. Die Auswahl der Modi ist zwar recht solide, aber etwas abwechslungsarm. Das wirklich motivierende ist aber, herauszufinden, welcher Charakter für welche Situation und gegen was für ein Team gerade hilfreich ist. Denn jeder Held hat seinen Konter und eignet sich auch nicht für jede Phase im Spiel.

Heldlein, wechsel dich

Deshalb hat Blizzard die Möglichkeit eingebaut, dass man nach dem Ableben oder in der Basis seinen Helden jederzeit wechseln kann. Diese spielen sich alle komplett unterschiedlich, was alleine dazu führt, dass man Stunden damit verbringen kann, seine Lieblings-Charaktere in und auswendig zu lernen. Vor allem auch untereinander in den Kategorien Angriff, Verteidigung, Tank und Support nehmen die Helden eine ganz eigene Rolle ein. Das heißt, dass nicht jeder Supporter nur als Heiler agiert, sondern auch Drohnen bauen können, Gegner wegdrücken, Schilder geben und vieles mehr. „Overwatch” bietet einfach sehr viel Diversität und bricht die typischen Konventionen, die man sonst unter den vier Kategorien versteht.

Wöchentlicher Brawl

Wer nach vielen Stunden der Suche nach seinem geeigneten Helden endlich etwas Abwechslung braucht, der sollte sich den wöchentlichen Brawl anschauen. Dies ist ein Modus mit veränderten Regeln, wie zum Beispiel Arcade, wo die Leben erhöht sind, die Abklingzeiten stark verringert und auch die Ultimate der Charaktere schneller auflädt. Dadurch spielt sich jeder Charakter noch einmal komplett anders. Es gibt aber auch klassischere Regel-Veränderungen, die nur bestimmte Charaktere zu lassen oder beim Ableben den Helden zufällig wechselt. Insgesamt ist der Brawl eine kleine aber feine Abwechslung zu den sonst immer gleich bleibenden Modi.

Gut überlegtes Gameplay

Wenn man bis hier hin die Review gelesen hat, dann könnte man meinen, dass „Overwatch” ein grundsolider Shooter ist, der aber nicht den Hype rechtfertigt, den er derzeit bekommt. Wer jedoch schon einmal reingespielt hat, der wird wahrscheinlich gemerkt haben, dass spielerisch sich einfach alles sehr poliert anfühlt. Jede Fähigkeit ist gut ausgeklügelt, es gibt ein ordentliches Balancing, sofern man sich mit den Kontern für jeden Held auskennt und sofern das Team zusammenspielt, kann jede Runde gewonnen werden. Es ist einfach ein Riesenspaß durch die zwölf Maps mit den unterschiedlichsten Helden zu streifen und dabei ordentlich Blei zu verteilen. In der Form wie „Overwatch” jetzt ist, kann man gut und gerne mal zweistellige Stunden-Anzahlen mit dem Spiel verbringen und ist sowohl alleine als auch mit einem Team aus Freunden einfach sehr gut unterhalten. Da kann man nicht anders als Blizzard wieder einmal für die Gameplay-Politur loben, für die sie bekannt sind, obwohl man eigentlich immer wieder das Gleiche von vorne macht.

Befriedigende Loot-Boxen

Ein weiterer Punkt, der die Motivation hochhält, ist das Öffnen von Loot-Boxen, die man für jeden Levelaufstieg des Accounts am Ende einer Runde bekommen kann. Diese beinhalten kosmetische und akustische Items wie Sprüche, Skins, Sprays, Siegesposen und mehr und sind in den typischen Seltengraden von Blizzard eingestuft. Das wohl beste an den Loot-Boxen ist aber nicht der Inhalt, der von langweilig bis ziemlich cool reichen kann, sondern das befriedigende Gefühl, wenn man eine dieser Boxen öffnet. Die Animation und die Geräusche sagen einem einfach, wie cool man gerade ist, und am Ende ist es egal, ob man nur Schund bekommt, den keiner braucht. Denn immerhin hat man sich kurz wie der größte Held der Welt gefühlt.

Poliert bis zum letzten Pixel

Wie schon bei der Gameplay-Politur hat Blizzard einen ordentlichen Job bei der Technik abgeliefert. Das Spiel ist bunt, die Optik der Umgebung ist abwechslungsreich und strotzt nur vor Details und die Framerate geht eigentlich nur in den Kill-Cams runter, was man aber total verkraften kann. Dazu kommt ein Soundtrack, der genau in den passenden Situationen einsetzt, um den Spieler noch einmal anzutreiben, aber ansonsten eher im Hintergrund bleibt. Aber was akustisch hervorsticht sind die Gespräche der Charaktere untereinander. Nicht nur hat jeder Held seine eigenen generischen Sprüche, sondern auch basierend auf die anderen Team-Mitgliedern liefern sie sich hin und wieder mal kurze Wortduelle. Dadurch bekommen die Helden eine ganz besondere Dynamik und ganz viel Persönlichkeit, die man sonst in solchen Team-Shootern vermisst.