Das Team von Telltale Games hat sich in den letzten Jahren hochgearbeitet. Von einem kleinen Studio, dass das Erbe der Lucas Arts-Adventures antreten wollte, ist das Team nun zu einem Geschichtenerzähler der besten Vorlagen geworden. Nach „The Walking Dead“, „Fables“, „Games of Thrones“ und „Minecraft“ treten sie nun die Königsdisziplin an, nämlich „Batman“. Können sie allerdings, nachdem die letzten Titel nicht mehr die hohe Qualität halten konnten, wieder zur Spitzenform antreten, oder stehen sie im Schatten der Titel von Rocksteady? Das haben wir für euch herausgefunden.

Achtung: veränderte Review-Struktur!

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir zuvor auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. Da bei „Batman: The Telltale Series“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir in diesem Review den Handlungsrahmen, das Gameplay und die Technik ohne Spoiler vorstellen. Danach folgt zu jeder Episode ein kurzes Fazit. Weiterführend gibt es dann einen Link zum ausführlichen Review jeder einzelnen Episode, in der wir dann auf die Handlungsentwicklung und Entscheidungen genauer eingehen. Wir haben uns bemüht, auf Spoiler zu verzichten. Allerdings muss jeder ein Stück weit für sich selbst entscheiden, ob er das Spiel vollkommen ohne Vorwissen angehen möchte.

I’m Batman – I’m Bruce

Bereits am Anfang wird dem Spieler klar gemacht, dass zwar „Batman“ auf dem Titelbildschirm steht, aber nicht nur der dunkle Rächer auf dem Schlachtfeld steht. Denn in der ersten Episode wird auch Bruce Wayne mit einem Gangster-Boss konfrontiert, der eine wichtige Rolle im Wahlkampf für Harvey Dent spielt. Doch das stellt nur den Anfang dar, denn während Batman einem großen Komplott auf der Spur ist, erfährt er, dass gerade die Waynes ein dunkles Geheimnis hüten und das Erbe seiner Eltern möglicherweise gar nicht so aussieht, wie man es als Comic-Fan erwarten würde. Dabei trifft er noch seinen Kindheitsfreund, Oswald Cobblepot, der für Telltales Abenteuer komplett umgeschrieben wurde. Und auch Catwoman bleibt nicht still stehen, erfährt sie doch ziemlich schnell wer hinter der Maske steckt.

Die Geschichte beweist unglaublich viel Potential. Das liegt vor allem daran, dass sich das Team dahinter nicht dafür entschieden hat eine bestimmte Vorlage umzusetzen, sondern ein eigenes Universum aufzubauen. Es sind also kaum Grenzen gesetzt, was man vor allem an Cobblepot merkt, dessen Charakter trotz gewisser Züge kaum wiederzuerkennen ist. Man darf gespannt sein wie sich die Geschehnisse entwickeln, doch dazu mehr in den Episoden-Reviews. Besonders darf man aber die Charakter-Arbeit loben, denn obwohl man klar erkennt wen man gerade vor sich hat, darf man mit vielen Überraschungen rechnen die sowohl Comic-Fans als auch Film-Fans an den Bildschirm fesseln dürften.

Gameplay mal anders

Obwohl die Staffeln von Telltale Games vor allem narrative Erfahrungen sind, in denen die Spieler über diverse Entscheidungen den Verlauf der Geschichte mal mehr, mal weniger verändern, gibt es jedes Mal diverse Gameplay-Elemente, die den Spielen ihre eigene Note verleihen. Mag es das Crafting-System in „Minecraft“ oder das Finanzsystem in „Tales from the Borderlands“ sein, diese erfrischen die Formel jedes Mal. Im Falle von „Batman: The Telltale Series“ ist das ein wenig erweitert worden.

Eine der kleineren Änderungen ist das Kampfsystem. Diese finden wie immer in Quick-Time-Events statt, können jedoch nicht verloren werden. Stattdessen wird man bei der richtigen Ausführung mit einer besonderen Anzeige belohnt, die sich jedes Mal ein wenig füllt. Ist diese komplett, kann man einen besonderen Angriff ausführen. Das ist zwar nichts allzu besonderes, bringt aber eine nette Änderung mit. Problematisch ist eher, dass die Technik keinen Kampf schön ansehbar macht. Die schnelle Action gepaart mit desaströsen Rucklern zerstört das Feeling bisher komplett in diesen Szenen.

Der beste Detektiv der Welt

Es geht aber auch ruhiger in der Welt von Batman zu. Denn wenn man einen Tatort betritt, darf man den weltbesten Detektiven in Aktion treten lassen. Hier muss man Hinweise suchen und diese am Tatort miteinander verbinden, um herauszufinden was genau passiert ist. Das ist zwar nicht besonders schwierig und dauert auch nicht lange, ist dennoch eine sehr schöne Pause, passt zur Reihe und erinnert an die frühen Tage des Studios. Bereits in der ersten Episode wird mehr als deutlich, dass es auch in Sachen Gewalt nicht zaghaft zugeht. Brutale Bilder und eine Folterszene, die je nach Entscheidungen hart oder sanft ausfallen kann, bringen eine unglaublich düstere Stimmung, die mehr als perfekt zur Umsetzung passt. Kampfeinsätze planen macht da allerdings schon weniger Spaß, da dies länger dauert als der eigentliche Eingriff und die Episoden unnötig streckt.

Die Batcave

Natürlich darf man sich auch auf die berühmte Batcave freuen, die als Zentrale viele Informationen bereithält. Hier kann man nämlich nicht nur den typischen Kodex erreichen, der Informationen über die Charaktere bereithält. Auch die Storyentwicklungen dieser werden aufgelistet, sodass man auch nach einer Pause den Anschluss nicht verliert. Doch auch Nachrichten lassen sich schauen, die sich immer wieder verändern, um die allgemeine Stimmung der Bevölkerung zu zeigen, genauso wie Online-Zeitungen, die über das Geschehene berichten. Das vermittelt eine wunderbare Stimmung und lässt einen tatsächlich in eine Welt eintauchen, die unfassbar viel Potential bietet.

Technik

Ein weiteres Mal hat Telltale Games ein perfektes Händchen für die Sprecher bewiesen. Besonders Synchronsprecher-Star Troy Baker, der erneut in einem Telltale-Spiel die Hauptrolle übernimmt, kann den Charakter des Bruce Wayne unglaublich gut umsetzen. Man darf schon Mal Gänsehaut bekommen, wenn er emotional überladen ist und seine Wut an seinen Vertrauten auslässt.

All das wäre wirklich wunderbar, wenn die Technik nicht versagen würde. Besonders die Kämpfe sehen abgehackt aus, sind von vielen Ladezeiten und Rucklern geprägt und sorgen für Kopfschütteln. Hätte Telltale hier endlich mal eine vernünftige technische Umsetzung gemeistert, wäre das Spiel wunderbar gewesen. Doch trotz eines grandiosen Artstils und der neuen Engine enttäuschen sie hier auf ganzer Linie. Was den Multiplayer-Modus angeht, werden wir einen entsprechenden Absatz zum Release der zweiten Episode hinzufügen.

Fazit zu Episode Eins: Reich der Schatten

Mit der ersten Episode bietet Telltale Games noch mehr, als sich die Fans erhofft haben. Die Geschichte ist bereits jetzt unglaublich packend, und die Macher haben es wunderbar verstanden Bruce Wayne in den Fokus zu stellen ohne Batman dabei zu vergessen. Die Änderungen im Universum lassen viele Möglichkeiten zu und man darf hoffen, dass diese auch gut genutzt werden. Leider zerstört die technische Umsetzung zu viel, sodass man ein wenig ernüchtert zurückbleibt.

» Zum ausführlichen Review der ersten Episode

Fazit zu Episode Zwei: Kinder von Arkham

Endlich hat es Telltale Games geschafft, eine restlos überzeugende Episode zu veröffentlichen. Schaut man nur auf die Geschichte, wollen wir behaupten, dass hier eine der besten Folgen in der Geschichte des Studios abgeliefert wurde. Jede Szene ist perfekt, abwechslungsreich und treibt die Geschichte voran, weshalb es nie langweilig wird. Natürlich stört die Technik, doch wenn man das hintenanstellt, darf man sich auf ein Feuerwerk freuen, das hoffentlich nicht ausblendet. Die zweite Episode ist ein Meisterwerk an sich, das hoffentlich bald eine ebenbürtige Fortsetzung findet.

» Zum ausführlichen Review der zweiten Episode