„Kerbal Space Program“ sollte Early-Access-Experten bekannt sein. Der Titel befand sich nämlich einige Jahre in einem experimentellen Status, begeisterte aber bereits in der unfertigen Version zahlreiche Spieler. 2015 erschien das komplexe Spiel endlich, und in diesem Jahr folgte nun auch eine Version für die PlayStation 4. Kann jedoch ein so komplexer Titel auch auf den Konsolen überzeugen oder hätte man es bei der PC-Version belassen sollen? Wir haben viele Projekte gebaut und verraten es euch.

Aller Anfang ist schwer

In „Kerbal Space Program“ übernehmen die Spieler die Leitung einer Anlage, in der Raketen gebaut und getestet werden. Dabei hört sich anfangs auch alles sehr leicht an, schließlich soll man einige Ziele erfüllen, kleine Raketen bauen und schlussendlich das Weltall erreichen. Da klingt es doch gar nicht so schwer auf dem Mond zu landen und anschließend die Truppe wieder zurück zu fliegen. Doch wer sich von den niedlichen Charakteren und dem unscheinbaren Ablauf trügen lässt, wird nach spätestens einer Stunde verzweifelt auf den Bildschirm starren und sich fragen, was er da eigentlich tut.

Denn anstatt vorgefertigte Raketen zur Verfügung zu haben und diese automatisch fliegen zu lassen, wird man während des Abenteuers zu einem echten Raketenwissenschaftler. Die Raketen müssen nämlich selber zusammengebaut werden, anhand von zahlreichen kleinen Teilen. Wer sich also hier nicht alles genauestens durchliest und die richtigen Teile aneinander baut, der hat schon verloren – könnte man denken! Doch tatsächlich lebt das Spiel davon, das man allerlei Kombinationen ausprobiert und Stunden damit verbringt, etwas zu bauen, es zu testen, und dann zu scheitern. Erst nach einigen weiteren Stunden haben wir unser erstes halbwegs funktionierendes Objekt in das Weltall geschickt und fühlten uns so erfolgreich wie schon seit Jahren nicht mehr in einem Spiel. Die Tutorials helfen zudem enorm um die komplexen Mechaniken einigermaßen zu begreifen.

Eine harte Zeit

Das Spiel ist jederzeit sehr komplex und erfordert sowohl den Drang vieles auszuprobieren, als auch viel Aufmerksamkeit damit man aus seinen Fehlern lernt. Das führt allerdings auch dazu, dass der Einstieg unglaublich hart ist und wer nicht dazu bereit ist, sich durch die komplexen Mechaniken durchzubeißen, der wird keinerlei Spaß mit dem Titel haben. Selbst jetzt, nach vielen Stunden, kann ich behaupten, gerade einmal an der Oberfläche gekratzt zu haben, da es so viel zu sehen gibt.

Doch eben das macht auch den Reiz aus. Denn während man immer neue Versuche startet und kurz darauf versagt, ist es der Charme des Titels der bannt. Natürlich wirken die Mitarbeiter und Astronauten etwas zu niedlich für so ein Thema, doch das Spiel legt sehr viel Wert auf eine korrekte Physik und den logischen Aufbau. Hier zeigt sich, dass die Macher wirklich die Zeit benötigt haben, denn so viele Möglichkeiten findet man eher selten in Indie-Spielen. Zudem muss man nicht nur bauen, sondern auch seine Werke starten und steuern, was unfassbar kompliziert am Anfang ist, jedoch logisch genug aufgebaut ist, um es später zu meistern.

Modi für alle

Zugegeben, das Spiel ist wirklich nicht für alle geeignet. Wer jedoch Spaß daran hat, wird die meiste Zeit in der Kampagne verbringen. Hier muss man nicht nur bauen, sondern auch auf seine Finanzen achten, den Ruf des Programms aufrecht erhalten, forschen und aus einem begrenzten Arsenal an Teilen, die Missionen erfüllen. Das macht das Ganze zwar noch komplexer, allerdings baut man mit klaren Zielen vor den Augen, sodass man nie das Gefühl hat in einem Sandkasten gefangen zu sein. Das Spiel ist auch fair genug, sodass man seine Raumschiffe direkt bearbeiten kann wenn etwas falsch läuft.

Neben einem eher abgespeckten Wissenschafts-Modus, der nicht allzu komplex ist, da einige Begrenzungen aus der Kampagne fehlen und man eher forschen muss, ist das freie Spiel ein Highlight. Hier baut man tatsächlich aus allen Teilen was immer man will, kann also auch Sachen ausprobieren für die eigentlich die Finanzen fehlen. Es ist die perfekte Spielwiese für alle, die sich austoben wollen und eine gute Ergänzung zum restlichen Paket.

Keine perfekte Konsolen-Version

Das alles klingt klasse, jedoch merkt man dem Spiel in jedem Moment an, dass es vom PC kommt. Denn so ein komplexer Titel benötigt auch eine komplexe Steuerung, die ein Controller einfach nicht bieten kann. Das führt dazu, dass viele Befehle in den Menüs neu auf die Tasten verteilt werden, weshalb man ständig auf die Steuerungs-Liste schauen muss, um auch tatsächlich das Richtige zu tun. Noch problematischer ist das Bauen, denn oft sitzt man viel zu lang an der Positionierung. Ein Courser macht das zwar etwas leichter, jedoch lässt sich dieser nicht präzise genug steuern. Gerade in den ersten Stunden wird man also länger daran sitzen die Steuerung zu meistern, als die Physik zu verstehen. Wer vom PC kommt, wird sich nur umstellen müssen, das alles jedoch beim ersten Mal zu lernen, ist zu mühsam um Spaß zu machen.

Technik

Grafisch hat „Kerbal Space Program“ kaum etwas zu bieten. Die Texturen sind verwaschen und ansonsten auch sehr simpel gehalten. Das wird glücklicherweise durch die phänomenale Physik-Engine ausgeglichen, die wir in dieser Form noch nie erlebt haben. Auch die Charaktere sind liebevoll gestaltet, während der Soundtrack etwas zu schlicht geworden ist.

Komplett ungenügend ist die Bildrate. Während sie am Boden noch halbwegs stabil bleibt, kann es sein, dass sie im Weltall extrem einbricht. Tatsächlich sah es oft so aus, als ob die Bildrate im niedrigen einstelligen Bereich wäre, weshalb auch die Explosionen selten spektakulär sind. Noch schlimmer sind die Abstürze, die wir einige Male hatten, was einfach nur frustriert und einem überlegen lässt, ob man nicht lieber zur stabileren PC-Version greifen sollte.