PlayStation VR darf sich zurzeit über eine regelmäßige Ladung Spiele freuen, unter denen sich immer wieder echte Überraschungen befinden. Dabei können vor allem die Titel überzeugen, die nicht nur ein beliebtes Konzept in die Virtuelle Realität befördern, sondern etwas komplett Neues erschaffen. Genau das haben auch die Macher von „Statik“ vorgehabt, und befördern den Spieler in eine ungewöhnliche Lage, während die Gehirnzellen beansprucht werden. Ob dieser Versuch auch geglückt ist, haben wir für euch herausgefunden.

Ein Test der besonderen Art

Wer genau die Figur ist, die die Spieler übernehmen, ist erstmal unklar. Jedoch scheint man Teil einer Reihe von Experimenten zu sein, denn die eigenen Hände befinden sich in einer Box, und nach jedem abgeschlossenen Rätsel wird man unter Narkose gesetzt. Hinzu kommt noch ein Wissenschaftler, dessen Gesicht zwar stets verpixelt ist, jedoch durchaus häufig spricht. In regelmäßigen Abständen muss der Spieler sogar Bilder anschauen und seine Emotionen dabei angeben. Hinzu kommen noch verwirrende Passagen, die erst gegen Ende einen Sinn ergeben.

Die Präsentation der Geschichte durch den verpixelten Wissenschaftler ist etwas ganz besonderes und funktioniert wunderbar. Auch wenn er nicht spricht, macht er dennoch normale Geräusche beim Beobachten und deshalb fühlt man sich tatsächlich nie allein. Doch auch die Geschichte selber punktet wirklich, denn neben charmanten, durchaus lustigen Elementen, verbirgt sich etwas tiefsinnigeres hinter den Vorgängen, und das Ende überzeugt mit einem wirklich überraschenden Twists. Der Spieler erhält also wirklich nicht nur eine Aneinanderreihung von Rätseln, sondern eine stimmige Geschichte, die eine glaubhafte Welt vermittelt.

What’s in the box?

Obwohl die Geschichte dazu motiviert voranzukommen, ist es doch das eigentliche Gameplay, das die Stärken der Technologie vollkommen ausnutzt. Die Hände des Spielers befinden sich nämlich in einer Box, und da man in der Realität seinen Controller in den Händen hält, der die Box bewegt, ist die Immersion perfekt. Doch die Boxen sind voller Rätsel, die schrittweise gelöst werden müssen. Anfangs erforscht man noch, was die Knöpfe des DualShock-Controllers überhaupt bewirken, doch langsam aber sicher begreift man die Zusammenhänge und die scheinbar irrsinnigen Elemente ergeben tatsächlich viel Sinn.

Die Rätsel wurden wirklich extrem gut gestaltet. Keines wirkt ideenlos oder zusammengewürfelt, sondern folgt einem stets neuen Konzept. Dadurch macht es nicht nur unglaublich viel Spaß, die Geheimnisse der Boxen zu lösen, kein Rätsel fühlt sich wie eine Wiederholung an. Tatsächlich waren wir überrascht, wie sehr sich die Level voneinander unterscheiden, und bis zum Ende werden neue Mechaniken eingeführt, die wirklich eine Vielfalt von Möglichkeiten beherbergen. Zwar gibt es immer nur eine Lösung, doch die zu finden kann mitunter lange dauern. Hat man jedoch nach langer Zeit den richtigen Schritt entdeckt, ist die Freude darüber sehr viel größer als der mögliche Frust.

Eine Welt voller Rätsel

Nicht nur die Rätsel sind etwas ganz besonderes, auch die Inszenierung weiß zu begeistern. Man befindet sich zwar stets in optisch recht schlichten Räumen, die allerdings eine wunderbare Atmosphäre erzeugt. Zudem werden die Umgebungen nicht selten für die eigentlichen Rätsel genutzt, manchmal für kleine Hinweise, manchmal als wichtiger Bestandteil. Hier soll zwar nicht auch nur ein einziges Rätsel verraten werden, denn von den stets unterschiedlichen Ideen überrascht zu werden, ist eines der Highlights von „Statik“. Tatsächlich ist das alles so gut gelungen, dass man sich an „Portal“ erinnert fühlt, das seinerzeit Rätselspiele auf dem PC revolutioniert hat. Das könnte „Statik“ nun für VR-Spiele tun.

Obwohl man sich eigentlich ständig nur an einem Punkt befindet, fühlt sich die Welt tatsächlich lebendig an. Hierzu trägt der bereits genannte Wissenschaftler bei, denn durch seine Anwesenheit wird eine bisher nie dagewesene Atmosphäre gezeugt. Ständig fühlt man sich unter Druck gesetzt, und niemals alleine. Hier handelt es sich nicht um einen stillen NPC, sondern jemand unbekannten, der realistisch agiert und durch seine Geräusche der sterilen Umgebung Leben einhaucht. Das ist einer der großen Aspekte von VR, die man schlichtweg nicht erklären kann, sondern selber einmal erlebt haben muss.

Kleine problematische Blöcke

Leider ist das Spiel nicht ganz perfekt geworden. Während man Spielzeit von circa vier bis fünf Stunden noch verzeihen kann, schließlich überzeugt jede einzelne Box, zu gestreckt fühlen sich aber die Zwischenpassagen an. Hier muss man kleine durchsichtige Blöcke aneinanderreihen, um Teile eines großen Blockes zu erzeugen. Das dauert zwar nie lange, durch die fehlende Erklärung, wie man das steuert, und die damit verbundenen Ladezeiten, fühlt sich der Titel hier aber gestreckt an. Wenn man dann daraus später noch einen großen Würfel bauen muss, ist nicht nur die Herausforderung nervig, sondern auch die Steuerung. Zwar dienen auch diese Passagen dazu, das Ende zu einem besonderen Moment zu machen, jedoch wäre eine zusätzliche Box wohl eine bessere Alternative gewesen.

Zusammen rätselt es sich am besten

Tatsächlich bietet das Spiel auch einen sehr interessanten Multiplayer-Modus, der allerdings einen Second Screen benötigt. Dafür kann man entweder seine PlayStation Vita, oder die PlayStation App für Smartphones und Tablets nutzen. Ist alles verbunden, darf man in insgesamt drei Leveln zusammen rätseln. Während die Boxen aus dem Hauptspiel bekannt sind, wurden sich modifiziert, damit der Spieler nicht alles alleine schaffen kann. Ein weiterer kann dann per Second Screen das Geschehen beeinflussen, und somit muss man miteinander kommunizieren, um alle Rätsel zu lösen.

Zwar ist der Multiplayer-Modus mit nur drei Leveln nicht gerade umfangreich, dafür ist er ein ganz besonderer Bonus, der einmal mehr die Stärken des Titels unterstreicht. Dadurch, dass beide Spiele zusammen arbeiten müssen, entsteht eine Dynamik, die man bisher nur aus „Keep Talking and Nobody Explodes“ kannte, nur steuert hier auch der Spieler auf dem Sofa das Geschehen mit. Die Mechaniken sind ein weiteres Mal sehr interessant, und es macht genauso viel Spaß, die Level zu absolvieren, wenn nicht sogar noch mehr als im Singleplayer. Besonders die Art, wie per Second Screen bestimmte Elemente gesteuert werden, ist extrem spaßig. Doch auch hier soll nichts verraten werden.

Technik

Optisch gehört das Spiel zu den besten Titeln für PlayStation VR. Zwar gibt es hier nicht gerade ein Effekt-Feuerwerk, dennoch sehen die Umgebungen extrem gut aus, und auch die Animationen sind realitätsnah, sodass ein extrem immersives Erlebnis entsteht. Hinzu kommt die gewohnt butterweiche Bildrate, die nie Probleme macht. Der Soundtrack ist ebenfalls sehr gelungen und erinnert an Spiele wie „Portal“ und „The Stanley Parable“, leider wird er eher selten eingesetzt.

Die Steuerung an sich funktioniert wunderbar, da man immer wieder herausfinden muss, was die Knöpfe des Controllers eigentlich bewirken. Das Tracking ist hingegen nicht immer perfekt, da das Licht des Controllers leicht aus dem Sichtfeld der Kamera verschwinden kann, was zu einigen Verzerrungen der eigenen Armen führt. Glücklicherweise sind das eher kürzere Momente, sodass man spielerisch dadurch nie eingeschränkt wird.