Tarsier Studios sind gerade für ihre Arbeit an mehreren „LittleBigPlanet”-Spielen bekannt, aber konnten uns auch vor kurzem mit dem VR-Spiel „Statik” begeistern. In der gleichen Woche ging aber auch ein anderes Projekt von ihnen an den Start, das bereits 2014 unter dem Namen „Hunger” angekündigt worden war. Jetzt ist das Spiel endlich erschienen und bei den meisten als „Little Nightmares” bekannt. Wir haben Six auf eine gruselige Reise durch den Schlund begleitet und für euch herausgefunden, ob der Grusel eure Zeit wert ist.


Ein Kinder-Albtraum

„Little Nightmares” ist unter all den Horror-Spielen der letzten Jahren wahrscheinlich eines der unscheinbarsten, aber trotzdem eines derjenigen, das am meisten unter die Haut geht. Denn wir übernehmen die Rolle von Six, einem neunjährigen Mädchen, das sich aus unerklärlichen Gründen an Bord eines mysteriösen Schiffes namens „Der Schlund” befindet. Dort versucht sie, den Fängen kindlicher Albträume zu entkommen. Diese zeigen sich zum Beispiel in der From von Passagieren und Mitarbeitern, die auf groteske Art und Weise dargestellt sind. Da wäre zum Beispiel der Hausmeister, der mit deformierten Beinen und extrem langen Armen sowie einem abgedeckten Gesicht einfach nur von der ersten Sekunde an unangenehm ist. Aber gerade das ist die Stärke von „Little Nightmares”: Subtiler Horror, der unter die Haut geht.

Subtil und grotesk

Denn während des knapp vierstündigen Abenteuers bekommt man zwar nicht die großen Schocker geboten, aber gerade die Atmosphäre, der Stil und auch die Darstellung, die kurz vor brutalen Sequenzen abbricht, machen das Spiel viel gruseliger als Gore-Orgien ala „Outlast” oder „Resident Evil VII”. Es muss nicht immer Blut spritzen, um in einem Unbehagen zu verbreiten. Genau diese Stärke nutzen Tarsier Studios aus und überraschen den Spieler mit Szenen, die einen mit einem offenen Mund zurücklassen und die man so schnell nicht vergessen wird. Man sollte sich nur dessen bewusst sein, dass kaum etwas erklärt wird; doch das Visuelle reicht aus, um seine ganz eigene Interpretation der Geschichte zu entwickeln, die für einen stimmig sein wird.


Spielerische Schwächen

Spielerisch zeigt „Little Nightmares”, dass Tarsier zuvor an „LittleBigPlanet” gearbeitet haben. Denn der Titel spielt sich sehr ähnlich wie die Hüpf-Abenteuer von Sackboy. Das heißt, man hat nicht nur kleinere Physik-Rätsel, bei denen man Schalter umlegen muss, irgendwas wirft oder Sachen verschiebt, sondern auch die Schwächen, wie eine etwas ungenaue Steuerung. Zudem kann man auch mal daneben springen, da die 2D-Ansicht im 3D-Raum manchmal die Perspektive etwas falsch darstellt. Aber damit kommt man ganz gut zurecht und wird sich während des Spiels schnell damit abfinden. Leider sind aber die Rätsel insgesamt immer sehr ähnlich gestrickt, weshalb sich auch viele der Räume neben der oft gleichen Aufmachung kaum voneinander unterscheiden.

Nervenaufreibende Verfolgungen

Aber das soll jetzt nicht heißen, dass „Little Nightmares” keine Highlights biete. Denn sowohl optisch gibt es immer wieder kleine Momente, die durch Licht-Effekte oder Setting-Wechsel durchaus überzeugen können, aber auch spielerisch gibt es tolle Sequenzen. Dazu gehören gerade die Begegnungen mit den Gegnern. Die Verfolgungsjagden, wenn diese einen sehen, sind gerade durch die subtile aber immer sehr gut untermalende Sound-Kulisse wie auch durch das Design der Gegner selbst so nervenaufreibend gestaltet, dass einem durchaus auch mal die Pumpe gehen kann. Gerade in diesen Momenten wird man bei „Little Nightmares” Adrenalin ausstoßen und sich einfach nur unwohl fühlen – eben so, wie es bei einem Horror-Spiel sein muss, und man muss Tarsier dafür loben, dass sie genau das ohne expliziten Horror sowie großartiger Gewalt in einem Spiel geschafft haben, das ab 12 Jahren freigegeben ist.