Mit der ersten Episode haben die Entwickler bei Telltale einmal mehr bewiesen, dass sie mit nahezu jeder Marke solide Episodenkost liefern können. Doch nach einem gelungenen Anfang möchte die zweite Folge von „Guardians of the Galaxy“ ein wenig mehr Drama und Tiefgang mitbringen, vor allem in Form von Familienkonflikten sowie traurigen Rückblenden. Gelingt das den Machern oder kommt der tiefe Fall? Wir haben uns mit der Truppe einmal mehr ins Abenteuer gestürzt, um genau das herauszufinden.

Achtung: veränderte Review-Struktur!

Bevor wir mit unserem Test beginnen, wollen wir auf unsere etwas veränderte Struktur hinweisen. In der Regel decken wir in unseren Testberichten das Gesamtpaket eines Spieles ab. Da bei „Guardians of the Galaxy: The Telltale Series“ ein Episoden-Format zum Einsatz kommt, stellen wir an dieser Stelle lediglich den Inhalt der jeweiligen Episode vor. Ausführliche Informationen zum kompletten Paket mit Verweisen auf die einzelnen Episoden findet ihr unter folgendem Link:

» Zur Übersicht der Staffel

Da bei „Guardians of the Galaxy: The Telltale Series“ die Geschichte und die Entscheidungen stark im Vordergrund stehen, wollen wir darauf hinweisen, dass dieses Review Spoiler enthalten kann, wobei wir uns stets bemühen, diese möglichst gering zu halten.

Das Ende ist der Anfang

Nach dem dramatischen Ende der vergangenen Episode kann das Team nicht fassen, wie mächtig das Artefakt eigentlich ist. Allerdings kann niemand an Bord die Schriften darauf entziffern, doch da das Raumschiff sowieso beschädigt ist, suchen sie Hilfe bei einem anderen Freund. Yondu ist aber gar nicht davon begeistert, entschließt sich dennoch der Gruppe zu helfen. Im weiteren Verlauf wird es jedoch dramatisch, denn während Gamora vor allem daran interessiert ist, ihre Ziehschwester Nebula zu finden, um die Glyphen zu entziffern, möchte Rocket versuchen, einen Geist der Vergangenheit zu beschwören. Das spaltet die Gruppe, die immer noch nicht weiß, wer oder was sie eigentlich zu einem alten Tempel führen will.

Wie schon in der vorherigen Episode, ist das Pacing auch in der Fortsetzung nicht allzu gut gelungen, und man bemerkt klare Schnitte zwischen den einzelnen Handlungsbögen, sodass diese nicht unbedingt dynamisch ineinander greifen. Trotzdem ist der Fokus stärker vorhanden, denn anstatt einen Mix zu bieten, konzentriert man sich hier sehr deutlich auf die Konflikte der Charaktere sowie deren dramatische Hintergrundgeschichten. Dabei ist zwar Gamora recht dominant, doch der eigentliche Star ist Rocket, auch wenn die Macher hier viel mehr hätten rausholen müssen.

Ein Blick in die Vergangenheit

Obwohl die Guardians bei den meisten eher für ihren Humor bekannt sind, ist es der richtige Schritt der Macher gewesen, ihnen mehr Persönlichkeit zu geben. Rockets Hintergrundgeschichte möchten wir an dieser Stelle nicht verraten, doch obwohl eine Szene mit Star-Lord auf einem anderen Planeten durchaus emotional ist, bleibt der Verlauf seiner Rückblende komplett vorhersehbar und viel zu kitschig, um feuchte Augen hervorzurufen. Es bleibt abzuwarten, ob hier noch mehr rausgeholt wird, denn bisher wirkt der Abschnitt eher wie gestreckter Inhalt als ein wichtiger Bestandteil der Staffel.

Auch der Konflikt mit dem Nova Corps wird noch Auswirkungen haben, doch so ganz vorhersehen kann man wenig durch die Erzählweise. Hier kommt das komische Pacing zum Einsatz, denn die einzelnen Abschnitte machen durchaus Spaß, doch noch scheinen sie wenig mit dem Ziel zu tun zu haben. Auch die Kree haben einen erneuten belanglosen Auftritt, der nicht einmal eine gute Action-Szene mitbringt. Trotzdem bleibt das Paket bislang solide, wenn auch vor allem die Mitte der Staffel beweisen muss, dass man hier nicht im Kreis läuft. Wer zumindest einen billigen Cliffhanger möchte, erhält ihn.

Das eigentliche Spiel

Auch im Bereich des Gameplays macht man nicht mehr, als die Neuerungen der vergangenen Episode zu nutzen. Das verkommt leider wieder zu einem simplen Abklappern aller interagierbaren Objekte, ohne auch nur die kleinste Hirnzelle nutzen zu müssen. Das ist schade, denn obwohl „Batman“ ebenfalls keine Felsen bewegt hat, wurden kleinere Auflockerungen geboten. Somit werden die Neuheiten bereits jetzt zu weiteren Lückenfüllern, die die Geschichte eher aufhalten als voranzutreiben.

Technik

Man ist es leider gewohnt, doch auch in der zweiten Episode gibt es haufenweise Ruckler, Bildfehler, lange Ladezeiten, Synchronisationsprobleme und kleine Bugs, die das cineastische Gefühl nie aufkommen lassen. Dabei sehen die Texturen weiterhin sehr gut aus, doch das Gesamtbild kann bei dem sehr guten Stil nicht mithalten. Dafür überzeugen die Sprecher einmal mehr mit starken Szenen und emotionalen Momenten, obwohl wir uns manchmal etwas mehr Musik im Hintergrund gewünscht hätten.