Nach der Veröffentlichung der überarbeiteten Neuauflage von „Final Fantaxy X“ und „Final Fantasy X-2“, die ursprünglich für PlayStation 3 und Vita, aber schließlich auch für PlayStation 4 erschien, ist es nur eine Frage der Zeit gewesen, dass auch der andere Einzelspieler-Serienableger aus der PlayStation 2-Ära dieselbe Behandlung bekommt. „Final Fantasy XII: The Zodiac Age“ ist seit dem 11. Juli 2017 für PlayStation 4 erhältlich und erweitert das Original im Gameplay und in der Optik. Der Titel wird nicht nur um Inhalte ergänzt, die in einer ersten Überarbeitung exklusiv in Japan erhältlich gewesen sind, sondern hält auch einige eigene Neuerungen bereit. Warum das Spiel in dieser Fassung trotz einiger Schwächen auch heute noch begeistern kann, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

Hoffnung auf Freiheit und Frieden

Das Königreich Dalmasca befindet sich im Herzen der Welt von Ivalice, doch wird damit auch aus allen Richtungen von benachbarten, größeren Reiche umzingelt. Als eines der beiden Großmächte Archadia urplötzlich in Dalmasca einfällt, muss die regierende Königsfamilie aufgeben und ein Leben unter feindlicher Besatzung akzeptieren.

In „Final Fantasy XII“ schlüpft man in die Rolle des siebzehnjährigen Waisenkinds Vaan, der in Dalmascas Hauptstadt Rabanastre lebt und seit dem Kriegsende von vor zwei Jahren seinen Unterhalt durch das Ausrauben der Besatzer gewährleistet. In Wirklichkeit möchte er aber als freier Luftpirat die Welt erkunden. Seine Neugierde und sein Wagemut stürzen ihn jedoch alsbald in die Widerstandsbewegung Dalmascas, innerhalb dieser er einige interessante Freunde findet.

Obwohl die Handlung mit dem Krieg zwischen Archadia und Dalmasca sehr spannend beginnt, schaltet das Spiel recht schnell deutlich herunter und führt erstmal durch einen trägen Anfang. Sind die ersten drei Stunden absolviert, nimmt die Geschichte wieder einen motivierenden Pfad auf und hält durchgehend eine Überraschung nach der anderen bereit. Generell kann die Erzählung mit einer Spontaneität begeistern, die eigentlich selten in Rollenspielen sind. Dieselbe Impulsivität wirkt sich allerdings auch negativ auf die Handlung, die die Spielerin beziehungsweise den Spieler gelegentlich durch sich ziehende Passagen zwingt. Insgesamt erwartet einen aber in Ivalice ein unterhaltsames Abenteuer.

Tadelloses Gameplay

Einer der gelungenen Aspekte des Spiels ist sein Gameplay. Am Kampf nehmen gleichzeitig drei, wenn ein Gast dabei ist sogar vier Charaktere gleichzeitig teil. Mit dem X-Knopf startet man eine beliebige Aktion, entscheidet sich über das Steuerkreuz für eine Kämpferin oder einen Kämpfer und wählt im Anschluss ein Ziel aus. Ist der Balken des jeweiligen Charakters voll, wird die Aktion ausgeführt, und dieselbe wird wiederholt, bis man entweder einen neuen Befehl eingibt oder der Gegner besiegt ist.

Womit „Final Fantasy XII“ sein Gameplay auf die nächste Stufe trägt, ist jedoch das Gambit-System. Schaltet man Gambit für einen Charakter ein, durchführt dieser manche Befehle automatisch, ohne dass man selbst eingreifen muss. Diese automatischen Handlungen kann man aber recht präzise formulieren. Beispielsweise kann man einem Charakter den Gambit zuordnen, dass die Person Vita einsetzen soll, sobald die Lebenspunkte einer Mitkämpferin oder eines Mitkämpfers unter 70% sind. Es ist zudem möglich, einem einzigen Charakter mehrere Gambit-Befehle auf einmal zuzuordnen und diese dann in einer Prioritätsliste unterzubringen. Man kann mit eingeschaltetem Gambit immer noch als Spielerin beziehungsweise Spieler neue spezielle Befehle in Auftrag geben, die dann sofort ausgeführt werden, doch ansonsten handeln die Charaktere nach dem Gambit-System und führen Aktionen aus, sobald die eingestellten Voraussetzungen erfüllt sind.

Das Gambit-System ermöglicht also, den Charakteren eine eigene, künstliche Intelligenz zu verpassen, sodass man zum einen auf diese setzen kann, wenn man von ihnen Hilfe erwartet, zum Anderen mitten im Kampf auch nicht Herr über alle teilnehmenden Kämpferinnen und Kämpfer sein muss. Da es hunderte Gambit-Fähigkeiten und -Voraussetzungen gibt, kann man beim Erstellen eines eigenen Gambit-Systems sehr präzise sein, was die Strategie-Komponente des Spiels sehr gut erweitert.

Der Zodiac-Faktor und Lizenzen

Was für Attacken und Fähigkeiten ein Charakter besitzt, hängt davon ab, welchem Job dieser nachgeht. Die Auswahl ist keine allzu neue für Rollenspiel-Verhältnisse; man trifft auf Weiß- oder Rotmagier, Waldläufer oder Paladine. Sobald ein Charakter jedoch eine Job-Klasse ausgewählt hat, kann man die Entscheidung nicht rückgängig machen. Erfreulich ist, dass es nun im überarbeiteten Spiel möglich ist, jedem Charakter auch eine zweite Job-Klasse zuzuordnen, die die erste komplementieren kann.

Sobald man jedenfalls eine Job-Klasse ausgewählt hat, findet man sich vor einem Lizenzbrett wieder, über das mit Lizenzpunkten verschiedene Fähigkeiten freigeschaltet werden. Lizenzpunkte verdient man mit jedem besiegten Gegner, zusätzlich zu gewöhnlichen Erfahrungspunkten, die das Level eines Charakters und damit Werte wie Angriff, physische oder magische Verteidigung steigern lassen. Lizenzen an sich erhöhen Lebens- oder Magiepunkte oder erlauben einem Charakter, bestimmte Ausrüstungsgegenstände zu tragen. Außerdem kann man über Lizenzen weitere Gambit-Befehle erwerben.

Das Job- und Lizenz-System sind insgesamt recht gelungen, doch im Vergleich zum Gambit-System weniger beeindruckend. Es ist zudem schade, dass die Charaktere an die ursprüngliche Job-Auswahl gebunden sind; in dem Aspekt gibt es mit „Bravely Default“ oder „Bravely Second“ Rollenspiele, denen es besser gelingt.

Die Welt von Ivalice

Es ist kein „Final Fantasy“-Titel, wenn die Welt keine fantastische und visuell korpulente Welt ist. Ivalice besitzt einige wunderschöne Städte und Landschaften, die in Zwischensequenzen auch wunderbar zur Geltung kommen. Enttäuscht wird man häufig jedoch von der Umsetzung der Welt. Die Gebiete zwischen den Städten oder die Dungeons bleiben nicht besonders in Erinnerung, da sie aus kaum zu unterscheidenden Korridor-artigen Gebilden bestehen, sodass man sich häufig an der Karte statt der Umgebung orientiert, um voranzuschreiten. Das verzwickte Dungeon-Design, in dem die Korridore aus allen Ecken ineinander übergehen, ist sehr frustrierend.

Außerdem ist die Welt nicht gerade mit Inhalten gefüllt. Neben der Hauptmission kann man zwar Jäger-Aufträge im Clan erfüllen, die kleinere, eigene Geschichten erzählen, doch diese sind stets nach demselben Muster aufgebaut. Ansonsten hofft man aber vergeblich auf etwas Neues. Die zahlreichen Menschen und Wesen, denen man in Städten oder unterwegs begegnet, ermöglichen weiterführende Einblicke in die Handlung, doch sind häufig auch recht generisch und insgesamt nicht besonders interessant.

Überarbeitete Optik und neuarrangierte Akustik

Am besten kommt die überarbeitete Optik in den Zwischensequenzen zur Geltung, die in HD wunderbar ausschauen. Das eigentliche Spiel erhält eine nette Behandlung, die für ein Remaster ihren Zweck erfüllt, doch bei Weitem nicht die zahlreichen unschönen Flecken von Ivalice verstecken kann. Die Soundtracks wurden komplett neuarrangiert, sind jedoch auch im Original erhältlich. Im Vergleich zu anderen Serienablegern schwächelt die Musik von „Final Fantasy XII“ und bietet nicht allzu viele erinnerungswerte Stücke. Das Spiel bietet neben der englischen und japanischen Sprachausgabe auch deutsche Untertitel an.

Die größte Neuerung ist eventuell jedoch die Geschwindigkeitsoption, über die man den Titel in zweifacher oder vierfacher Geschwindigkeit spielen kann. Da man häufig durch endlose, belanglose Korridore rennt und dort auf zahlreiche uninteressante Gegner trifft, ist diese Möglichkeit sehr willkommen, auch wenn sie gleichzeitig eine weitere Schwäche des Originals aufzeigt.