Die „Ys“-Reihe hat zwar nie ihren Platz neben „Dragon Quest“ oder „Final Fantasy“ gefunden, dennoch wuchs ihre Popularität nicht zuletzt dank vermehrter Veröffentlichungen im Westen. Der neueste Teil ist ursprünglich auf PlayStation Vita erschienen und ist nun endlich auch hierzulande ebenso für PlayStation 4 verfügbar. Kann das neueste Abenteuer von Adol aber auch überzeugen, oder versucht „Ys VIII: Lacrimosa of Dana“ zu viele neue Sachen? Wir haben uns auf die geheimnisvolle Insel gewagt und dadurch ein weiteres Highlight gefunden, das dieses Spielejahr einmal mehr bemerkenswert macht.

Die einsamste Insel

Der Spieler schlüpft einmal mehr in die Schuhe von Adol Christin, der zusammen mit Dogi auf der Suche nach einem neuen Abenteuer ist. Doch die scheinbar friedliche Schiffsreise, die den beiden eine Beschäftigung bringen soll, endet tragisch, als ein Monster ein Unglück verursacht und sich die Helden daraufhin auf einer mysteriösen Insel wiederfinden, von der noch nie jemand entkommen ist. Doch nun muss er nicht nur die Schiffsbrüchigen finden und versuchen zu entkommen, sondern auch das Geheimnis um die titelgebende Dana lösen, deren Hintergrundgeschichte einen wichtigen Kern bildet.

Die Geschichte mag sich zwar sehr typisch anhören, tatsächlich bekommt man hier aber eine echte Wucht geboten. Das liegt an den großartigen Charakteren, die unglaublich tief geschrieben wurden und somit wirklich eine glaubwürdige Welt erzeugen. Es gibt zwar nicht zu viele von ihnen, doch dafür wird jedoch genau beleuchtet und keiner fühlt sich wie ein Lückenfüller an. Man möchte ihnen unbedingt helfen und herausfinden, was hinter ihnen steckt, doch auch die Hauptgeschichte bleibt sehr spannend. In diversen Traumsequenzen steuert der Spieler Dana und obwohl hier nichts verraten wird, gehört sie definitiv zu den besten Charakteren der gesamten Reihe. Wer also neben der schnellen Action auch eine tiefgründige Story erwartet, ist bestens aufgehoben. Zudem wird Adol diesmal nicht von Amnesie geplagt – eine regelrechte Revolution für Fans.

Eine Menge zu bestaunen

Anfangs sieht die Welt eher leer aus. Man läuft durch typische Strände sowie Dschungel, um andere Überlebende zu finden. Das dient alles dazu, sein eigenes Dorf aufzubauen, denn jeder Schiffsbrüchige kommt mit einer eigenen Aufgabe daher, und ist diese erledigt, betätigen sie sich als Mitglieder der Gemeinschaft. Dadurch werden Läden eröffnet und andere Bereiche freigeschaltet, weshalb man also für jede Tat tatsächlich direkt belohnt wird. Dadurch ist es auch nicht schlimm, dass die ersten Gebiete ein wenig beliebig aussehen, denn die eigentlichen Geschichten motivieren enorm.

Nach den ersten Schauplätzen entfaltet sich die Welt aber und bietet einige Überraschungen, die das Erkunden deutlich aufwerten. Zwar ist die Grafik alles andere als auf aktuellem Stand, doch sowohl der Stil dieser Ortschaften als auch die Geheimnisse, die man dort finden kann, erzeugen eine glaubwürdige Welt voller Fantasy-Elementen, denen man regelrecht hinterherjagt. Vergleicht man die Welt sowie die Dungeons mit den Vorgängern, erhält man hier das stimmigste Gesamtpaket der Reihe.

Rasante Kämpfe

Natürlich wäre die „Ys“-Reihe nicht einmal annähernd so spaßig ohne das schnelle Kampfsystem. Das funktioniert auch weiterhin wunderbar und ist ebenfalls simpel. Egal ob am Boden oder in der Luft kombiniert man normale Angriffe mit speziellen Fähigkeiten und teilt so blitzschnell großen Schaden aus, während man gleichzeitig das Ausweichen noch meistern muss. Das sieht nicht nur spektakulär aus, die Kämpfe gehen dadurch auch wunderbar leicht von der Hand, ohne dass man sich komplizierte Kombos merken müsste. Dennoch kann es durchaus zu großen Herausforderungen kommen, und wer unachtsam wird, sieht seine Party schneller fallen, als er ausweichen kann. Wer rechtzeitigt blockt, wird sogar die Stärke der Helden erhöhen können. Weicht man hingegen im richtigen Moment aus, wird die Zeit langsamer und man kann für einen Moment noch mehr Schläge austeilen – „Bayonetta“ lässt grüßen.

Zusammen mit einigen EXTRA-Angriffen darf man sich also einmal mehr auf die großartige Action freuen, die diesmal einfach noch flüssiger ist und nie langweilig wird. Zum Glück kann man auch wieder seinen spielbaren Charakter blitzschnell im Kampf ändern, was vor allem gegen bestimmte Gegner wichtig wird, denen Adol nur wenig Schaden zufügen kann. Eben dieses simple und dennoch tiefgehende System macht die Reihe zu so einem Spektakel und lässt Fanherzen höher schlagen.

Monster, Feinde und wunderbare Bosse

Das Gegner-Design weiß ebenfalls zu gefallen. Neben durchaus bekannten Feinden, die aus jedem beliebigen Spiel sein könnten, gibt es tolle Kreaturen, die nicht nur optisch überzeugen. Auch in den Kämpfen macht es Spaß, das Verhalten schnell zu analysieren und demnach die eigenen Angriffe entsprechend anzupassen. Auch die Vielfalt ist groß genug, sodass sich die Kämpfe nie zu eintönig anfühlen.

Die wahren Stars bleiben aber einmal mehr die Boss-Kämpfe. Zwar braucht man oftmals mehrere Versuche, um die Angriffsmuster zu beherrschen, dann erhält man aber spektakuläre Kämpfe, die jedes Mal begeistern. Dabei bleibt die Herausforderung stets fair, während man wahnsinnig viel Spaß hat, diese Kämpfe zu bestehen. Auch die Inszenierung stimmt, sodass die wenigen Ausnahmen zu verschmerzen sind. Allgemein ist der Umfang sehr groß, weshalb man auf zahlreiche Bosse treffen wird.

Spaß ohne Ende

Während vorherige Serienableger irgendwann an den Punkt kamen, an denen man entweder die Geschichte endlich wieder erleben oder lieber in die Dungeons reisen wollte, hat „Ys VIII: Lacrimosa of Dana“ etwas Beeindruckendes geschaffen. Das Pacing ist nämlich schlicht perfekt und genau wenn die Kämpfe zu eintönig werden, bekommt man tolle Story-Sequenzen, die zwar spannend sind, aber nie zu lange vom eigentlichen Gameplay abhalten. Alles geht zudem dank des Aufbaus des Dorfes so flüssig ineinander über, dass man nie einen Grund hat, sich über den Ablauf zu beschweren.

Serienveteranen erhalten durch den veränderten Aufbau auch eine benötigte Abwechslung in der Reihe und ein völlig neues Erlebnis, das überraschend gut funktioniert. Die Freiheiten beim Erkunden werden nämlich mit der Anzahl geretteter Leute verbunden, und man darf neue Bereiche erkunden, je mehr Personen man geholfen hat. Backtracking stört also ebenfalls nicht, da man stets ein klares Ziel vor Augen hat. Verbunden mit dem großen Inhalt wird also ein Paket abgeliefert, das sowohl Neueinsteiger als auch Veteranen begeistert und sich keine großen Fehler erlaubt, dabei aber beeindruckendes abliefert.

Technik

So großartig das Spiel auch sein mag, man vergisst leider nicht, dass der Titel ursprünglich für PlayStation Vita erschien. Das wird nämlich durch die Optik ständig präsentiert, die weit hinter den Möglichkeiten der PlayStation 4 liegt. Matschige Texturen, zu wenig Details in den Umgebungen und merkwürdige Animationen, vor allem in den Zwischensequenzen, können die allgemeine Atmosphäre durch Story und Stil nicht unterstützen. Zwar wird das Spiel nie hässlich, dennoch wünscht man sich einfach mehr, und das durchweg. Dafür sind aber die Ladezeiten sehr kurz, und auch die Bildrate bleibt stabil.

Im völligen Gegensatz dazu steht der Soundtrack. Dieser enthält alles, was man sich wünscht, und untermalt das Geschehen schlicht perfekt. Egal ob ruhige Stücke beim Erkunden oder rockige Melodien in den Kämpfen, hier werden fast ausschließlich Ohrwürmer geboten. Man möchte also nicht nur für die Geschichte und das Gameplay weiterspielen, sondern immer wieder von der musikalischen Kulisse überrascht werden.