Als im Jahre 2013 die PlayStation 4 das Licht der Konsolenwelt erblickte, waren Exklusivtitel noch vergleichsweise rar gesät. Neben sicheren Nummern wie „Killzone: Shadow Fall“ wagte der japanische Spielegigant Sony aber den Start einer neuen Marke. Mit „Knack“ sollte die Tradition der 3D-Platformer-Spiele auf der PlayStation-Konsole weitergeführt und das Feuer dieses stolzen Genres in eine neue Generation geführt werden. Die Fußstapfen waren groß, machten doch Spiele wie „Sly Raccoon“, „Ratchet & Clank“ oder auch „Jak & Daxter“ einiges her und konnten sowohl jung als auch alt überzeugen.  Die Parallelen verwundern nicht, war doch PlayStation-Urgestein und „Vater der PlayStation 4“ Mark Cerny an all diesen Titel, wie auch an „Knack“, beteiligt. „Knack“ entpuppte sich jedoch als ein kommerzieller Flop, der auch bei den meisten Kritikern wenig Anklang fand. Doch Sony will es nun genau wissen, und anstatt die Marke zu begraben, startet man mit „Knack 2“ einen weiteren Versuch, sich in unser aller Spielerherz zu hüpfen. Ob das gelungen ist oder wir der Meinung sind, dass ein zweiter Teil nicht notwendig gewesen wäre, erfahrt ihr in unserem Review.

Angriff der Transformers

Zu Beginn der Geschichte, die ein Jahr nach den Ereignissen des Erstlings spielt, wird die Welt von einer dunklen Bedrohung heimgesucht, die die Bevölkerung terrorisiert. Überall erscheinen Roboter, die die Bewohner und Stadt angreifen. Um der Lage Herr zu werden, greift der Held Knack ins Geschehen ein und versucht, die Gefahr so weit wie möglich einzudämmen. Jedoch eskaliert letztendlich die Situation und Knack scheint besiegt. Wir werfen einen Blick in die Vergangenheit, um zu erfahren, wie es so weit kommen konnte.  An seiner Seite steht sein bester Menschenfreund Lucas, der ihm das Abenteuer hinweg hilft, sich durch die Level zu manövrieren. Die Geschichte wurde von Marianne Krawczyk, die beispielsweise an der „God of War-Trilogie beteiligt war, mitverfasst. Das fällt einem teilweise schwer zu glauben, weil die Geschichte und Charaktere mindestens so einseitig wie uninspiriert sind und leider nie den Charme versprühen, wie andere Genrekollegen. Natürlich ist „Knack 2“ kein Spiel, das primär von seiner Geschichte getrieben wird und für die jüngere Zielgruppe reicht die Prämisse allemal aus. Die etwas älteren Zocker wird man damit leider nicht abholen können. Anders als zum Beispiel „Ratchet & Clank“, dass durch sein Writing sowohl die jüngere, als auch ältere Generation unterhalten kann und stellenweise auch Mittel verwendet, die primär auf Erwachsene abzielt, bleibt „Knack 2“ einzig und allein auf Jüngere fokussiert. Man versucht, eine Art Disney-Pixar-Film als Spiel zu präsentieren, ohne die Qualität dieser jedoch auch nur annähernd zu erreichen.

God of War für Kinder

Mark Cerny, Marianne Krawczyk – da hören die Parallelen zu den Abenteuern von Gottesschlächter Kratos nicht auf. „Knack 2“ spielt sich im Grunde wie eine Kinderversion des blutigen Sandalenepos, mit etwas mehr Fokus auf Platformer-Passagen und weniger Gegneraction. Der Spieler steuert Knack durch verschiedene Level und Szenarien und kombiniert dabei sein Angriffsrepertoire zu verherrenden Angriffen. Das Kampfsystem ist, wenig überraschend, nicht sonderlich tief und geht dafür auch schnell in Fleisch und Blut über. Wenn man so will (und böse) ist, ist „Quadrat Quadrat Kreis“ das Äquivalent zu Kratos Allzweckwaffe „Quadrat Quadrat Dreieck“. Zusätzlich kann Knack Angriffen entweder ausweichen oder blocken. Bei richtigem Timing kann Knack sogar Projektile auf Gegner zurückschleudern und sich dadurch einen taktischen Vorteil erkämpfen. Nach und nach schaltet der Spieler zusätzliche Skills, wie neue Kombos, frei, die wie in einem Rollenspiel durch Erfahrungspunkte verdient werden dürfen. Insgesamt gibt es einen Talentbaum mit vier Ästen und über 30 Skills, die unterschiedliche Attribute fokussieren. Ähnlich wie in „God of War“ läuft es hier leider sehr schnell in ein repetitives Button-Mashing hinaus, dass wenig inspiriert, aber immerhin eine deutliche Steigerung in der Vielfalt zum Vorgänger bietet. Das war eines der primären Ziele von Mark Cerny und dem Entwicklerteam und das merkt man dem Spiel auch in positiver Hinsicht an. Wird Knack vom Gegner getroffen, büßt er einige seiner Einzelteile ein – je mehr er jedoch davon hat, desto größer und stärker ist das magische Wesen. Hier und da wird auch ein Endboss eingestreut, die aber allesamt weder durch Kreativität, noch durch Herausforderung glänzen können. Doch ist Prügel verteilen nicht alles, was Knack in seinem aktuellen Abenteuer zu bieten hat.

Hüpfen, Rätseln und Koop-Action

Natürlich liegt ein starker Fokus auf den Platformer-Passagen. Hier gibt es wenig Änderungen zum Vorgängern, die hat es jedoch auch nicht gebraucht – die Steuerung beim Hüpfen war sicherlich nicht das größte Problem bei „Knack“. Diese ist bei „Knack 2“ knackig genug und erlaubt, die gut verteilten und stetig herausfordernderen Hüpfpassagen zu bewältigen. Das lockert das doch etwas monotone Kämpfen deutlich auf. Zusätzlich bedient sich das Spiel verschiedenen Rätseln, die mal mehr, mal weniger oft vertreten sind. Dabei gibt es keine allzu große Abwechslung. Mal müssen Verschieberätsel herhalten, ein anderes Mal muss Knack auf seine ursprüngliche kleine Größe zurückschrumpfen, um durch enge Passagen zu gelangen. Nichts allzu Spektakuläres oder Forderndes, aber es erfüllt seinen Zweck und dürfte niemanden oft überfordern. Sollte man, oder der Nachwuchs, doch etwas länger grübeln, greift das Spiel, wenn man will, mit einem Hinweis ein, um Frustmomente zu vermeiden. Eine sehr sinnvolle und gute Idee des Entwicklerteams ist die Erweiterung des Koop-Modus. Anders als im Erstling sind beide Spieler nun vollkommen gleichberechtigt und wir würden jedem empfehlen, dass Spiel mit seinem Freund, seiner besseren Hälfte oder dem eigenen Kind zu spielen. Gemeinsam prügeln, gerade im Hinblick auf Spezialmoves, die man nur zu zweit ausführen kann, und grübeln, macht dann doch um einiges mehr Spaß und gibt dem Spiel einen ordentlichen Spielspaßboost.

Technik

Hier kann „Knack 2“ vermutlich einen seiner größten Vorteil ausspielen. Dadurch, dass das Spiel einen Look irgendwo zwischen Disney Pixar und Dreamworks anstrebt, kann es aus dem Vollen schöpfen und ein buntes Spektakel auf den Bildschirm zaubern. Leider lässt der Grafikstil doch etwas an Charme vermissen und wirkt dabei auch wie eine nicht besonders gelungene Kopie. Auch ein Spiel wie „Ratchet & Clank“ strebt einen ähnlichen Look an, schafft es aber gleichzeitig, daraus seinen eigenen Stil und Einflüsse nicht zu kurz kommen zu lassen. Abseits davon aber bleibt „Knack 2“ ein hübsches Spiel, welches sich kleinere Schnitzer in einzelnen Level erlaubt. Soundtechnisch sticht hierbei jedoch nichts heraus, die Soundkulisse düdelt vor sich hin, ohne nennenswert im Gedächtnis zu bleiben, die Action ansprechend zu untermalen oder gar eine eigene Atmosphäre zu schaffen. Für Besitzer einer PlayStation 4 Pro gibt es außerdem die Möglichkeit, zwischen zwei Modi zu wählen. Einerseits einem Modus, der eine höhere Auflösung erlaubt, was sich insbesondere bei 4K-TV-Geräten lohnt, andererseits einer Option, die erlaubt, das Spiel in 60 Bildern pro Sekunde in Full-HD-Auflösung zu spielen.