Nur wenige Manga- beziehungsweise Anime-Reihen erhalten Videospiel-Umsetzungen, die gelungen sind oder der Qualität des Originals gerecht werden. Zu den wenigen Ausnahmen gehört jedoch „Naruto“ des japanischen Mangaka Masashi Kishimoto. Bereits auf der PlayStation 2 war die Serie mit der „Naruto: Ultimate Ninja“-Reihe vertreten, doch als CyberConnect2 schließlich den Sprung auf die PlayStation 3 wagte, verblüffte das Studio sämtliche Fans. Seit „Naruto: Ultimate Ninja Storm“ liefert das Entwicklerteam qualitative Videospiele, die der Atmosphäre, Präsentation und Spannung des Manga beziehungsweise Animes in kaum etwas nachstehen. Damit „Naruto“-Fans auch auf der PlayStation 4 in den Genuss aller vier nummerierten „Storm“-Ableger kommen, die wiederum inhaltlich fast den kompletten Manga-Inhalt wiedergeben, hat Namco Bandai die drei PlayStation 3-Titel „Storm“, „Storm 2“ und „Storm 3 Full Burst“ sowie das PlayStation 4-Spiel „Storm 4 Road to Boruto“ in eine Sammlung zusammengelegt und als „Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm Legacy“ veröffentlicht. Ob die Fans dabei das ultimative „Naruto“-Erlebnis erwartet, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

Naruto: Ultimate Ninja Storm

Als erster Ableger der „Storm“-Reihe hat dieser Titel für viel Überraschung gesorgt. Die Grafik, auf der sämtliche Nachfolger bis heute noch basieren, setzt die Ninja-Welt aus dem Anime optimal um. Außerdem konnten die Spielerinnen und Spieler Konoha, die Heimat von Naruto, komplett begehen. Leider ist diese ziemlich leer und leblos und dient im Wesentlichen nur als Hub, um die jeweiligen Missionen auszuwählen.

Der Story-Modus ist bis auf die fünf Bosskämpfe unspektakulär. Man bewältigt einen Kampf nach dem Kampf aus der Handlung des Mangas und muss zwischendurch eins von insgesamt drei Minispielen absolvieren, die jedoch schnell repetitiv werden. Außerdem gelingt es dem Spiel nicht, die Handlung hinreichend spannend oder konsequent zu erzählen. Die Kämpfe gegen Zabuza werden übersprungen und man findet sich ohne viel Einleitung in den Chunin-Prüfungen wieder, deren Bedeutung der Spielerin beziehungsweise dem Spieler nicht näher vorgestellt werden. Dies zieht sich im Wesentlichen durch die ganze Erzählung durch; das Abenteuer reicht zwar von Anfang des Anime bis zur Überleitung in die Shippuden-Fortsetzung, doch die Motivation einzelner Charaktere weird selbst dem Serienkenner nur oberflächlich vermittelt.

Überzeugen kann der Titel nichtsdestotrotz durch seine Kämpfe. Die Charakterauswahl lässt ein paar Beteiligte zwar vermissen, doch alle Charaktere, die es in das Spiel geschafft haben, besitzen ein löbliches Repertoire. Negativ fällt auf, dass man jedoch nicht das ganze Attacken-Repertoire gleichzeitig benutzen kann und man sich nach der Charakterauswahl auf ein einziges Ninjutsu beschränken muss. Außerdem unterbrechen die langen ultimativen Jutsu den Kampffluss. Nichtsdestotrotz erwartet einen mit dem ersten Ableger ein durchaus gutes Spiel, das mit viel Liebe zur Serie gestaltet wurde.

Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 2

Der zweite Teil der „Storm“-Reihe setzt in seiner Story genau an dem Punkt an, an dem der Vorgänger einen Schlussstrich gezogen hat. Das Spiel erzählt die Geschichte aus „Naruto Shippuden“ bis zum Kampf gegen Pain, doch ruht hierfür nicht auf der Formel aus dem ersten Serienableger. Ist in „Storm“ nur Konoha begehbar gewesen, kann man in „Storm 2“ schon deutlich mehr von der gesamten Shinobi-Welt sehen. Allerdings ist diese dann nicht mehr frei begehbar, sondern in mehrere kleinere Abschnitte mit recht kurzen Ladezeiten unterteilt.

Aus Sicht der Präsentation überzeugt dieses Modell zwar eher, da man nicht nur aus einer Liste des Hauptmenüs eine Mission nach der anderen auswählt, sondern auch relevante Orte der Handlung besucht. Doch auch hier gelingt es dem Entwicklerteam nicht, interessante Nebenbeschäftigungen anzubieten. Stattdessen sammelt man ein Objekt nach dem anderen, die allesamt für die Spielerinnen oder Spieler keine besondere Bedeutung haben. Die Missionen sind ebenfalls nach demselben Muster aufgebaut und schnell vergessen.

Deutliche Fortschritte macht der Titel aber in den eigentlichen Story-Missionen. Während man im ersten Teil die spannenden Kämpfe an einer Hand abzählen kann, packt das Spiel in „Storm 2“ in deutlich mehr Kämpfe spannende Quick-Time-Events, die den Kämpfen mehr Dynamik verleihen. Der einzige ersichtliche Nachteil ist dabei, dass man während des Knöpfe-Drückens nicht der Action und den Dialogen folgen kann, doch ansonsten ist das Spiel in der Präsentation und Vermittlung der Handlung des Mangas oder Anime sehr gut.

Sinnvolle Neuerungen erfährt der Titel auch in regulären Kämpfen. Die ultimativen Jutsus sind nicht mehr so mächtig wie noch im Vorgänger und auch ihre Länge ist deutlich kürzer. Außerdem muss man sich vor jedem Jutsu nicht nochmal mit dem Gegenüber in zufälligem Knöpfe-Drücken messen. Stattdessen werden den unterstützenden Charakteren eine größere Rolle beigemessen, die nun in drei Typen eingegliedert werden und deutlich häufiger im Kampf aushelfen können. Zuletzt bietet der Titel einen Online-Mehrspieler-Modus, der es in den ersten Teil noch nicht geschafft hatte.

Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 3 Full Burst

Große Änderungen im Gameplay verspricht der dritte Hauptteil nicht. Die Kunst des Tauschens, mit der man sich hinter den Gegner teleportieren kann, wird beispielsweise nicht mehr bei richtigem Timing aktiviert, sondern ist generell vier Mal erhältlich. Wesentlicher ist der neue Erwachen-Modus, der bestimmte Charaktere bei wenig Leben in einen speziellen Zustand versetzt, in dem sie neue Fähigkeiten besitzen. Waren Naruto und Kyuubi-Naruto zuvor zwei verschiedene Charaktere, verschmelzen sie so zu einem – also eine sinnvolle Ergänzung.

Im Story-Modus setzt das Spiel nach dem Kampf gegen Pain an und führt bis zum Kampf zwischen Naruto und Tobi, mit einem zum Manga- und Anime-alternativen Ende. An der Aufmachung hat sich kaum etwas verändert, die meisten Kämpfe gestalten sich also noch wie im Vorgänger. Da es sich bei „Full Burst“ um die erweiterte Neuveröffentlichung handelt, erhält man auch sämtliche Zusatzinhalte und -herausforderungen. Unter anderem kann man sich in manchen Story-Missionen zwischen der einfachen Helden- und der schwierigen Legenden-Route entscheiden, die die Kämpfe leicht variieren lassen.

Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 4 Road to Boruto

Hat man dem dritten Teil das alternative Ende verziehen oder direkt vergessen, geht es im vierten „Storm“-Ableger, doch dem ersten PlayStation 4-Titel, mitten im Ninja-Weltkrieg weiter. Da in der „Legacy“-Version auch die Zusatzinhalte enthalten sind, kämpft man sich entsprechend nicht nur bis zur letzten Auseinandersetzung von Shippuden, sondern mit Boruto dann auch ein Stück weiter.

Die Handlung verzichtet dieses Mal komplett auf frei begehbare Orte und erzählt Kapitel für Kapitel und Szene für Szene sämtliche Wendepunkte der Ninja-Welt. Man mag die liebevollen Landschaften zwar vermissen, doch insgesamt wird die Handlung durch diesen Stilwechsel konsequenter und aufbauender vermittelt als noch in den frühen Serienablegern. Ansonsten setzt das Spiel nach wie vor auf spektakuläre Kämpfe, die zum Ende der Handlung immer größere Dimensionen aufnehmen.

Im Gameplay baut der Titel wie gewohnt auf den Vorgängern auf, doch erlaubt nun sogar, hin und wieder zu den Hilfscharakteren zu wechseln und diese dann zu steuern. Es eröffnen sich also zahlreiche Möglichkeiten und Strategien, gerade wenn man an Mehrspieler-Begegnungen denkt.

Technik

Was CyberConnect2 in der Optik auf den Bildschirm zaubert, kennt unter Anime-Umsetzungen kaum Konkurrenz. Die Charaktere und Kämpfe der Ninja-Welt aus „Naruto“ werden originalgetreu, doch mit eigenen Wendungen in spielbare Form gebracht und sorgen für spannende und unterhaltsame Stunden. Als Fan des Manga oder Anime kommt man insgesamt auf seine Kosten und wird im Nachhinein kaum Wünsche offen haben.

Nichtsdestotrotz nagen ein paar Probleme am Gesamtbild der Spiele. Sämtliche Ableger kämpfen mit unstabilen Bildern und Rucklern, die sich häufig auch bemerkbar machen. Außerdem fehlen gerade den Fans die wunderbaren Soundtracks des Anime, auch wenn sich die eigenen Musikstücke der „Storm“-Serie durchaus der Atmosphäre fügen. Alle Spiele bieten sowohl eine englische als auch japanische Sprachausgabe, die durch deutsche Bildschirmtexte ergänzt werden.