Zurück aus der Vergangenheit. Nach der Wiederauferstehung der Weltraumsimulationen belebt „Shadow Tactis: Blade of the Shogun“ das Genre der Echtzeit-Taktik Spiele wieder. Inspiriert von Titeln wie „Commandos“ oder „Desperados“ versetzt das Spiel seine Handlung in das Feudale Japan. Das vom Krieg gebeutelte Land steht kurz vor dem entscheidenden Sieg des Shoguns. Ob die spielerische Reinkarnation erfolgreich war, oder Leichenfledderei betrieben wurde, klären wir in unserer Review.

Frisches Setting, Konventionelle Handlung

„Shadow Tactics“ führt den Spieler in 13 Missionen auf eine Reise durch ein Abbild des vergangenen Japans. Die Handlungsorte sind mit Liebe zum Detail gestaltet, mangelnde Abwechslung stellt ebenfalls kein Kritikpunkt dar und optisch wird ein lebendiges und glaubhaftes Bild des unverbrauchten Settings gezeichnet. Während Optik und Sound überzeugen können, fällt die Handlung des Spiels aber eher mager aus.

Zu Beginn schlüpft der Spieler in die Rolle des Shinobis Hayato, der im Auftrag des Shoguns die Belegerung der letzten Rebellenfestung unterstützen soll. Unterstützung erhält er dabei vom Samurai Mugen. Nach erfolreichem Abschluss der Mission trennen sich die Wege der Figuren. Nach einem Zeitsprung wird der Friede im Reich durch einen unbekannten Warlord bedroht, den Mugen aufspüren soll. In Erinnerung an die Belagerung kontaktiert er Hayato, und angestachelt durch eine großzügige Bezahlung unterstützt er die Aufklärung der Verschwörung. Auf dem Papier hätte das Potential bestanden, eine wendungsreiche Handlung mit glaubwürdigen Figuren zu erzählen. Leider scheint die Erzählung aber aus dem Grundbaukasten zusammengesetzt zu sein und bleibt bis zum Ende vorhersehbar und blass. Auch die Figuren schaffen es nicht durch ihre Charaktereigenschaften zu überzeugen. Auch wenn die aus fünf Helden bestehende Truppe während und zwischen den Aufträgen durch Gespräche miteinander interagiert, bleiben die Versuche ihnen eine Hintergrundgeschichte zu verleihen nicht erfolgreich. Zu oberflächlich bleiben die Informationen, die der Spieler durch sie erhält.  Das Setting und die Figuren dienen lediglich als Aufhänger für fordernde Taktik-Schleicherei.

Aus den Schatten in den Sichtkegel

Neben Shinobi Hayato und Samurai Mugen gesellen sich Straßenkind Yuki, Scharfschütze Takuma und Kunochi Alko zu der Gruppe. In jeder der Missionen, in denen es gilt eine Zielperson zu töten, ein Dokument zu sichern und ähnlicher Infiltrationsaufgaben, ist der Schlüssel zum Erfolg die Kombination der einzigartigen Fähigkeiten, über die jede Figur verfügt. Hayato kann zum Beispiel einen Shuriken auf Gegner werfen, Alko täuscht Wachen durch eine Verkleidung und Samurai Mugen entfesselt einen tödlichen Schwerthieb. In jeder der Missionen gilt es sich durch ein Geflecht aus Wachen zu manövrieren. Wie im geistigen Vorgänger können die Sichtkegel der Gegner eingeblendet werden, um anschließend Lücken aufzudecken und durch geschickten Einsatz der Figuren dem Ziel Stück für Stück näher zu kommen. Besonderes Spielelement ist der Schattenmodus, in dem zwei Aktionen auf Knopfdruck gleichzeitig ausgelöst werden können. Innerhalb der Aufträge gibt es aber meist mehrere Lösungsansätze, denen der Spieler nach belieben Folgen kann. Gemeinsamkeit ist jedoch das taktische Vorgehen. Wird der Spieler aber entdeckt,  wird ein Alarm ausgelöst und in den meisten Fällen zieht dieser den Bildschirmtod nach sich. Um Frust zu vermeiden ist der beste Freund des Spielers die Schnellspeicherfunktion. Ohne Fortschrittverlust erlaubt sie es, verschiedene Strategien zu testen.

Eine solche Funktion wird dankend angenommen, denn bereits auf normalem Schwierigkeitsgrad ist Shadow Tactics durchaus fordernd. Versierte Spieler stellen den Hardcoremodus an, in dem Wachen deutlich schneller Alarm schlagen, Figuren weniger Schaden vertragen und die Sichtkegel ausgeschaltet sind. Für Anfänger gibt es einen Einsteigermodus, in dem diese Faktoren umgekehrt sind. Nach Abschluss der Kampagne motiviert das Spiel durch Erfolge und Speedruns zum erneuten Spielen. Die Spielzeit für einen Auftrag variiert von 15 Minuten eines Speedruns oder bis zu 2 Stunden, wenn noch ein wenig die Übung fehlt. Ein negativer Hauch sitzt jedoch im Nacken, denn innerhalb der Missionen hat es keinerlei Konsequenz wie viele Wachen getötet oder nur Bewusstlos geschlagen werden, oder ob Zivilisten zu schaden gekommen sind. Zusammen funktioniert das Gameplay ausgezeichnet und ist für die Qualität des Spiels verantwortlich. Das puzzle-artige Kombinationsspiel der Fähigkeiten, die Verbesserung der eigenen Strategie nach einem gescheiterten Versuch die Wachen zu überlisten, ist motivierend. Der Hardcoremodus und Erfolge stacheln weiter zum Verfeinern der eigenen Strategie an.

Technik

Über die Optik des Spiels wurde bereits die wichtigsten Punkte genannt. Mit Blick auf die Vertonung sei gesagt, dass Shadow Tactics keine deutsche Sprachausgabe bereit hält. Die englischen Sprecher machen jedoch einen guten Job und sorgen trotz der schwachen Hintergrund Geschichte dafür, dass die Figuren Profil erhalten. Als nettes Detail steht es dem Spieler auch frei, eine japanische Sprachausgabe zu verwenden. Sollten diese beiden Optionen keine Alternative sein, muss mit deutschen Texttafeln vorlieb genommen werden. Menüs, Anzeigetexte etc sind jedoch komplett übersetzt.
Die Kamera wurde für den Controller angepasst und lässt sich in den meisten Situationen ordentlich bedienen. Aufgrund von Mehrfachbelegung kann es in hektischen Augenblicken jedoch zu einigen Verrenkungen oder unbeabsichtigten Manövern kommen. Mit einiger Übung ist die Steuerung jedoch weit von einem Totalausfall entfernt. Die Ki der Gegner arbeitet in den meisten Fällen ohne Ausfälle, auch Fehler traten während des Tests keine auf, sodass ein ordentlicher Eindruck hinterlassen wird.