Eigentlich ist „XCOM 2“ bereits ein grandioses Spiel. Doch genauso wie sein Vorgänger hat der Titel nun einen DLC erhalten, der nicht nur neue Inhalte mitbringt, sondern das Spiel in vielen Bereichen umfangreicher macht und einige Mechaniken überarbeitet. „XCOM: Enemy Within“ hat meisterhaft bewiesen, wie das funktioniert, weshalb „XCOM 2: War of the Chosen“ eine berüchtigte Nachfolge antritt. Ob der DLC die Erwartungen erfüllt, oder nur als gute Erweiterung daherkommt, haben wir für euch herausgefunden.

Die Gefahr der Auserwählten

Es ist ziemlich schwer, einfach nur „XCOM 2: War of the Chosen“ zu bewerten. Anders, als bei vielen anderen Spielen, handelt es sich hierbei nämlich erneut nicht nur um eine zusätzliche Kampagne, sondern eine Erweiterung des gesamten Basis-Spieles. Zahlreiche neue Mechaniken werden eingeführt, die den normalen Ablauf maßgeblich beeinflussen. Man spielt also eigentlich weiterhin das Grundspiel, nur eben in einer stark veränderten Form. 

Am einfachsten lässt sich dabei wohl der Titel erklären, der zugleich die größte Neuerung beschreibt. Im Grunde handelt es sich dabei um eine rundum bessere Fassung der Alien Hunters aus dem gleichnamigen DLC, starke Bosse, die jederzeit eintreffen können und große Belohnungen hinterlassen, sollte man sie besiegen. Hier setzen die Chosen ein, von denen es insgesamt vier gibt. Deren Bedeutsamkeit wird auch gleich im Timer eingeblendet, denn es gibt jetzt nicht nur einen für das Avatar Projekt, sondern vier weitere für jeden Chosen, der noch lebendig ist. Tatsächlich lernen diese Widersacher nach jedem Kampf und lernen aus den Strategien der Spieler, sodass man wirklich in jedem Kampf überlegen muss, ob man seine eingefahrene Taktik überarbeitet. Deshalb werden diese Bedrohungen auch immer gefährlicher, und obwohl man sie geradezu hasst, ist es ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man den Krieg gegen diese tatsächlich gewinnt. Der Weg ist aber steinig, und selbst Profis werden ordentlich damit zu kämpfen haben.

Neue Helden braucht die XCOM

Natürlich bedarf so einer Gefahr auch eine Truppe, die gegen sie ankommt. Glücklicherweise gibt es zwei neue Klassen, die eine ganze Menge können. Zum einen wären da die Reapers, die sowohl im Bereich Stealth als auch mit Scharfschützen-Gewehren besonders leistungsfähig sind. Dabei erhält man mit Elena Dragunova nicht nur einen tollen Charakter, der von Marina Sirtis gesprochen wird, sondern auch eine extrem effiziente Soldatin, da sie direkt mehrere Aktionen ausführen kann. Wer hier richtig levelt, erhält eine der mächtigsten Figuren direkt zum Start. 

Bei der Fraktion der Skirmisher trifft man zuerst auf Pratal Mox, gesprochen von Michael Dorn, der ebenfalls eine exzellente Arbeit leistet. Dieser ist Teil einer Gruppe, die Advent verlassen hat und nun mit der XCOM zusammenarbeitet. Dank eines Greifhakens ist er aber nicht nur sehr agil in der Fortbewegung, sondern kann auch Gegner zu sich hinziehen. Kombiniert man das mit Objekten oder Team-Aktionen, eröffnen sich überraschend viele Möglichkeiten, weshalb die Fähigkeit, zwei Mal in einer Runde zu schießen, schon fast in Vergessenheit gerät. Alles in allem können also die neuen Charaktere überzeugen, und bedenkt man, dass in Sachen Sprechern ebenfalls Jonathan Frakes, John de Lancie und Denise Crosby dabei sind, könnte man als „Star Trek“-Fan kaum glücklicher sein.

Zombies?!

Als ob die neue Gefahr nicht schon bedrohlich genug wäre, werden die Kämpfe durch die neuen Feinde mit dem Namen Lost ordentlich auf den Kopf gestellt. Diese haben nämlich den Angriff mit Bio-Waffen aus dem Vorgänger überlebt, sind aber furchtbar mutiert und deshalb wohl am ehesten mit Zombies zu vergleichen. Demnach ist der Kampf gegen diese kein taktisches Meisterwerk, da sie leicht zu besiegen sind. Die Masse macht es jedoch aus, und somit wechselt „XCOM 2: War of the Chosen“ plötzlich zu einem Shooter, könnte man meinen. Tatsächlich muss man in den Missionen mit ihnen ordentlich umdenken, und nicht unbedingt die Lieblingsklassen sind hier hilfreich. 

Wirklich beeindruckend wird es aber erst in Missionen, in denen man sowohl gegen die Lost als auch Advent kämpft. Denn da es sich bei den Wesen um mutierte Menschen ohne Verstand handelt, greifen sie beide Fraktionen an. Man muss regelrecht aufpassen, nicht zu laut zu sein oder Objekte zu zerstören, denn sowas lockt die Feinde an. Gleichzeitig kann man das aber auch ausnutzen, um die Gegner zu beschäftigen, und es gibt kaum etwas Befriedigenderes als zu sehen, wie genau so eine Planung aufgeht. Die Lost sind also nicht nur eine spannende Neuerung, sondern fügen sich perfekt in alle Dynamiken von „XCOM 2“ ein.

Ein starkes Team

Wer nicht gerade ein Spieler ist, der nach jeder Niederlage das Spiel neu startet, wird sich über eine neue Mechanik freuen, die das Team Management völlig verändert. Denn Einheiten können sich näher kommen, indem sie viele Kämpfe miteinander bestreiten. Dadurch wird man nicht nur ermutigt, öfter ganze Gruppen auszutauschen, die Vorteile im Kampf sind auch enorm wichtig. Man erhält nämlich Vorteile, wie besondere Fähigkeiten oder gar Statusveränderungen, wenn Mitglieder kämpfen, die sich gut verstehen.

Das hat aber auch eine Kehrseite, denn stirbt ein Kamerad, leiden die Freunde darunter. Das bedeutet, dass sie in den Kämpfen eine schlechtere Leistung erbringen, ungenau werden und auch schlechter ausweichen. Man muss sich also ganz genau überlegen, ob man wirklich die Aussicht auf die Boni stellt, denn die Gefahr genau das Gegenteil zu erreichen ist recht hoch in den tödlichen Missionen. Dennoch ist genau diese Balance zwischen Risiko und Belohnung ein Faktor, der besser gar nicht zu „XCOM“ passen könnte.

Zahlreiche Anpassungen

Natürlich gibt es neue Charaktere, Waffen und Karten sowie Missionsarten, die lange bei Laune halten. Allgemein ist auch die Geschichte spannend, dank den erwähnten sowie weiteren Sprechern und einem tollen Skript. Das wichtigste ist allerdings das Balancing, an dem die Macher ordentlich gefeilt haben. Bereits „XCOM: Enemy Within“, und auch „XCOM 2“ haben einige steile Lernkurven gehabt, die mitunter etwas unfair wirken konnten. Zwar wird das Spiel hier nicht gerade leichter, doch man fühlt sich deutlich fairer behandelt. Der Schwierigkeitsgrad steigt konstant und gerade durch die neuen Missionen hat man die zu großen Lücken geschlossen, weshalb ein viel runderes Paket herauskommt.

Weiterhin darf man seine Soldaten nun mit Fähigkeitspunkten ausstatten und somit noch genauer über seine Truppe bestimmen. Diese verdienen sie, indem besonders taktische Manöver ausgeführt werden, und das funktioniert auch sehr gut. Die Soldaten sind sogar unterschiedlich darin, denn während einige schnell lernen, brauchen andere etwas länger, doch wer Zeit investiert kann sich auch hocharbeiten. Es ist nur eine von so vielen Überarbeitungen, die „XCOM 2: War of the Chosen“ zu einem nahezu perfekten Paket machen. Leider bleiben aber auch die technischen Probleme der ursprünglichen Version bestehen, wer aber ein Auge zudrückt, kann diese verschmerzen. Eine Ausbesserung wäre dennoch wünschenswert.