„South Park” ist einer der am längsten laufenden, aktuellen Cartoons im Fernsehen und hat in so vielen Jahren auch zahlreiche Spiele nach sich gezogen. Nachdem sie erst schlecht bis sehr schlecht waren und dann mit „South Park: Der Stab der Wahrheit” letztlich den ersten guten Titel ablieferten, der auch direkt in Kooperation mit den Machern entstanden ist, steht der Nachfolger in den Startlöchern. Wir haben das spektakuläre Abenteuer mit rektalem Humor und zerreißenden Proben durchgezockt. Unsere Meinung gibt es in der folgenden Review.

Wieder das neue Kind

Da ist man gerade erst in die Stadt gezogen, wird man im Rollenspiel der Kinder zum König gewählt, doch schon wechseln sie das Spiel und man muss wieder seine Reputation von vorne aufbauen. Denn Cartman, als sein Alter Ego The Coon, ruft die anderen Kinder dazu auf, wieder Superhelden zu sein, um einige Fälle in der Stadt aufzuklären. Eigentlich will er nur die 100-Dollar-Belohnung haben, die für das Finden einer Katze angesetzt wurde, um das Franchise Coon and Friends mit Filmen und Serien zu starten. Als Neuling in der Superhelden-Gruppe muss man dann zunächst seinen eigenen Charakter entwickeln, verleiht sich die ersten Fähigkeiten und erkundet South Park wieder als das neue Kind.

Gag-Feuerwerk

Die Geschichte ist, wie schon beim Vorgänger, ein Aufhänger, um etwas Größeres zu erzählen. Die Kinder versuchen auf ihre Art etwas unschuldiges zu machen, werden aber durch den Wahnsinn oder eben auch durch Cartman dazu gebracht, tiefere Geheimnisse in der Stadt zu entdecken. Dass dabei kein Auge trocken bleibt, sollte jedem „South Park”-Fan klar sein. Das Spiel zündet so viele gute Gags, wie man es innerhalb einer Folge der Serie nur selten hat. Dazu kommt natürlich der immer noch ikonische und perfekt eingefangene Stil, den man aus dem Fernsehen kennt. „South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe” zeigt wieder einmal, dass „South Park” perfekt als Spiel funktioniert, wenn man eben den Machern genug Freiraum gibt.

Wieder ein perfekter Einstieg

Was schon „South Park: Der Stab der Wahrheit” perfekt geschafft hat, ist der Einstieg in das Spiel. Denn die Erkundung von South Park mit all seinen verrückten Charaktere ist vor allem in der ersten Stunde ein wahres Fest für Fans. Jeder der Bewohner hat irgendeine kleine Aufgabe für einen und die Räume sowie Orte haben sich über die letzten drei Jahre so verändert, dass selbst Fans und Kenner des ersten Teils wieder ein komplett neues South Park entdecken. Dabei muss man darüber hinwegsehen, dass zwischen dem ersten Spiel und jetzt eigentlich nur gefühlt ein Tag vergangen ist, aber die Welt die Veränderungen aus den aktuellen Staffeln hat. Man darf sich also nicht wundern, wenn auf einmal Tweek und Craig zusammen sind oder Stadtteile anders heißen. Das ist für „South Park”-Fans natürlich genau richtig, wer aber nur den Vorgänger kennt, wird anfangs vielleicht etwas verwirrt sein.

Zu wenige Nebenmissionen

Neben der Hauptmission, die dieses Mal definitiv den größten Teil des Spiels einnimmt und einen auch am meisten durch das Spiel treibt, gibt es wieder kleinere Nebenmissionen, die aber leider zu kurz und zu selten ausgefallen sind. Die Geschichten, die sie erzählen sind stets auf einem hohen Niveau aber wirklich lange halten sie einen nicht von der Hauptgeschichte ab. Vor allem findet man sehr häufig gewisse Items bereits vorab, ohne zu wissen, wofür sie eigentlich sind. Das macht zwar die Mission sehr angenehm und verhindert viel Backtracking, nimmt aber dann auch immer etwas die Freude darüber, wenn man endlich wieder eine Nebenmission gefunden hat, die man sofort abgeben kann. Ein paar mehr Nebenaktivitäten hätten dem Spiel durchaus gut getan.

Strategie auf Feldern

Dafür ist das Hauptspiel vollgepackt mit tollen Ideen. Den größten, spielerischen Teil nimmt natürlich immer noch der Kampf ein. Anstatt aber simple rundenbasierende Rollenspiel-Action im „Paper Mario” oder „Mario & Luigi”-Stil zu bieten, wird der Kampf um eine neue Ebene erweitert. Denn jetzt kann man sich auf einem in der Größe variablem Grid von mindestens zehn bis fünfzehn Feldern weiterhin rundenbasiert bewegen und bekommt weitere Fähigkeiten zur Hand, die Gegner wegstoßen oder an einen heranziehen. Dadurch werden die Kämpfe zwar auch etwas länger, aber bieten auch viel mehr Taktiken, die auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad enorm wichtig sind. Insgesamt sind die Kampfsysteme aber weiterhin recht leicht gehalten, damit auch wirklich jeder das Spiel genießen kann. Deshalb gibt es zwar Status-Werte, aber Attacken treffen immer und die Quick-Time-Events sind nur dafür da, um mehr Schaden zu machen. Wer sich aber mehr in die Systeme vertiefen möchte, der bekommt vielleicht nicht das Richtige geboten.

Simple Systeme

Das unterstreichen dann auch die sehr einfachen Systeme zum Craften, die nur wenige Basis-Items und dann schlicht Ressourcen aus fünf Kategorien bietet, die sofort zusammen genommen werden. Dort kann man Items für Missionen, Kostüme, Medizin für den Kampf und Artefakte herstellen. Letztere nehmen einen ganz wichtigen Platz ein im Spiel, denn man kann nicht klassisch leveln, sondern über diese Artefakte werden die Stärke und besondere Fähigkeiten, wie höhere Crit-Chancen oder mehr Schleuder-Schaden, des gesamten Teams beeinflusst. Alles ist stets aber so simpel gehalten, dass es wirklich jeder verstehen kann. 

Simplizität führt zur Demotivation

Leider ist die Simplizität aber auch nicht immer positiv, denn so viel Spaß die Erkundung von South Park auch macht, im Laufe des Spiels wird es vor allem gegen Ende nur noch nervig, was an den immer wieder gleichen Rätseln liegt. Nach und nach bekommt man nämlich sogenannte Buddy-Fähigkeiten, bei denen man kombiniert mit einem Furz und den Kumpels eine Hürde überwinden kann. Aber zum Lösen dieser Rätsel muss man meist lediglich den Punkt finden, der beeinflusst werden soll, macht die Buddy-Fähigkeit, absolviert das immer gleiche Quick-Time-Event und sieht die immer gleichen Animationen. Das macht gerade zum Ende hin, wenn die Räume das manchmal mehrfach hintereinander verlangen, einfach keinen Spaß mehr. Sowieso ist der Ablauf des Spiels, auch wenn es immer wieder Kämpfe gibt, die man anders angehen muss und einer der Highlights sind, leider sehr abwechslungsarm geraten. Man läuft von Punkt A nach Punkt B, erledigt ein paar Rätsel, sieht eine meist lustige Cutscene, hat einen Kampf mit coolen Sprüchen, wieder eine Cutscene und wieder von vorne. Da die Geschichte und die Missionen an sich motivieren, zieht es einen zwar schon durch das Spiel, aber die Motivation lässt vor allem im letzten Viertel enorm nach.

Grandiose Präsentation mit kleinen Macken

Von jedem Zweifel befreit, ist natürlich der Grafikstil. „Die rektakuläre Zerreißprobe” sieht einfach aus wie eine „South Park”-Folge und erstrahlt jetzt auch mit einer meist flüssigen Framerate sowie knackigeren Farben, was den Sehgenuss noch schöner macht. Unterstützt wird das durch aufgeräumte und passend gestaltete Menüs. Auch die Stimmen sind für Kenner der Serie sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch gelungen und machen das Feeling einfach nur eine Folge zu schauen perfekt. Der Soundtrack wechselt sich zwischen den typischen Tracks und passend epischen Klängen, die auch aus einem Superhelden-Film sein könnten, schön ab. Einzig nervig sind die vielen kleinen, aber auch manchmal größeren Bugs. Wenn mal ein Element des Charakters die ganze Zeit in einer Ultimate zu sehen ist, ist das akzeptabel, aber nervt visuell natürlich etwas. Schlimmer wird es bei den Crashes und Freezes, die wir leider erleben mussten. Zwar konnte ein Neustart des Spiels alles beheben aber auch erste Meldungen zu Bugs, die einem vom Speichern abhalten, die wir zwar nicht bestätigen können, sollten nicht unerwähnt bleiben. Damit ist „Die rektakuläre Zerreißprobe” zwar bei weitem nicht so anfällig für Fehler, wie damals noch die PS3-Version von „Der Stab der Wahrheit” aber ein fader Beigeschmack bleibt trotzdem zurück.