Die „Planet der Affen“-Filme gehören zu den wichtigsten Filmen aller Zeiten. Während der erste Teil bis heute als Meisterwerk gefeiert wird, konnten auch die Nachfolger überzeugen, selbst wenn diese die hohe Qualität nicht unbedingt hielten. Ein versuchter Reboot von Tim Burton im Jahr 2001 ging dann aber komplett daneben, weshalb wohl niemand gedacht hätte, dass mit „Planet der Affen: Prevolution“ eine neue Trilogie startet, die zum modernen Hit wird. Nun traut sich die Reihe auch wieder an ein Videospiel, das jedoch eher ein interaktiver Film sein möchte. Ob das gelungen ist, haben wir für euch herausgefunden.

Die Geschichte zweier Rassen

Direkt zu Beginn wird deutlich, dass die Macher keine einseitige Geschichte erzählen möchten. Deshalb spielt man einerseits die Affen, deren Ziel es zunächst ist, Nahrung für ihr Lager zu besorgen. Dafür schlüpft man in die Rolle von Bryn, der je nach Entscheidungen den Befehlen seines vorsichtigen Vaters folgt oder auf seinen brutaleren Bruder hört. Der Konflikt innerhalb der Gruppe ist leider sehr vorhersehbar und nimmt einige Wendungen, die klassischer kaum sein könnten. Allgemein gehören die Affen zwar zu den spannenderen Charakteren, leider fällt es manchmal schwer, sie auseinanderzuhalten. Ebenso sollte man Texten nicht scheu sein, denn aufgrund der Laute und Zeichensprache muss man gerade zu Beginn viel lesen, da die Affen unter sich selten die Menschensprache nutzen.

Zur Fraktion der Menschen gehört Jess, die ein Dorf voller Überlebender anführt, nachdem ihr Mann gestorben ist. Interessanterweise ist der Konflikt derselbe, denn auch das Dorf fürchtet sich vor dem Winter und den damit verbundenen Problemen bei der Nahrungsbeschaffung. Problematisch sind aber vor allem die Charaktere, die alle Stereotypen repräsentieren, die man sich während einer Apokalypse nur vorstellen kann. Viele der Dialoge wirken platt und die Situationen innerhalb der Gruppe führen eher zum Kopfschütteln. Die Macher haben es leider nicht geschafft, zwei ebenbürtige Gruppierungen gegenüberzustellen, was dem allgemeinem Verlauf merklich schadet.

Das Treffen zweier Welten

Interessant wird es erst, wenn die Welten aufeinandertreffen. Der große Konflikt startet natürlich mit der Frage, ob die Affen die Nahrung der Menschen stehlen sollen und wird mit einigen Wendungen zu einer tollen Achterbahnfahrt. Es ist schlicht wunderbar anzusehen, wie gut die Macher das Ausgangsmaterial verstehen und dabei eine eigene Handlung erschaffen, die glaubwürdig und spannend daherkommt. Gerade im weiteren Verlauf funktioniert die Geschichte dann auch besser als am Anfang, und beide Gruppen können gleichermaßen punkten. Dabei sind die inneren Konflikte zwar trotzdem etwas langatmig, jedoch der Lohn dafür umso größer. Die Handlung spielt nach „Planet der Affen: Revolution“ und „Planet der Affen: Survival“ und nutzt das geschickt, um etwas Eigenständiges zu erschaffen. Gleichzeitig gibt es wunderbare Anspielungen auf die neuen Filme, und auch viele Themen werden spannend umgesetzt. Sowohl Fans als auch Neulinge werden mit dem Ergebnis zufrieden sein, auch wenn einige Dialoge etwas mehr Arbeit verlangt hätten. Viele Sätze wirken nämlich wie aus einem Baukasten gegriffen, weshalb die eigene Identität darunter leidet.

Fehlende Macht

Wäre „Planet of the Apes: Last Frontier“ ausschließlich ein Film, könnte man sehr zufrieden sein. Leider ist es aber ein interaktives Erlebnis, was zu gravierenden Schwächen führt. Die fehlende Möglichkeit, herumzulaufen und Orte zu erkunden, kann man noch neutral bewerten. Diese Passagen wirken nämlich bei der Konkurrenz nur selten spannend und dienen eher als Lückenfüller. Dennoch wäre es schön gewesen, tatsächlich durch das kleine Dorf oder das Lager der Affen zu laufen. Auch zusätzliche Gespräche mit den Charakteren hätten diesen mehr Tiefe geben und eine glaubhaftere Ausgangssituation schaffen können. Der Vorteil ist jedoch auch klar, denn durch den Fokus auf filmische Szenen wird das Hauptaugenmerk klar und es kommt keine Langeweile auf.

Wirklich enttäuschend sind allerdings die Entscheidungen. Davon gibt es gar nicht so wenige, allerdings hat man jederzeit nur die Wahl zwischen zwei Optionen. Das könnte packend sein, da einige Entscheidungen tatsächlich den Verlauf der Geschichte beeinflussen und zu anderen Szenen führen. Diese sind aber viel zu selten, sodass der große Teil eher zu leicht anderen Sätzen direkt im Anschluss führt. Man kann sich oft nur für oder gegen eine Sache aussprechen, ohne wirklich zu beeinflussen, was geschieht, da die anderen Charaktere die eigene Meinung schlicht abwimmeln. Schlimmer noch ist das Verhalten der beiden Hauptcharaktere, denn diese akzeptieren es dann auch und machen teilweise das, was sie vorher noch standhaft abgelehnt haben, ohne weiter diese Position zu halten. Das Spiel folgt einem klaren Faden, der zwar sehr gut ist. Dem Spieler aber Macht vorzugaukeln und anschließend völlig zu ignorieren, führt zu einem insgesamt enttäuschenden Spielerlebnis. Oft sind die Optionen auch nicht unbedingt schlüssig, sodass man sich wirklich wünscht, ausschließlich zu schauen als aktiv zu handeln. Für ein Spiel ist das ein herber Schlag, wobei die Geschichte tatsächlich dermaßen starke Momente bietet, dass man diesen Umstand nach einiger Zeit akzeptiert.

Keine Party

Eine etwas merkwürdige Entscheidung ist sicherlich die Integration von PlayLink, wofür eine gesonderte App benötigt wird. Hier dürfen dann bis zu vier Spieler Entscheidungen treffen, wobei anders als bei „Hidden Agenda“ keine Sonderaufgaben geboten oder Abstimmungen gehalten werden. Entsteht ein Unentschieden, muss die Gruppe unter sich so lange diskutieren, bis eine Mehrheit entstanden ist. Das ist aufgrund der unbedeutenden Entscheidungen aber eher anstrengend, vor allem wenn man länger diskutiert, nur um zu merken, dass die Debatte unnötig war. Obwohl die App simpel gehalten ist, befinden sich dort glücklicherweise Hintergrundinformationen zu den Charakteren, was gerade bei den Affen enorm hilft. Ansonsten darf man auch bis zu vier DualShock-Controller nutzen, was Feinden von Smartphones sicherlich gefällt.

Wie im Film

Schaut man sich die verwaschen Texturen und spät ladenden Feinheiten an, müsste man meinen, dass „Planet of the Apes: Last Frontier“ hier eine Bruchlandung verübt. Tatsächlich haben die Macher aber diese definitiv sichtbaren Probleme gut kaschiert. Die Atmosphäre ist düster, die Orte wunderbar designt und der Stil realistisch, gleichzeitig aber auch der Situation entsprechend grau und verwaschen. Das führt zu einem richtig cineastischem Vergnügen, inklusive Filmbalken. Vor allem aber die Lichtgebung kann atemberaubend sein und führt zu großartigen Aussichten.

Die Charaktere sehen ebenfalls gut aus, trotz etwas schwankender Animationsqualität und leicht steifen Gesichtern. Gerade die Affen sind aber toll gestaltet, selbst wenn man an den Haaren das Produktionsbudget erahnen könnte. Die Ausdrucksstärke fesselt aber wie in den Filmen, gerade die Zeichensprache wirkt sehr natürlich. Gepaart wird das mit tollen Sprechern, die den Situationen noch mehr Glaubwürdigkeit schenken. Lediglich auf der Seite der Menschen gibt es einige etwas gelangweilt klingende Akteure, die zu merkwürdigen Konversationen führen. Zudem gibt es ausschließlich englische Sprecher, optional jedoch deutsche Untertitel.