Um die weihnachtliche Stimmung anzuheizen lässt Capcom die Zombiemassen aus „Dead Rising 4” nun auch auf Besitzer der PlayStation 4 los. Nachdem frühere Teile durch den Jugendschutz abgesägt wurden, erscheint dieser Teil zur Veröffentlichung in Deutschland erstmals ohne Indizierung oder Beschlagnahmung. In der Rolle von Serienurgestein Frank West stellen wir uns den modrigen Horden. Ob das Spaß macht, klären wir in unserem Review.

Überraschung, die Zombies sind los! 

Von seiner Schülerin Vickie wird der sprücheklopfende Unsympath Frank West in das beschauliche Willamette gelockt, um geheime Experimente einer Militärorganisation aufzudecken. Obwohl eigentlich die Menschheit gegen den Zombie-Virus immun oder geimpft sein sollte, finden die beiden wenig überraschend heraus, dass in der Militärbasis mit einem unbekannten Erreger experimentiert wird. Jedoch werden beide entdeckt, müssen flüchten und durch einige politische Ränkespiele wird Frank verschiedener Verbrechen beschuldigt. Nach einem Zeitsprung von einigen Monaten erfährt Frank, dass es in Willamette erneut einen Ausbruch gegeben hat und Vickie in der Stadt feststeckt. Das Ziel ist also klar: Seine Schülerin retten und die Ursachen sowie Hintergründe der Zombie-Apokalypse aufdecken. 

Bereits nach dem Prolog zeigt sich ein gravierendes Problem. Auch wenn die Handlung chronologisch nach den Ereignissen der vorherigen Teile spielt, verwendet sie doch einen ähnlichen Aufhänger für die Geschehnisse. Es ist um vierten Mal erneut ein rätselhafter Zombie-Ausbruch, der aufgedeckt werden muss. Noch bevor man sich auf die Geschichte einstellen kann wirkt sie beliebig und irrelevant sowie als billiger Aufhänger für das Schlachtfest.

Ein durchwachsener Eindruck bleibt auch nach dem Spielen der Geschichte bestehen. Obwohl man einen knallharten Investigativjournalisten und zeitgleiche eine Kampfmaschine steuert, ist Frank West scheinbar der einzige, dessen Gehirnzellen an dem zweckmäßigen Mysterium zerbrechen. Nebenfiguren bleiben blass und ihr Schicksal ist dem Spieler eigentlich egal. Sie dienen lediglich als Ankerpunkt von Frank West Altherrenhumor und One-Liner, die ähnlich viel Coolness wie die Crew von „Need for Speed” vorweisen können. Mit Details, wie einem Zombieausbruch am Black Friday untermalt das Spiel stellenweise seinen Humor. Dieser wechselnde Tonfall ist jedoch einer der Größten Schwächen der Handlung. Während sich der Protagonist außerhalb von Zwischensequenzen für keinen flapsigen Spruch zu Schade ist und die Humorkeule permanent geschwungen wird, nimmt das Spiel seine Rahmenhandlung viel zu Ernst, wodurch sie im Kontext unglaubwürdig und zeitweise lächerlich wirkt.

MacGyvers blutiger Traum

Beim Gameplay wird der Klamauk auf die Spitze getrieben und Frank schlachtet sich mit zahllosen selbstgebauten Mordwerkzeugen durch die Horden modriger Untoter. Egal ob Elektrokettensäge, eine mit Sprengpfeilen modifizierte Armbrust oder eine umgebaute Kinderkanone, es gibt nichts was Supersoldat West nicht zur Vernichtung der Zombieplage verwenden kann. Die Pläne und Materialien für sein Werkzeug findet der Held überall in der offenen Spielwelt. Die Waffen können bequem zu jedem Zeitpunkt zusammengebaut werden, denn „Dead Rising” setzt das humorvolle Schnetzeln in den Vordergrund. Um sich in der Spielwelt von A nach B zu bewegen, stehen ähnlich schwachsinnige fahrbare Untersätze in der Garage. Das Crafting der Todesboliden unterliegt den gleichen Regeln wie die Herstellung der Waffen. Die Fahrphysik reißt keine Bäume aus, erfüllt jedoch ihren Zweck. 

Kleidet sich der Protagonist in ein ebenso schwachsinniges Outfit kommt in den ersten Spielstunden durchaus Spaß auf, eine Langzeitmotivation kann „Dead Rising” durch sein Gameplay jedoch nicht aufbauen. Denn obwohl der visuelle Effekt auf die Gegner sich in Abhängigkeit der Waffe verändert, spielt sich jede ausgewählte Waffe identisch. Permanenter Einsatz der einzigen Schlagtaste reicht aus, um die Gegnermassen zu bezwingen. Dazu einen defensiven Tritt und eine Rolle, fertig ist das simple Kampfsystem. Das Spielgefühl lässt sich mit „Grand Theft Auto” vergleichen. Die Kugel landet im Ziel aber ein Vollblutshooter ist „Dead Rising” natürlich nicht. Die Spitze des bewaffneten Schlachtzug stellen ExoSuits dar, die in der Spielwelt entdeckt werden. Sie haben begrenzte Laufzeit und fungieren als schwere Waffen. Obwohl sie als eindrucksvolle Werkzeuge zur Zombievernichtung dienen und ein Gefühl der Macht erzeugen, spiegelt sich diese Stärke nicht im Gameplay wieder, da auch hier stumpfes Betätigen der Schlagtaste ausreicht.

Talent aus Arkham

Auch das Talentsystem von „Dead Rising” schafft es nicht, das rudimentäre Skelett eines Kampfsystems mit Fleisch zu ummanteln. Zwar darf der Spieler Franks Fähigkeiten nach einem Level Up in diversen Kategorien aufwerten, im Grunde beeinflussen diese Faktoren das Gameplay aber nur marginal. Waffen machen mehr Schaden, Frank hält mehr aus, kann länger Rennen. Da es keinen Einfluss auf den eigenen Spilstil nimmt, ist dieses System an sich nutzlos und Überflüssig. Es wirkt so, als ob seine Daseinsberechtigung nur darin liegt, den Spieler zum Absolvieren von Nebenaufgaben zu motivieren.

Aufgelockert wird das Gameplay durch kurze Detektivpassagen,in denen der Spieler Tatorte untersucht, was an Rocksteadys „Batman: Arkham”-Reihe erinnern. Im Fotomodus sucht der Spieler mit der Kamera und verschiedenen Filtereinstellungen Hinweise. Spielerisch waren solche Passagen bereits in „Batman” belanglos, passten aber in die Rolle des schwarzen Ritters und wurden ordentlich Inszeniert. Ein solches Gerüst fehlt in „Dead Rising” und verbunden mit dem lachhaften Schwierigkeitsgrad der Aufgaben verkommt dieser Aspekt zum stumpfen Abarbeiten der Hotspots.

Schmückendes Beiwerk

„Dead Rising” zeichnete sich in früheren Teilen durch ein Zeitlimit aus, in dessen Rahmen der Spieler die Kampagne abschließen musste und erzeugte so ein Gefühl der Spannung. Im vierten Teil wird dieses Limit entfernt, damit mehr Zeit für die Erkundung der offenen Spielwelt bleibt. Diese ist jedoch verglichen mit anderen Titeln nicht sonderlich eindrucksvoll, relativ klein und mit generischen Standard-Aufgaben gefüllt. Es gilt verschiedene Sammelobjekte auf der Karte zu finden, Überlebende zu retten und Bunker zu sichern. Die Aufgaben wirken uninspiriert und stellen eher Füllwerk für die Welt da, anstatt motivierende Nebenaufgaben. Der Kampf gegen Psychos, in der Serie sonst als Highlight einzustufen, sind erbärmlich einfache Bossgegner, die sich nur durch einen höheren Lebenspool auszeichnen anstatt fordernde Kämpfe zu liefern. Zusammengefasst ist der Inhalt der Welt als Standard-Ware zu bezeichnen.

Left 4 Dead und hauseigene Unterstützung

Außer dem Story-Modus bietet „Franks Big Package” noch einige Zusatzmodi. Zwar schreit dieser Titel nach einem kooperativen Mehrspieler, in dem wir mit einem Freund sinnfrei durch die Zombiescharen metzeln, jedoch wurde dieser verworfen. Der Mehrspieler bietet eine eigene, in Episoden verpackte Geschichte mit Figuren aus der Haupt-Kampagne. Mit unterschiedlichen Startwaffen der Figuren orientiert sich der Mehrspieler an Klassen-basierten Titeln, kann aber aufgrund eines gemeinsamen Talentbaumes aller Figuren, der dem aus der Kampagne gleicht, keinen echten Tiefgang erzeugen. Inhaltlich arbeitet man mit den Mitspielern zufällige Aufgaben ab, die im Kern das bekannte Dezimieren von Zombiemassen abdecken. Dieser Modus ist kurzweiliger Spaß, wirkt aber wie nettes Beiwerk und nicht homogen ins Spiel eingebunden. 

Capcom Heroes ist eine alternative Version der Geschichte, in der das klassische Fortschrittsystem ausgeschaltet wird und Frank stattdessen in Kostümen bekannter Capcom-Helden mit einzigartigen Fähigkeiten schlüpft. Auch wenn sich die Kostüme stellenweise gleichförmig spielen, treibt dieser Modus ohne das durchschnittliche Talentsystem den Humor auf die Spitze und ist eine spaßige Arcade-lastige Alternative zum konventionellen Einzelspieler. „Super Ultra Dead Rising 4 Mini Golf” greift Franks Liebe für Minigolf auf und katapultiert es ins „Dead-Rising” Universum. Auf einer handvoll Kursen bekommt der Spieler Minigolf mit integrierter Zombievernichtung. Der Umfang ist gering und auch das Gameplay ist natürlich keine Simulation. Da der Modus auch lokal oder online gespielt werden kann ist er eine kurzweilige Ergänzung.

Technik

Optisch kann man dem Titel wenig Vorwürfe machen. Gemessen an der Masse an Zombies, die sich auf dem Bildschirm bewegen sind diese Abstriche zu verschmerzen. Das Spiel bleibt auch bei großangelegter Hackfleischproduktion flüssig und leistet sich keine Einbrüche, was der Splatterorgie natürlich entgegen kommt. Der Soundtrack bleibt unauffälig im Hintergrund, in Menüs stört jedoch mit der Zeit die dauerhaft angestellte Weihnachtsmusik. Passt sie zum Release noch in die Jahreszeit dürfte sie bei wiederholtem Spielen nur nerven. DIe deutsche Synchronisation ist bei Zeiten etwas überambitioniert und trifft den Ton der Situation nicht immer. Ob man diesen Faktor als Ergänzung zur Trash-Atmosphäre sehen möchte oder lieber zur englischen Sprachausgabe wechselt, ist jedem selbst überlassen. 

Für das Gameplay ein wenig störend sind Gegner, die in Wänden, Fahrzeugen oder ähnlichen Objekten stecken bleiben im Verbund mit KI. Aussetzern der menschlichen Gegner. Diese Reagieren bei Zeiten etwas langsam und verkommen zu Kanonenfutter. Auch bleibt man zeitweise in einigen Animationen stecken wenn man Türen öffnet oder ein Fahrzeug besteigen möchte und ist danach wehrlos gegen die Angriffe der Gegner.