Die „Monster Hunter“-Reihe konnte sich mit jedem Ableger bekannter machen, doch der große Durchbruch, wie man ihn in Japan beobachten konnte, fand im Westen nie statt. Deshalb haben sich die Macher für ein neues Konzept entschieden und mit „Monster Hunter World“ nach vielen Jahren wieder einen Serienableger erschaffen, der speziell für die aktuelle Konsolengeneration angefertigt wurde. Selbst Neueinsteiger sollen mit diesem Teil in die Welt rund um die Monster finden können, während Veteranen sich nicht nur optisch, sondern auch spielerisch auf ein Feuerwerk vorbereiteten. Wir haben zahlreiche Stunden in einer einzigartigen Welt verbracht, um euch zu verraten, wieso die Reihe ihren vielleicht wichtigsten Meilenstein gemeistert hat.

Ein Wandel der Zeit

Bereits beim Start ist ersichtlich, dass „Monster Hunter World“ ein neues Zeitalter für Reihe einläuten wird. Echte Zwischensequenzen mit Synchronsprechern sind eigentlich Standard, doch für die Reihe ist es ein großer Schritt, der für so manchen Fan überraschend ist. Die wunderbare Inszenierung dieser Szenen zeigt, dass die Macher tatsächlich alles größer und spannender machen wollten, und das ist ihnen auch gelungen. Von der fulminanten Einleitung bis hin zum Finale gibt es genug Action fürs Auge. Da kann man schon die nur stellenweise vertonten Dialoge verschmerzen.

Leider wurde die Chance nicht genutzt, um durch die modernen Bilder auch eine entsprechende Geschichte zu erzählen. Im Endeffekt reicht es zu wissen, dass man als einer von vielen Jägern in eine neue Welt reist, um diese zu erforschen und die Monster zu jagen. Einige Abschweifungen deuten zwar einen spannenderen Verlauf an, diese verlaufen sich aber schnell und weichen der typischen Geschichte, wenn sie auch diesmal schöner in Szene gesetzt wurde. Zwar drehte sich „Monster Hunter“ schon immer um das Gameplay, dennoch wurde das Potential hier nur ansatzweise genutzt.

Schöne neue Welt

Der erste Eindruck ist schon positiv, beginnt man jedoch die eigentliche Welt zu betreten, kommt man aus dem Staunen kaum heraus. Das Spiel sieht fantastisch aus und macht einen derart großen Sprung, dass man kaum glauben kann, dass der letzte in Deutschland erhältliche Heimkonsolenableger „Monster Hunter 3 Ultimate“ war. Ein Vielfaches an Details, lebendigere Gebiete und unzählige Effekte lassen die Gebiete erstrahlen und fühlen sich erstmals wie eine tatsächlich authentische Welt an. Zwar waren auch zuletzt in „Monster Hunter Generations“ die Umgebungen toll gestaltet, jedoch fehlte die technische Kraft, um den Visionen gerecht zu werden. Man möchte oft einfach nur stehen bleiben, um die lebendigen und aufregenden Landschaften zu bestaunen.

Das macht sich auch spielerisch bemerkbar, denn innerhalb der großen Gebiete gibt es keine Ladezeiten mehr. Dadurch spielen sich Kämpfe oft nicht nur an einem Ort ab, viel wichtiger ist jedoch die zusammenhängende Welt. Es gibt nicht mehr einzelne Abschnitte, denn alles ist miteinander stärker verbunden. Um sich nicht zu verlieren, folgt man Spuren und nutzt die Leuchtkäfer, um Monster oder andere wichtige Objekte zu finden. Das ist auch wichtig, denn mit genug Spuren schaltet man Informationen über alle Monster frei, inklusive Vorkommen und welche Materialien sie hergeben. Das macht das nervige Nachschauen abseits des Spieles nichtig, denn das Spiel gibt einem alles, was man braucht zur Hand. Wer das nicht möchte, schaut einfach nicht in die Menüs.

Kloppen wie eh und je

Der Kern eines jeden Serienablegers sind die Kämpfe. Hat man nämlich ein Monster lokalisiert, geht es an manchmal kurze, manchmal aber auch lange Jagden, die eine richtige Strategie erfordern. Der Spieler kann eigentlich nur seine Waffen ausführen und mit einer Rolle ausweichen, doch diese Grundmechaniken werden ständig erweitert. Am offensichtlichsten geschieht das durch die Waffentypen, die sich grundlegend unterscheiden. Mal wird eine Axt in ein Schwert verwandelt, mal mit kurzen Schwertern Agilität bewiesen und selbst Schusswaffen darf man nutzen. Es macht Spaß, alle davon auszuprobieren und die perfekte Waffe für den eigenen Spielstil zu finden. Gepaart wird das durch verschiedene Angriffe, einen Enterhaken und weiteren Bewegungen, die man für die intensiven Schlachten benötigt. Wenn man dann auf dem Rücken eines Monsters landet, kann man sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Das tolle Kampfsystem fühlt sich durchweg klasse an. Jeder einzelne Schlag hat eine Wucht, die selbst kurze Kämpfe spaßig gestaltet. Man lernt die Monster während der Kämpfe erst kennen, wird jedoch auch ständig durch neue Angriffsmuster überrascht. Praktisch sind weitere Verbesserungen in den Kämpfen. Endlich kann man anhand von Zahlen direkt sehen, welche Schläge wie viel Schaden machen, was auch die Findung der Schwachpunkte deutlich erleichtert. Diese Rückmeldung gestaltet die Kämpfe nicht unbedingt leichter, dafür übersichtlicher. Das Spiel nimmt viele veraltete und umständliche Mechaniken und verbessert sie. Ganz perfekt ist das nicht immer, denn einige Hitboxen wirken zu groß und manchmal befindet man sich direkt im Monster. Das sind aber noch akzeptable Mankos, die die Kämpfe nicht herunterziehen. Allgemein verlaufen die Kämpfe flüssiger, auch weil man Items im Laufen einnehmen kann, in brenzligen Situationen darf das aber auch abgebrochen werden.

Beeindruckende Bestien

Die Vielfalt der Monster ist auch in „Monster Hunter World“ stark. Die Designs kommen endlich komplett zur Geltung und sind derart fantasievoll, dass jede neue Begegnung frisch wirkt. Vor allem die Animationen sind wundervoll und hauchen den Kreaturen mehr Leben ein als jemals zuvor. Die Interaktionen miteinander möchte man oft einfach nur beobachten, wenn andere Monster voneinander komplett verschluckt werden oder plötzlich Konflikte entstehen, aus denen man als Spieler seinen Vorteil ziehen kann. Wenn das Zielmonster plötzlich von einem anderen Feind angegriffen wird, erleichtert das die Jagd tatsächlich. Die Anzahl kommt nicht an vorherige Serienvertreter heran, vor allem nicht an die erweiterten Fassungen, die hierzulande erschienen. Schlimm ist das aber nicht, da auch so der Inhalt riesig ist und man ohne Probleme über 100 Stunden für die Jagd einplanen kann, während man die Handlung nach etwa 50 Stunden beendet. Zudem wurden bereits kostenlose Updates versprochen, die neue Monster einführen werden.

Täglich grüßt der Schmied

„Monster Hunter“ lebt von seinem Ablauf. Man besiegt nämlich nicht nur die Kreaturen, sondern sammelt Materialien von ihnen, um anschließend neue Waffen oder Rüstungsteile herzustellen. Dieses Prozedere war immer ein großer Kritikpunkt, da es sich am meisten gelohnt hat, komplette Sets herzustellen, weshalb man immer wieder gegen dasselbe Monster kämpfen musste. Das System wurde nun angepasst, denn jedes Rüstungsteil verleiht eigene Fähigkeiten. Deshalb möchte man gar nicht immer komplette Sets, sondern auch eine Mischung, die mitunter effektiver ist. Gerade Neueinsteiger werden das befürworten, da man sich so immer wieder auf neue Herausforderungen konzentrieren darf, während Veteranen die Freiheit nicht genommen wird, komplette Sets herzustellen.

Auch die Questmenge wurde erhöht. Man nimmt nicht nur die einzelnen Aufträge an, sondern auch bis zu sechs kleinere Aufgaben, die nebenbei erfüllt werden können. Deshalb sind die Expeditionen großartig, für die man in ein Gebiet reist. Anstatt ständig wieder zum Jägertreff zurückzukehren, darf man hier Materialien sammeln, Aufträge abschließen und direkt neue aufnehmen. Das erhöht das Spieltempo enorm und erzeugt einen besseren Spielfluss als jemals zuvor. Mehrere Basen sorgen auch dafür, dass man die großen Gebiete nicht wieder komplett durchqueren muss. Trotzdem lohnt es sich zum Jägertreff zu reisen, um sich in einer herrlichen Sequenz für Bonuswerte bekochen zu lassen oder seine Ausrüstung zu verbessern. Zum Wechsel der Waffen wird das aber nicht benötigt, denn man kann in jedem Zeltlager auf sein Inventar zurückgreifen.

Die Anlaufstelle für Neulinge?

Die Macher haben immer wieder betont, sie würden mit „Monster Hunter World“ auch neue Spieler ansprechen wollen. Das ist nur bedingt eingetroffen, denn die Verbesserungen am Kampfsystem sowie viele kleine Neuerungen machen das Erlebnis definitiv weniger sperrig, andere Aspekte bleiben aber. Allen voran die gesonderten Waffentutorials sind nicht ausführlich genug, um auch denjenigen die Vielfalt zu zeigen, die nicht viele Stunden herumprobieren möchten. Zudem werden zwar immer wieder hilfreiche Tipps gegeben, viele Mechaniken bleiben aber unerklärt, können aber Kämpfe leichter gestalten. Viel wurde verbessert, und besonders die Monsterinformationen sind für Neulinge und Veteranen hilfreich. Wer sich darauf einlässt, wird definitiv seinen Spaß haben, zu einladend ist das Spiel aber nicht.

Genau an den richtigen Stellen geschraubt

Die Verbesserungen ziehen sich durch das gesamte Spiel und modernisieren veraltete Systeme. Sogar etwas wie Materialien einzusammeln macht mehr Spaß, denn man muss endlich nicht mehr ständig stehen bleiben und Animationen ertragen, sondern ganz das abseits der Monster im Vorbeilaufen machen. Das Spieltempo wird dadurch gefördert und ein nerviger Aspekt komplett entfernt. Selbst Items können wahlweise automatisch gecrafted werden. Ein riesiger Pluspunkt ist auch die unendliche Anzahl an Wetzsteinen, Netzen und Spitzhacken. Man muss nicht mehr zurückkehren und die Sammelei unterbrechen, um neue herzustellen, sondern braucht sich nie wieder Gedanken darum zu machen. Die Materialien haben derweil ein eigenes Inventar, was die Organisation erleichtert. Alles in allem wird das Spiel nicht leichter, sondern umständliche Mechaniken entfernt, um jedem Spieler eine angenehmere Jagd zu ermöglichen. Das hat nichts mit Neulingen oder Profis zu tun, sondern schlichtweg der Tatsache, dass man sich an schlechte Systeme gewöhnt hat, die endlich verschwinden. Der Schwierigkeitsgrad bleibt nämlich hoch, und vor allem im hohen Rang darf man sich die Zähne ausbeißen. 

Risse in der Fassade

Während die zahlreichen Verbesserungen zu dem bisher besten Spielgefühl beitragen, ist „Monster Hunter World“ kein perfektes Spiel. Die Geschichte ist hier eine große Enttäuschung, denn es wäre mehr möglich gewesen. Die eigentlich wunderbar inszenierten großen Kämpfe kehren auch zurück, in denen man Kanonen betätigen muss, um gigantische Bestien niederzustrecken. Die sind aber ebenso langweilig wie zuvor und gehören spielerisch zu den Tiefpunkten. Ernüchternd kann auch die Menge an Inhalten sein. Zwar ist der nicht klein, aber es gibt nur sechs Orte, viel weniger als zuvor. Ein zu großer Kritikpunkt ist das glücklicherweise nicht, da jedes Gebiet großflächiger, zusammenhängender und vielfältiger ist als jemals zuvor. Bei einigen staunt man geradezu über das wunderbare Design. Dennoch darf hier gerne erweitert werden. Zumindest was die Monster und Ausrüstungen angeht versprechen die Macher regelmäßig neue Inhalte, die man kostenlos erhalten kann. Mikrotransaktionen in Form von kosmetischen Extras gibt es zwar, jedoch sind sie nicht in Lootboxen versteckt. Allerdings ist es immer schöner, wenn alle Inhalte ohne zusätzliche Kosten freischaltbar sind.

Die Welt der Spieler

„Monster Hunter World“ macht zwar auch im Einzelspieler-Modus eine gute Figur, jedoch entfaltet sich das Gameplay erst mit Freunden so richtig. Das wurde ebenfalls überarbeitet, denn anstatt gesonderte Aufgaben zu machen, darf man jederzeit einer Lobby aus bis zu 16 Leuten beitreten, während man zu viert auf die Jagd gehen kann. Das macht so viel Spaß wie immer und wer mit einem guten Team arbeitet wird besonders viel Spaß haben. Auch das Beitreten einer aktiven Quest ist möglich, um anderen auszuhelfen. Im Gegenzug darf man SOS-Signale aussenden, um nach Hilfe mitten im Gefecht zu suchen. Auch stark ist, dass nun alle Mitglieder bei Schlüsselquests den Fortschritt erhalten, nicht mehr nur derjenige, der die Quest startet. Etwas ärgerlich, aber verständlich, ist hingegen, dass man Story-Quests nur alleine absolvieren kann. Ansonsten funktioniert das Online-System aber sehr gut, wenn man sich auch erstmal daran gewöhnen muss. Besonders spaßig sind die Arena-Kämpfe, in denen man die Monster mit einem bestimmten Set an Waffen besiegen muss. Hier eine gute Leistung abzuliefern und dabei die Ranglisten zu stürmen, ist, wie das gesamte Spiel, süchtig machend.

„Monster Hunter“ in groß

Alle tollen Aspekte des Spieles aufzulisten, würde ewig dauern, jedoch verdienen die Palicos eine Erwähnung. Diese kleinen Katzen-Kreaturen begleiten den Spieler und unterstützen ihn im Kampf, manchmal sogar durch zusätzliche Monster-Hilfe. Sie sind derart charmant, dass man gerne Ressourcen einsetzt, um deren Rüstung, Waffen und Eigenschaften zu verbessern. Sie waren zwar schon länger Teil der Reihe, so niedlich wie in „Monster Hunter World“ traten sie aber nie auf. Auch bei der Essenszubereitung kommt dieser Charme zur Geltung, denn das Kochen wird mit einer kleinen Zwischensequenz begleitet, und wenn die Palicos Stolz das Gericht präsentieren, kann man nur lächeln.

Für solche Einlagen kehrt man gerne zurück in den Jägertreff, der diesmal endlich authentisch wirkt. Hinfort sind die kleinen Orte mit wenigen Stationen, denn jetzt fühlt sich diese Basis wie ein lebendiger Ort an, in dem zahlreiche Jäger leben und arbeiten. Besonders die Schmiede beeindruckt und bietet unglaublich viel Liebe zum Detail. Da man nun auch mehr laufen muss, gibt es mehrere Bretter, an denen man auch Quests annehmen kann. Durch die Expeditionen muss man jedoch sowieso nicht so oft zurück, weshalb längere Wege überhaupt nicht schlimm sind.

Ein Generationensprung

Optisch ist das Spiel, wie bereits erwähnt, unglaublich und lässt sich überhaupt nicht mit bisherigen Ablegern vergleichen. Objekte wirken scharf und lebendig, die Weitsicht ist klasse und einige Szenen sind grafisch derart stark, dass man sich nur zurücklehnen und sie bestaunen möchte. Es fällt schwer, nach dieser Wucht zu alten Ablegern zurückzukehren. Schaut man ganz genau hin, fallen jedoch auch matschige Texturen auf, die im Gesamtbild zwar nicht auffallen, trotzdem deutlich machen, dass das Maximum nicht erreicht wurde. Bedenkt man allerdings, dass auch bei Schnellreisen innerhalb eines Gebietes keine Ladezeiten vorkommen, ist das verständlicher. Optisch muss sich „Monster Hunter World“ zu keinem Zeitpunkt verstecken, und gerade die Monster sowie die liebevollen Animationen sind ein Traum für jeden Fan. Dass dabei die Schatten nicht auf dem aktuellen technischen Stand sind, verzeiht man gerne.

Die Bildrate ist ein komplett eigenes Gebiet. Analysiert man sie, fallen starke Schwankungen auf, denn es gibt keine festen 30 Bilder pro Sekunde. Auf PlayStation 4 Pro kann man das zwar verbessern, jedoch stellt man diese Probleme auch dort fest. Beim eigentlichen Spielen stört das die meiste Zeit nicht und läuft auch flüssig ab, sodass man kleine Abweichungen kaum bemerkt. Gerade in den Kämpfen wird dies nie einen Tod verantwortlichen. Allerdings merkt man schon, dass es in einigen Bereichen stärkere Slowdowns gibt. Das sind glücklicherweise Ausnahmen, dennoch darf hier gerne ausgebessert werden. Allgemein wird man aber keine Probleme damit haben und das Abenteuer genießen können. Auch die Soundeffekte sind einmal mehr großartig und lassen jeden Schlag strahlen, während die Musik zwar gelungen ist, jedoch zu wenig Stücke vorhanden sind und man deshalb so einige Wiederholungen zu hören bekommt. Die deutschen Sprecher leisten einen soliden Job, wirken aber oftmals nicht völlig authentisch, was auch daran liegt, dass nicht immer genau dann gesprochen wird, wenn sich die Lippen bewegen. Das Problem besteht leider auch in der englischen Version.