„The Seven Deadly Sins“ konnte sich nicht nur als Manga erfolgreich behaupten und erscheint schon seit einigen Jahren in wöchentlichen Ausgaben. Auch die Anime-Adaption, die man hierzulande bei Netflix schauen kann, begeisterte die Zuschauer. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis endlich ein Videospiel erscheinen würde, das die beliebten Sünden sowie Ritter in den Kampf schickt. Ob „The Seven Deadly Sins: Knights of Britannia“ aber auch ein Spiel geworden ist, das den Ansprüchen gerecht wird, haben wir herausgefunden.

Die Todsünden gegen heilige Ritter

Die Geschichte folgt der Anime-Adaption und beinhaltet alle Geschehnisse der ersten Staffel sowie einen kleinen Blick auf die Handlung danach. Als Prinzessin Elizabeth aus ihrem eigenen Königreich flüchtet und die berüchtigten Krieger namens Seven Deadly Sins sucht, trifft sie auf Meliodas. Anscheinend planen nämlich die heiligen Ritter, die eigentlich das Königreich Liones beschützen sollen, einen Aufstand und versetzen die Bürger in Angst und Schrecken. Schon kurz darauf erfährt Elizabeth, dass eben jener Meliodas der Anführer der mittlerweile zerstreuten Truppe ist, weshalb sie sich mit ihm und dem Schwein Hawk  auf eine Reise quer durch das Königreich macht, um es vor dämonischen Gefahren zu beschützen und das alte Team zusammenzuführen.

Eigentlich dürfte die Nacherzählung für Fans zufriedenstellend sein. Durch die kurzen Dialoge wird zwar kein Neuling verstehen, was genau passiert, jedoch deckt das Spiel tatsächlich alle Kämpfe der Vorlage ab, und erzählt dabei neue Nebengeschichten. Allerdings könnte die Präsentation nicht langweiliger sein, denn die besteht nur aus Standbildern mit so wenig Animation, dass man nicht einmal einen Schritt sehen wird. Keine einzige Zwischensequenz wird geboten, und emotionale sowie spannende Momente gehen vollkommen unter. Das wird so lästig, dass man bald die Unterhaltungen überspringt, da sie keinen Mehrwert bieten. Schaut man zu anderen Anime-Adaptionen wird man neidisch, denn selbst wenn man keine gigantischen Kämpfe oder gar Filmsequenzen erwartet wird man enttäuscht.

Orientierungslose Action

Glücklicherweise lebt das Spiel von einem Gameplay, das zumindest gut aussieht. Die Effekte kommen knallig herüber, die Animationen sind lebhaft und man erlebt tatsächlich die Action, die man von einem Prügelspiel erwarten würde. Das war es dann aber auch schon, denn die Kämpfe selber fühlen sich wie ein einziges Chaos an. Es gibt keine echten Kombos, lediglich neben zwei Schlägen bis zu drei magische Angriffe, die einen Teil der Magie-Leiste verbrauchen. Zahlreiche weitere Systeme zum Springen, Blocken oder Ausweichen sind zwar vorhanden, die lassen sich aber derart schwerfällig ausführen, dass man lieber nur Angriffe nutzt und sich ab und zu teleportiert. Tatsächlich wird man dann auch die meisten Kämpfe gewinnen, da die KI furchtbar schlecht ist und scheinbar das überladene System ebenfalls nicht nutzen kann. Eine Ausnahme stellt hier der Endgegner dar, der jedoch schlicht mehr Lebenspunkte besitzt und stärker austeilen kann. Auch einige Fallen darf man in den Arenen aktivieren, jedoch bringen sie eher ein willkürliches Element mit, über das man sich ärgert.

Obwohl die Kämpfe dadurch recht anspruchslos und eintönig werden macht es Spaß, mit den Helden und Schurken in die Schlacht zu ziehen. Denn wo das Kampfsystem Pannen hat können die Charaktere komplett überzeugen. Alle fühlen sich nicht nur komplett eigen an und nicht wie Klone voneinander, sie vermitteln auch genau das Spielgefühl, das man sich beim Schauen des Animes wünscht. Meliodas ist flink und stark, Ban kann unglaubliche Kräfte herbeirufen, dafür wird er aber anschließend geschwächt und selbst die Ritter ähneln sich dank ihrer magischen Fähigkeiten überhaupt nicht. Da man im Laufe der Handlung immer wieder andere Rollen übernimmt, kommt so kaum Langeweile auf und man genießt die Action, auch wenn sie kaum Anstrengung verlangt. Hier werden Fan-Wünsche erfüllt und genau das geboten, was sich viele gewünscht haben.

Zu wenig Vielfalt

Die Kämpfe kommen in drei Arten einher. Am häufigsten tritt man entweder gegen einen oder zwei Feinde an und prügelt sich durch dreidimensionale Arenen, die man zerstören kann. Zwar funktioniert das Anvisieren nicht immer wie gewünscht und man schlägt öfter in die falsche Richtung, doch daran gewöhnt man sich schnell. Die zweite Art stellt den Spieler gegen mehrere in Wellen auftretende Klon-Gegner, die man zwar schnell besiegen kann, dafür durch ihre Anzahl fordern sollen. Die einzige echte Schwierigkeit ist jedoch der Times, ansonsten vermisst man eine Herausforderung. Wenn man Elizabeth steuert, kann man nicht direkt Kämpfen, sondern Materialien einsammeln und dabei die Feinde durch einen Angriff von Hawk besiegen. Diese Passagen sind langsamer und benötigen mehr Vorsicht, um nicht getroffen zu werden. Dadurch, dass es davon nicht zu viele gibt, wird man nicht gelangweilt, obwohl mehr Vielfalt wünschenswert gewesen wäre. Für jede erfolgreiche Mission wird die Gruppe zudem bekannter, was zu mehr Aufgaben führt.

Anstatt mit Vielfalt zu punkten bietet „The Seven Deadly Sins: Knights of Britannia“ ständig dieselben Missionstypen, die nur manchmal durch Sonderbedingungen aufgelockert werden. Trotzdem gibt es eigentlich keine Abwechslung, egal ob in Haupt- oder Nebenquests. Diese kann man auch nicht einfach auswählen, sondern muss über eine Weltkarte laufen, deren Potential sich aber erst durch neue Fähigkeiten nach dem Ende der Geschichte offenbart. Zwar ist es schön, dass man immer wieder neue Missionen erhält, gerade anfangs bewegt man sich allerdings zu langsam. Zufällig können Bonus-Missionen erscheinen, die jedoch ebenso abwechslungsarm sind wie der Rest.

Motivierende Verbesserungen mit Stolpersteinen

Zwar können die Seven Deadly Sins nicht im Level aufsteigen, dafür gibt es einen großen Fähigkeitenbaum. Für diesen benötigt man nicht nur Kristalle, die man auf Schlachtfeldern findet, sondern auch bestimmte Items. Man muss sich dabei aber nicht auf sein Glück verlassen, denn es wird immer angezeigt, welche Mission die entsprechende Belohnung hergibt. Eigentlich macht es Spaß, so sein Team zu verbessern, leider tauchen nicht immer alle Missionen auch auf für Verbesserungen, die man benötigt. Es wird also später zum Glücksspiel, was genau man freischalten kann. Die Anpassungsmöglichkeiten sind zwar nicht weltbewegend, bieten dennoch benötigte Vielfalt und motivieren, alle Herausforderungen anzunehmen.

Ein Bonus für Mehrspieler

Abseits des Abenteuermodus gibt es lediglich Standardkämpfe, die man dafür auch gegen Freunde lokal oder online austragen kann. Während wir vor der Veröffentlichung noch keine Spieler finden konnten, funktioniert das lokal gut und man wird einige spannende Kämpfe austragen können, wenn sich beide Spieler an das Kampfsystem gewöhnt haben. Hier darf man auch alle Charaktere auswählen, vorausgesetzt man hat sie im Hauptmodus freigeschaltet. Die Auswahl an Kämpfern ist sehr zufriedenstellend und es gibt tatsächlich alle Lieblinge aus dem Anime. Auch die Auswahl an Arenen ist zufriedenstellend, zudem sind sie abwechslungsreich genug, auch wenn die Schadensmodelle nicht gerade spektakulär sind.

Top oder Flop?

Obwohl es so scheint, als ob jeder gute Punkt des Spieles durch eine andere Mechanik heruntergezogen wird, werden Fans der Vorlage ihren Spaß haben. Nach vielen Missionen verschmerzt man die fehlende Vielfalt des Kampfsystems und schätzt eher, wie gut es sich anfühlt, die Kontrolle über all die unterschiedlichen Helden und Schurken zu übernehmen. Die Liebe zur Vorlage macht viele Fehler wett, denn es fühlt sich einfach gut an mit seinen Lieblingscharakteren die Arenen auseinander zu nehmen, und zu versuchen, in allen Missionen den S-Rank zu erreichen. Natürlich werden viele Spieler abgeschreckt, wenn sie es leid sind, immer wieder dasselbe zu tun. Doch gerade die Zielgruppe wird gut bedient und wird viele spaßige Stunden in der Welt von Britannia haben. Zwar wünscht man sich für einen eventuellen Nachfolger Besserungen, doch das Gebotene ist trotzdem kein Fehlschlag und mit etwas niedrigeren Erwartungen, wird man nicht einmal enttäuscht.

Nicht wie im Anime

Eigentlich wird ein solides Spiel mit enttäuschenden Schwächen geboten, eine Katastrophe ist jedoch die technische Leistung. Das auffälligste ist die optische Präsentation. Während die Charaktermodelle noch ansehnlich sind, wirken andere Texturen matschig und detailarm. Gerade Wiesenflächen sind geradezu hässlich und können die Atmosphäre nicht tragen. Noch viel schlimmer ist aber die Bildrate, die nie konstant bleibt und alles von butterweichen Szenen bis hin zu Standbildern bietet. Gerade wenn vier Kämpfer aufregendere Angriffe ausführen bleibt das Spiel fast stehen und die originale PlayStation 4 wurde so laut wie bei kaum einen anderen Spiel. Das führt auch dazu, dass nicht immer alle Eingaben erkannt werden, was zahlreiche falsche Bewegungen und unverdiente Treffe zur Folge hat, da die Gegner natürlich nicht von den Aussetzern betroffen sind. Das macht einige Kämpfe nahezu unspielbar und eine wahre Qual.

Während die originalen japanischen Sprecher am Werk sind und natürlich eine großartige Arbeit leisten, ist die Präsentation derart langweilig, dass man diese Passion gar nicht anerkennen kann. Auch der Soundtrack ist eher langweilig und gerade auf der Weltkarte wiederholt sich ein Lied derart oft, dass man lieber den Ton ausschaltet. Bei der eigentlich tollen Musik des Animes ist das eine herbe Enttäuschung. Zumindest gibt es deutsche Texte, auf eine entsprechende Vertonung muss man jedoch verzichten.