Wer die Far Cry"-Reihe kennt, der weiß auch, dass es den Protagonisten regelmäßig an besonders exotische Orte verschlägt, wie auf eine tropische Insel oder ins Himalaya-Gebirge. In Far Cry 5" dürfen sich Spieler derzeit in Montana im fiktionalen Gebiet Hope County austoben. Das klingt zwar im ersten Moment vielleicht nicht so interessant wie der Himalaya, allerdings ist der US-amerikanische Nordwesten auch noch sehr unverbraucht in Spielen. Ob das bekannt Konzept auch dort Spaß macht, lest ihr im folgenden Testbericht.

Project at Eden's Gate

In Hope County sorgt der Kult „Project at Eden’s Gate“ für Aufruhr. Unter der Leitung ihres Anführers Joseph Seed, den sie auch den „Vater“ nennen, terrorisieren gläubige Waffen-Fanatiker alle, die sich ihnen nicht anschließen wollen. Als die Regierung die von diesem Kult ausgehende Gefahr wahrnimmt, schickt sie den Protagonisten zusammen mit dem zuständigen Sheriff und Spezialagenten dorthin, um Joseph Seed festzunehmen. Die Festnahme scheitert jedoch und nachdem Joseph Seed zusammen mit seinen Geschwistern John, Faith und Jacob die Verbündeten des Protagonisten gefangen genommen hat, beginnen sie, ihren Einfluss in der Gemeinde immer weiter auszuweiten. Die Aufgabe des Spielers liegt nun darin, einen schlagkräftigen Widerstand aufzubauen und Hope County zurückzuerobern. Die Story ist spannend erzählt und wartet sogar mit ein paar Wendungen auf.

Die Weiten Montanas

Hope County ist in drei Gebiete aufgeteilt, die von jeweils einem Bruder beziehungsweise der Schwester von Joseph Seed kontrolliert werden. Das Vorgehen des Helden bei der Befreiung des Gebietes ist dabei stets gleich. Durch das Abschließen von Nebenquests, die Befreiung von Außenposten und einige kleinere Aufgaben im Gebiet steigt der Widerstandslevel, bis man schließlich den Boss herausfordern kann. Die Aufgaben sind abwechslungsreich gestaltet und es kommt zu keinem Moment das Gefühl von Langeweile auf. Besonders bei den Nebenmissionen glänzt „Far Cry 5", denn deren Dialoge sind immer mit besonders viel Liebe und Humor geschrieben. Leider unterscheiden sich die Landschaften in den drei Gebieten nicht sonderlich voneinander. Das ist zwar schade, schmälert allerdings den Spielspaß nicht langfristig.

Waffenvielfalt und tierische Verbündete

Neben den Missionen nimmt auch die Spielwelt selbst einen großen Stellenwert im Spiel ein. Denn während man Hope County von Kultisten säubert, muss man auch jederzeit damit rechnen, von wilden Tieren wie Pumas oder Bären angegriffen zu werden. Wer möchte, kann auch mit Pfeil und Bogen – oder mit einer Panzerfaust – auf Jagd oder zum Angeln gehen. Für ein glaubwürdigeres Spielgefühl wurde außerdem auf eine stets sichtbare Minimap verzichtet, stattdessen orientiert man sich an Wegschildern oder packt wie in den guten, alten Zeiten eine Karte aus.

Ähnlich wie die große Spielwelt ist auch das verfügbare Waffenarsenal äußerst umfangreich. Neben verschiedenen Nahkampfwaffen stehen Flammenwerfer, Schrotflinten, Scharfschützengewehre und Pistolen zur Verfügung. Diese lassen sich dann zusätzlich noch mit verschiedenen Aufsätzen anpassen, sodass jeder Spieler sein Inventar nach persönlichem Gusto gestalten kann. Bei den Beschreibungen der Waffen zeigt sich auch wieder der erstklassige Humor der Entwickler, so steht bei einer Schrotflinte beispielsweise, dass sie mehr inneren Schaden anrichtet als billiger Wodka. Zusätzlich zu den Waffen stehen einem einige Helfer zur Verfügung, die einen im Kampf unterstützen können. Der Pilot Nick Rye kann beispielsweise Bomben auf befestigte Stellungen abwerfen, während der Hund Boomer Gegner markieren und Waffen von besiegten Feinden apportieren kann. Durch das Erledigen der Aufgaben verdient man sich zudem Punkte, mit denen man Fähigkeiten freischalten kann, die einem im Kampf und in der Spielwelt allerlei Vorteile bringen.

Rambo oder Ninja?

Wie auch schon in vorherigen Serienablegern steht Spielern auch in „Far Cry 5" offen, wie sie die zahlreichen Außenposten zurückerobern wollen. Wer es allerdings schafft, alle Gegner auszuschalten ohne bemerkt zu werden, erhält jedoch einen kleinen Geld-Bonus, mit dem sich in Shops Fahrzeuge oder Waffen kaufen lassen. Das sorgt für einen zusätzlichen Anreiz, Gegner leise auszuschalten, was sich im Test als mindestens genauso spaßig erwies wie die Rambo-Variante. Wer möchte, kann sich Gegenstände wie Waffen oder Kleidung auch mit Echtgeld kaufen, es lässt sich allerdings auch alles ohne Probleme mit der spielinternen Währung erwerben.

Geteilte Freude ist doppelte Freude

Wem der Singleplayer noch nicht genug ist, der kann mit einem Freund online für noch mehr Chaos sorgen. Der Coop-Modus, den man bereits nach etwa einer Stunde Spielzeit freischaltet, ist womöglich die größte Stärke von „Far Cry 5". Zu zweit mit einem Flugzeug oder per Auto durch die Natur zu streifen und zusammen die Missionen zu erfüllen gehört zu den spaßigsten Coop-Erlebnissen der letzten Jahre. Umso bedauerlicher ist es, dass der Spielfortschritt nur bei einem Spieler aufgezeichnet wird, der andere Spieler muss danach theoretisch alle Missionen ein weiteres Mal bestreiten.

Im Hauptmenü lässt sich neben dem klassischen Story-Modus auch noch der Menüpunkt Far Cry Arcade entdecken. Unter diesem Begriff verbergen sich sowohl ein PVP-Modus mit klassischen Modi wie Team-Deathmatch als auch ein umfangreicher Leveleditor. Man kann schon jetzt einige Maps entdecken, die von der Community im Editor gestaltet wurden und optisch sehr ansprechend aussehen. Dabei stehen einem beim Zusammenbasteln der Karten neben allerlei Funktionen auch Gegenstände aus diversen „Far Cry"-Spielen und sogar von „Watch Dogs" sowie „Assassin‘s Creed" zur Verfügung. Im PVP-Modus fällt jedoch schon nach kurzer Zeit auf, dass die Karten zwar schön aussehen, jedoch wirkliches Waffen-Balancing oft vermissen lassen. Das sorgt dafür, dass sich der PVP-Modus tatsächlich eher wie ein Gimmick anfühlt, das zwar Spaß macht, jedoch nicht an den hervorragenden Story-Modus herankommt.

Technisch ganz vorne mit dabei

Was die grafische Darstellung angeht, hat Ubisoft auf ganzer Linie abgeliefert. Hope County ist so schön, dass man sich gerne einfach mal ein Flugzeug schnappt, nur um die Wälder, Berge und Seen aus der Luft zu bewundern. Auch akustisch gibt es nichts auszusetzen. Die Waffen klingen je nach Art und Aufsatz dumpf oder mächtig, jedoch jederzeit authentisch. Und die Musik, der man unter anderem im Auto lauschen kann, bietet eine gute Mischung aus Country-Klängen und dynamischer Kampfmusik. Da verwundert es auch nicht, dass selbst die Kultisten in den Außenposten immer wieder mitsummen oder -singen, wenn sie sich in Sicherheit wiegen.