Schießen in VR funktioniert immer gut, ist jedoch auch ein übersättigtes Genre. „The American Dream“ sticht jedoch durch seine Geschichte heraus, denn man begleitet das Leben eines heranwachsenden Menschen, der alles mit Waffen erledigt. Hinzu kommt eine satirische Auseinandersetzung mit der Waffenvernarrtheit der Nordamerikaner. Ob das in einem unterhaltsamen Spiel resultiert, haben wir für euch erschossen.

Das Leben eines Amerikaners

„The American Dream“ ist definitiv kein typischer Shooter. Eigentlich ist jedes Level nämlich ein Mini-Spiel, das man durch Waffengewalt meistern kann. Dazu gehört Gartenarbeit, das eigene Zimmer ausräumen oder ein Tanz auf dem Schulball. Das Ziel ist es nicht einmal, immer zu schießen, sondern ständig mit zwei Waffen jede Situation des Lebens zu meistern. Daraus entsteht eine immens lustige Geschichte, die sich über die Waffenrechte in den Vereinigten Staaten lustig macht. Als Spieler möchte man ständig wissen, welch verrückte Ideen die Macher als nächstes anwenden, um diese Kultur auf den Korn zu nehmen.

Glücklicherweise sind die Herausforderungen stets kurzweilig und dauern nie mehr als wenige Minuten an. Deshalb sorgt das Spiel für frischen Wind in der Shooter-Landschaft, denn man konzentriert sich nicht auf Gegnerwellen, sondern die Geschichte selbst. Der Erzähler liefert ebenfalls gute Sprüche ab, auch wenn man die schlechte Audioqualität ertragen muss, die gewollt verzerrt ist. Die Macher haben glücklicherweise keine Angst, sowohl subtile als auch direkte Angriffe auf die Waffenlobby loszulassen.

Kurzweiliger Ideenreichtum

Man bewegt sich allerdings nicht selbst durch die Welten, sondern fährt in einer Lore durch die 22 Szenarien. Man befindet sich nämlich in einem Museum, das die irrwitzigen Situationen zum Leben erweckt. Das hat einen ungewöhnlichen, jedoch sehr guten Grafikstil zur Folge, voller Pappfiguren und knallbunten Ortschaften, die einen wunderbaren Kontrast zum Thema erzeugen. Obwohl man viel schießen wird, sind besonders die Kapitel interessant, die sich von diesem Ablauf abwenden. Dazu gehören auch Propagandafilme, die sehr effektvoll in die überspitzte Welt passen. Zusammen mit der 50er Jahre Kulisse wird man hier ständig festgehalten, sodass die drei bis vier Stunden viel zu schnell abgelaufen sind. Das Spiel kann nicht nur mit dem Begriff Immersion werben, es bietet sie auch in einer sehr beeindruckenden Weise.

Spielerisch ist das Spiel nicht unbedingt fordernd. Die Waffen werden stets vorgegeben und man schießt genau so, wie man es sich vorstellt. Das Nachladen hingegen ist gut gelöst, denn man drückt einen Knopf am Sitz, woraufhin neue Magazine herausfliegen, die man mit den Waffen einfangen muss. Das fühlt sich extrem gut an und passt perfekt in die verrückte Welt.

Ernste Aussage

Man könnte also behaupten, hier wird erstklassiger Humor abgeliefert. Jedoch ändert sich der Ton in den letzten Abschnitten und aus lustiger Überspitzung wird bitterer Ernst. Das Spiel schafft es wie kaum ein anderes, das Thema mit Respekt zu behandeln, ohne die schlimmen Konsequenzen von laschen Waffengesetzen zu zeigen. Nach dem Finale wird man definitiv einige Momente in Erinnerung behalten, die nichts mit Humor zu tun haben. Das Spiel macht Aussagen, die in der aktuellen Zeit so wichtig wie nie zuvor sind. Zwar wird das Spiel keinen politischen Einfluss haben; es zeigt den Spielern jedoch, dass Themen nicht nur weggelacht werden sollten.