In Zeiten, in denen Roguelikes die Spieleindustrie zufluten, fällt es nicht leicht, herauszustechen. Das Team hinter „Moonlighter“ verbindet deshalb prozedural generierte Dungeons mit dem Verwalten eines eigenen Item-Ladens. Ob diese kuriose Kombination aufgeht, haben wir für euch herausgefunden.

Zwischen Abenteuer und Gewinnmaximierung

Die Geschichte von „Moonlighter“ gerät in den Hintergrund, denn sie wird nur in ein paar Zwischensequenzen erzählt und verfällt in die typischen Klischees. Der Spieler übernimmt nicht die Rolle eines klassischen Helden, sondern spielt einen Ladenbesitzer. In der Welt gibt es die sogenannten Dungeons, die irgendwann erschienen sind und sich ständig verändern. Händler nutzen das, um sich durch diese zu kämpfen und Materialien zu sammeln, die anschließend im Laden verkauft werden können. Genau das ist der Spielablauf, und das funktioniert überraschend gut.

Keines der Systeme steht für sich allein, denn alles ist miteinander verbunden. Die Gefahr in den Dungeons ist stets vorhanden, der Spieler erhält jedoch die Möglichkeit, mithilfe eines Amulettes in die Stadt zurückzukehren. Jedoch besteht ständig der Reiz, nur noch einen Raum zu durchforsten, denn dort könnten sich wertvolle Materialien befinden, die im Laden für eine Menge Profit verkauft werden können. Man begibt sich gerne in Gefahr, um möglichst viel mitzunehmen. Jedoch bedeutet der Tod, dass man alle Items, die sich im Rucksack befinden, verliert.

Angebot und Nachfrage

Der eigene Laden ist mehr als ein simpler Ort, um Waren zu verkaufen. Es ist nämlich möglich, die Items selbst auszustellen und mit Preisen zu versehen. Öffnet der Shop, äußern die Besucher ihre Zufriedenheit über den Preis durch entsprechende Gesichter, und das Optimieren der eigenen Preise wird zur Hauptaufgabe. Jedoch ändert sich der Markt durch Angebot und Nachfrage, und wer nur auf ein beliebtes Produkt setzt, steht der Gefahr gegenüber, die Preise dank Marktsättigung senken zu müssen. All diese Aspekte müssen durchweg beachtet werden, um ein erfolgreiches Geschäft zu führen.

Dieses System wird nicht jedem Spieler gefallen. „Moonlighter“ setzt aufs Optimieren und ständigem Anpassen des Ladens. Es gibt Statistiken, Informationen und Planungen, was für einige zu trocken wirken mag. Jedoch ist es das Zusammenspiel mit den Dungeons, das die Erfahrung so besonders macht. Erst geht es in die Verließe, dann erhält man nicht einfach nur das Geld, sondern muss es sich durch geschickte Planung verdienen. Zudem werden diejenigen, die gerne alles verbessern, sich wie im Paradies fühlen. Das bedeutet nicht, dass es keine Action gibt, denn auch Ladendiebe können sich unter den Besuchern befinden. Die Macher haben es geschafft, eine simple und dennoch tiefgreifende Komponente zu erschaffen, die durchweg motiviert.

Abenteuer im „Zelda“-Stil

Wer genug davon hat, darf sich der Action widmen. Die Dungeons stehen immer offen und sorgen ständig für Überraschungen. Diese zu erkunden, Fallen auszuweichen und Feinde zu besiegen, macht Spaß, denn der jeweilige Boss ist gar nicht unbedingt das Hauptziel, sondern die Items, die entweder verkauft oder zur Verbesserung der Waffen genutzt werden können. Sogar das Inventarsystem ist alles andere als klassisch, denn die Platzierung von Items kann andere Gegenstände im Rucksack zerstören. Wer genug auflevelt, ist für den Boss bereit, dessen bezwingen den nächsten Dungeon freischaltet. Hier entfaltet sich auch die Geschichte, die jedoch spannender hätte sein müssen, um zu fesseln.

In den ersten Stunden machen die Besuche in den Dungeons Spaß. Dieser Gameplay-Loop nutzt sich jedoch ab, was am Kampfsystem liegt. Das Schwert schwingen, Angriffe aufladen und Ausweichrollen gehören zu den Standardmechaniken und werden nie groß aufgebrochen. Die Feinde werden vor allem dann zur Herausforderung, wenn deren Anzahl hoch ist, ansonsten ist die Reise nicht ganz so schwer. Mehr Abwechslung, möglicherweise auch in der Form von kleinen Rätseln, hätte dem Ablauf gut getan. Alles funktioniert, jedoch wird zu wenig Neues eingeführt, um die Action herausstechen zu lassen. Glücklicherweise lebt das Spiel vom Zusammenspiel aller Systeme, denn einzeln wird zu wenig in den Dungeons geboten.

Immer größer

Als ob das nicht schon genug wäre, muss auch die Stadt zu neuem Glanz erstrahlen. Das geschieht über eine Pinnwand, durch die der Spieler Geld investieren kann, damit neue Läden eröffnen und diese ihr Angebot ausweiten. Das ist wichtig, denn die richtige Ausrüstung für die Streifzüge kann nur dadurch erworben werden. Auch gewisse Items werden zum Craften benötigt, und manchmal haben die Dorfbewohner sogar besondere Wünsche, zahlen deshalb jedoch auch mehr. Ständig werden kleine Mechaniken eingeworfen, die die eigene Zielsetzung verschieben, doch auch das nutzt sich nach einigen Stunden ab. Das Gefühl lässt einen nicht los, dass „Moonlighter“ in jedem Bestandteil komplexer sein könnte. Dafür funktioniert das Zusammenspiel so gut, dass man diesen Umstand gerne verzeiht.

Liebevoll

Das Spiel wird durch eine Pixel-Optik zum Leben erweckt, die Farbgebung ist jedoch etwas düsterer und realistischer als gedacht. Die Charaktere und einige Feinde wirken leider ein wenig zu beliebig designed, doch spätestens ab dem ersten Boss werden kreativere Monster präsentiert, die auch spielerisch fordernder werden. In Sachen Animationen wird genau das geliefert, was man von dem Stil erwarten könnte und gerade die kleinen Details wirken stimmungsvoll. Zuletzt steht die Musik, die selten episch ist und eher durch ruhigere, jedoch sehr stilsichere Töne punktet.