Ungewöhnliche Genre-Mischungen gibt es viele. Doch nur wenige funktionieren so gut wie „Yoku's Island Express”. Wer nicht glauben mag, dass man Flipper mit Metroidvania kreuzen kann, dem sei unser Review ans Herz gelegt!

Post-Käfer

Ganz unverhofft wird Mistkäfer Yoku an den Strand der Insel Mokumana gespült. Dort wird er nicht nur mit dem angehenden Briefträger verwechselt, sondern muss auch noch die Völker zusammen bringen, um ein göttliches Wesen zu heilen, Plottwist inklusive. Die Geschichte ist dabei wirklich niedlich präsentiert und die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz. Doch vor allem das Gameplay ist es, weshalb man bleiben wird.

Alles, nur kein Tilt

Der Kern des Spiels sind Flipper-Tische, die sich optisch und spielerisch perfekt in die recht große Spielwelt einfügen. Die grundlegenden Elemente wie Bumper und Rails sind natürlich mit dabei und sorgen zusammen mit der sehr guten Kugelphysik für viel Freude, auch wenn man hier natürlich nicht die komplexen Tische eines dedizierten Flipper-Spiels erwarten darf. Dafür bietet „Yoku's Island Express” eine Vielzahl kleinerer Tische, für deren Erledigung man nie zu viel Zeit braucht, so dass man anschließend direkt wieder ein wenig erkunden darf, bevor es zum nächsten Tisch geht. Dieser stete Wechsel der Gameplay-Elemente sorgt insbesondere mit später freigeschalteten, besonderen Fortbewegungsmethoden dafür, dass die ungefähr fünf Stunden Spielzeit für die reine Geschichte wie im Flug vergehen. Doch es gibt gleich mehrere Anlässe, länger auf Mokumana zu verweilen.

Motivation pur

Die Nebenaufgaben bringen zwar meist tolle kleine Geschichten mit sich, kommen jedoch spielerisch über die Genrestandards nicht hinaus. Dennoch sind sie deutlich spaßiger als bei vielen Konkurrenten. Zum einen sind die Charaktere und ihre Geschichten einfach liebenswert und interessant. Zum anderen kommen viele der Aufgaben natürlich mit ihrem eigenen Flipper-Tisch daher, und da im Laufe des Spiels neue Ideen und Kniffe hinzu kommen möchte man wirklich alle sehen. Sogar die Sammelgegenstände haben etwas besonderes an sich. Man sammelt sie nicht einfach, sondern muss sie in Paketen an mehreren Stellen abgeben. Die düstere Zwischensequenz, die hier folgt, macht mehr als nur ein wenig neugierig und motiviert zur weiteren Suche. Und selbst wenn einem Yoku ein paar mal zu oft durch die Flipper kullert und in Stacheln landet passiert etwas, dem man unbedingt nachgehen will!

Ausrüstung

Was bei einem Metroidvania natürlich nicht fehlen darf, sind neue Ausrüstungsgegenstände. Auch wenn deren reine Anzahl bei „Yoku's Island Express” absolut nicht mit den Genre-Größen mithalten kann, wird man dennoch nichts vermissen. Wie es sich gehört haben sie alle unterschiedliche Auswirkungen auf das Erkunden der Spielwelt. Mag die Tröte zu Beginn noch eher simpel daher kommen, stellen andere Gegenstände im späteren Verlauf vor allem die Geschicklichkeit noch ein wenig mehr auf die Probe, um das Vorankommen und auch die Rätsel immer wieder ein wenig frischer zu gestalten. Doch eins haben sie alle gemein: sie passen einfach perfekt zu Yoku und machen den kleinen Mistkäfer noch ein wenig liebenswerter. Wir zumindest haben auch dann unzählige Male in die Party-Tröte gepustet, wenn es spielerisch absolut nicht notwendig war. Einfach nur für das „TRÖÖT!” und ein wenig Konfetti. Und dann wären dann noch die vielen optionalen Gegenstände, wie größere Beutel für das Obst, die einzige Währung im Spiel, oder aber eine Karte, die die Verstecke von Sammelgegenständen zeigt.

Navigation

Wenn man „Yoku's Island Express” etwas ankreiden will, dann ist es die Navigation durch die Spielwelt. Wer einen sehr guten Orientierungssinn mitbringt, wird die manchmal recht verworrenen Wege schnell verinnerlicht haben. Ansonsten hilft ein Blick auf die Karte, auch wenn diese nicht optimal ist. Die Zoom-Stufe ist nicht ausreichend, so dass die Details des Weges kaum erkennbar sind. Für eine grobe Richtung reicht es dennoch, und vielleicht findet man unterwegs abseits des geplanten Weges noch eine Schatztruhe oder eine Nebenquest! Im späteren Verlauf des Spiels relativiert sich dieser Punkt dank originellem Schnellreisesystem, das noch dazu auch wieder ein paar Geheimnisse zugänglich macht.

Kunstwerk

Solange man nur die Kugel über die Insel rollt, könnte man sich fast schon über die etwas zu niedrig geratene Fortbewegungs-Geschwindigkeit beschweren. Doch dieses Tempo hat den großen Vorteil, dass man so die Spielwelt vollends genießen kann. Ganz Mokumana wirkt wie ein wunderschönes Gemälde. Vom Strand, an dem das Abenteuer startet, über tiefe Wälder bis hin zu verschneiten Bergen und sandigen Regionen scheint ein wahrer Künstler seine Pinsel geschwungen zu haben. Auch die unterschiedlichen Völker sprühen vor Originalität und füllen die Insel mit Leben. Unterstrichen wird das Gesamtbild von der Soundkulisse. Stets zur Region passende Naturgeräusche mischen sich mit einem Soundtrack, der noch lange nach dem Ende des Spiels im Ohr bleiben wird.