Die Lokalisation japanischer Nischentitel für den europäischen Markt ist keine sichere Angelegenheit. Umso mehr freut es, dass Publisher Bandai Namco einen Ableger der „Gundam Breaker“-Serie nun auch in Europa veröffentlicht. „New Gundam Breaker“ verspricht eine spannende Geschichte, Roboterkämpfe und endlosen Bastelspaß. Im Review klären wir, ob der Titel diese Versprechen in Spielspaß umwandeln kann.

Datingsimulation, Spielzeugroboter und mehr

Im Mittelpunkt von „New Gundam Breaker“ steht der Kampf mit kleinen Spielzeugrobotern, den Gunpla. Es ist dem Spiel durchaus anzurechnen, dass es diese kindliche Prämisse in eine Geschichte verpacken möchte. Allerdings ist die Rahmenhandlung derartig absurd und unterschreitet schnell jegliche Glaubwürdigkeit. Die Schule, auf die der Protagonist kommt, einst eine renommierte Anstalt zur Ausbildung von meisterlichen Kämpfern und Baumeistern auf dem Feld der Gunpla, wurde von einem korrupten und bösartigen Schülerrat übernommen, dessen Mitglieder nun die Schülerschaft terrorisieren. Ziel ist es, die Fähigkeiten mit den kleinen Plastikkumpanen zu perfektionieren und die Revolution gegen den Schülerrat anzuführen. Die Handlung ist lachhaft und erinnert an inhaltsleere Animes, die an eine jüngere Zielgruppe gerichtet sind. 

Viel Klischees und wenig echte Handlung

Die Figuren haben keine eigenen Eigenschaften sondern sind lediglich eine Ansammlung von Klischees. Antagonisten sind derart überzeichnet und haben abstruse Ziele, die sie mit derart lächerlichen Dialogen rechtfertigen, dass es durchaus interessant sein könnte, die Inspirationsquelle der Autoren zu kennen. Natürlich können sich alle weiblichen Protagonisten nicht gegen den Charme des neuen Schülers erwehren, sodass der Protagonist zahlreiche Datingoptionen zu Verfügung hat. An dieser Stelle muss unbedingt darauf hingewiesen werden, dass die Geschichte im Stil eines Visual Novels präsentiert wird. Im Grunde arbeitet der Spieler verschiedene Erzählstränge ab, die an eine weibliche Mitschülerin gekoppelt sind. Nach und nach werden neue Stränge freigeschaltet, die weitere Datingoptionen freischalten. Die Stränge fügen sich nicht organisch in die Missionen ein, sondern werden in schmucklosen Menüs ausgewählt. Ein zusammenhängendes Erlebnis kann auf diese Weise nicht geboten werden und der Visual-Novel Aspekt nimmt irritierend viel Raum ein.

Plastikschlacht

Zugegeben, die unterdurchschnittliche Geschichte könnte dem Spiel verziehen werden, denn eigentlich möchte der Spieler Roboter zusammenbauen und sich damit bekämpfen. In „New Gundam Breaker“ werden euch zwei KI-Mitstreiter zur Seite gestellt und bekämpft zusammen ein gleich großes Team aus Computergegnern. Auf dem Papier könnte dieses Konzept funktionieren, allerdings gilt der Kampf nicht als gewonnen, wenn alle gegnerischen Gunpla ausgeschaltet werden, sondern ein Team mehr Punkte erlangt hat. Diese Punkte können durch den Abschluss von Quests erlangt werden, die während der Runde auftauchen. Aufgaben wie „Töte 20 neutrale Einheiten“ , „Öffne 10 Kisten“ oder „Zerstöre Gundam X“, tauchen in regelmäßigen Abständen auf. Erfüllt der Spieler die Quest vor den Computergegnern, sammelt er Punkte. Dieses indirekte System ist absurd und in keinster Weise funktional. Welchen Sinn hat es, einen Konflikt mit den Figuren einzuleiten, was immer zu einem Kampf führt, der dann aber nur indirekt über die Quests ausgefochten werden kann. Es macht überhaupt keinen Spaß, auf zufällig auftauchende neutrale Einheiten einzudreschen, wenn der eigentliche Gegner den Großteil des Kampfes nicht im Fokus steht.

Ein Grund für den fehlenden Spielspaß ist das furchtbare Gefühl der Kampfmechaniken. Der Nahkampf fühlt sich grottig an, die Angriffsmuster sind nicht sonderlich zahlreich und keine der Waffen vermittelt ein Gefühl ihrer Wucht. Auch wenn der Fernkampf im Spiel enthalten ist, gibt es keinerlei Grund, diesen zu verwenden. „New Gundam Breaker“ gibt seinen Spielern nicht die Möglichkeit, frei mit diesen Waffen zu zielen, sondern sie können nur in Blickrichtung abgefeuert oder über die Lock-On-Funktion direkt auf den Gegner angewendet werden. Auf diese Art wurde das fundamentale Prinzip einer Distanzwaffe verfehlt. Der Zwang des Lock-On und die auftauchenden neutralen Einheiten sorgen in Verbindung mit der nutzlosen Minimap für ein unübersichtliches Kampfgetümmel. Erhält der Spieler den Auftrag, einen speziellen Gegner auszuschalten, wird er nicht auf der Minimap angezeigt und es kann auch nicht zügig zwischen den Zielen gewechselt werden. Dadurch kommt es, dass euer Gunpla Sekunden herumsteht, da sein Operator verzweifelt versucht, das gewünschte Ziel zwischen überflüssigen Kanonenfutter zu erspähen. 

Der repetitive Spielfluss wird über die gesamte Spieldauer beibehalten und der Kampf verkommt zur Pflichtaufgabe, kombiniert mit den Mechaniken wird er so nicht zu einem spannenden Teil des Spiels, sondern ein nötiges Übel. Der Mehrspieler ist eigentlich nicht der Rede wert, setzt er aus dem identischen, löchrigen Gameplay zusammen. Haben sich überhaupt Mitspieler gefunden, wird der Eindruck lediglich gegen die KI zu spielen, noch verstärkt. Es wird nicht gegen einen Menschen gespielt, sondern es ist zufällig ein anderer Spieler in der gleichen Lobby anwesend, während nebeneinander die Quest abgeschlossen werden. Hinzu kommen Verbindungsprobleme, die das Vergnügen noch weiter herunterschrauben.

Bastelspaß

An letzer Stelle steht der Zusammenbau neuer Roboter und die individuelle Anpassung in Abhängigkeit des eigenen Spielstils. Neue Teile für den Gunpla erhält der Spieler nach gewonnenen Kämpfen. Allerdings nur, wenn den Gegnern diese Teile abgeschlagen wurden und während einer Mission in eine dafür vorgesehene Kiste gebracht werden. Während der Runde dient dieses Feature der schnellen Anpassung des eigenen Kämpfers, kann jedoch nicht gezielt eingesetzt werden, da Informationen zu den Gegenständen und ihren Fähigkeiten nicht funktional eingebunden werden. Außerhalb des Kampfes werden die gewonnen Teile dann in den Zusammenbau der Roboter investiert. Dieses System stellt ebenfalls eine fragwürdige Designentscheidung dar. Im ohnehin unübersichtlichen Spielablauf soll der Spieler gezielt Teile aufsammeln, über dessen Eigenschaften er nicht informiert wird und dadurch kein geplanter Fortschritt möglich ist? Die gewohnte Spirale aus Sammeln und Verbessern kommt auf diese Weise nicht in Gang. 

Optisch zeigt sich eine enorme Variation und bekannte Mechs aus den Serien lassen sich nachbauen und farblich den eigenen Wünschen anpassen. Kern des Zusammenbaus ist der Rahmen des Gunpla, der je nach Typ verschiedene Eigenschaften und Spezialfähigkeiten mit sich bringt. Die gewonnenen Teile, die an den Rahmen montiert werden, beeinflussen lediglich die verschiedenen Statuswerte. Auch wenn der Einfluss der Teile auf die spezifischen Builts eher gering ausfällt, macht dieses System abgesehen von der seltsamen Mechanik im Bezug auf die Anhäufung der Teile durchaus etwas her. 

Keine hochwertigen Modelle

Der technische Zustand von „New Gundam Breaker“ lässt zu wünschen übrig. Die Kameraführung ist träge und unpräzise, wodurch die Übersicht in den Gefechten schnell verloren geht. Bekämpf der Spieler größere Gegner wird die Kamera auf einen Punkt im Zentrum des Gegnermodells fokussiert und macht es unmöglich, diese effektiv zu bekämpfen. Auch optisch macht das Spiel eine lediglich durchschnittliche Figur, wird den zahlreichen Modellen bekannter Gundam-Mechs aber nicht gerecht. Der Spielspaßkiller ist allerdings die launische Bildrate. Immer wieder gehen einige Bilder pro Sekunde verloren. Der Spielspaß kommt allerdings bei den Standbildern, die über mehrere Sekunden den Bildschirm einfrieren, vollends zum Erliegen. Diese Probleme setzten sich im Multiplayer fort, der unter einem grausamen Netcode leidet und flüssige Partien nahezu unmöglich macht. Auch die Steuerung ist in keinster Weise flüssig, sondern fühlt sie wie ein klobiges Kuddelmuddel an. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass der Entwickler unbedingt Updates veröffentlichen sollte, um diesen Zustand schnellstmöglich auszubessern.