Mit „MotoGP 18” bringt Entwickler Milestone den zweirädrigen Motorsport mit dickem Lizenzpaket auf die PS4 und bedient sich dabei der Unreal Engine 4. Ob dies für eine Spitzenplatzierung ausreicht, verrät euch unser Review.

Bikerausstattung

Neben den lizensierten Bikes der namensgebenden Königsklasse des Motorradrennsports beinhaltet „MotoGP 18” auch die darunter angesiedelten Klassen Moto2, Moto3 sowie den Red Bull Rookies Cup, der jungen Talenten zwischen 13 und 17 Jahren den Einstieg in professionellen Rennsport erleichtern soll. Ebenso sind alle offiziellen Rennstrecken originalgetreu ins Spiel implementiert worden.
Beim ersten Start lässt Milestone uns zudem wissen, dass nun die Startaufstellung mit dynamischen Rennstarts sowie die Siegerehrung ihren Weg in den virtuellen Rennzirkus gefunden haben.
Das Menü lässt uns die genretypische Wahl zwischen schnellen Modi wie „Grand Prix“, „Zeitfahren“, „Championship“ oder dem sehr rudimentär geratenen „Tutorial“, einem reinen Online-Multiplayermodus oder der MotoGP eSport Championship, die zum Testzeitpunkt allerdings noch nicht verfügbar war.
Kernstück des Spiels dürfte für die meisten Piloten jedoch der sehr umfangreiche Karrieremodus sein, auf den die Entwickler sicherlich ihr Hauptaugenmerk gerichtet haben.  

Das richtige Set-Up

Im Karrieremodus erstellt man sich zunächst sein virtuelles Alter Ego, das nicht nur während der Rennen auf dem Bike, sondern auch in der Boxengasse sowie auf dem Podium in kurzen Clips immer wieder zu sehen ist und so das Erlebnis für den Spieler persönlicher und intensiver gestalten soll. Aufgrund der sehr stark begrenzten Einstellmöglichkeiten bei der Charaktererstellung, hätte man sich dieses Feature allerdings auch sparen können. Bevor es mit dem ersten Rennwochende losgeht, bietet „MotoGP” nun eine Vielzahl an Optionen um das Spielerlebnis den eigenen Wünschen und Fähigkeiten anpassen zu können. Neben Schwierigkeitsgrad der Konkurrenz, Rennlänge, Umfang des Rennwochenendes, Stärke des mechanischen Schadens sowie der Reifenabnutzung können diverse, teils sehr hilfreiche Fahrhilfen eingestellt werden. Das reicht von genreüblichen Dingen wie Ideallinie, Gangautomatik, ABS und Traktionskontrolle bis zur Verbundbremse, die auf Wunsch automatisch die Bremskraft optimal zwischen Vorder- und Hinterrad verteilt, auch wenn man nur mit der linker Schultertaste bremst.  

Hat man alles den eigenen Vorlieben entsprechend angepasst, gilt es sich zunächst im Red Bull Rookies Cup auf relativ leistungsschwachen Maschinen gegen andere Talente zu beweisen, bevor man Angebote von höherklassigen Rennställen erhält und über die Moto3- und Moto2-Klasse schließlich in der MotoGP nach dem Weltmeistertitel strebt. Hierbei ist es natürlich wichtig sich durch gute Ergebnisse eine Reputation zu erarbeiten, deren Fortschritt euch nach jedem Rennwochenende angezeigt wird. Zudem bekommt ihr ab der Moto3-Klasse Punkte, mit denen ihr eure Maschine in diversen Kategorien weiterentwickeln könnt, was in Kombination mit der Reputation und dem teaminternen Standing auch während einer langwierigen Saison die Motivation hochhalten soll, was jedoch nur bedingt gelingt.

Solides Fahrverhalten

Dem Simulationsanspruch, den die vielen Einstellmöglichkeiten vermuten lassen, wird das Fahrverhalten größtenteils gerecht. Sowohl beim Anbremsen der Kurven in Schräglage als auch beim Herausbeschleunigen sind schon bei den leistungsschwachen Bikes des Rookie Cups ohne Fahrhilfen sehr gefühlvolle Finger gefragt, da ein blockierendes Vorderrad ebenso sicher zum Sturz führt wie ein durchdrehendes Hinterrad. Das Problematische hierbei ist jedoch, dass das Spiel sehr wenig Rückmeldung über den Grenzbereich des Bikes vermittelt. Statt sich durch Controllervibration oder quietschende Reifen bemerkbar zu machen, muss man die Haftungsgrenzen des Bikes im Trial-And-Error-Verfahren anhand des Betätigungswegs der Schultertasten mühsam ermitteln. Positiv ist hingegen die Trägheit des Bikes insbesondere bei schnellen Richtungswechseln hervorzuheben, sodass man stets das Gefühl hat ein schweres Motorrad samt Fahrer in die Kurven drücken zu müssen. 

Ebenso erfordert es einiges an Übung, Timing und Gefühl den Kurvenscheitelpunkt perfekt zu treffen, insbesondere in schnellen Kurvenpassagen kann man hier einige Zehntel gegenüber der Konkurrenz gewinnen oder verlieren. Auf manchen Strecken hatte man den Eindruck, dass man eine Kurve trotz nicht ganz perfekter Linie deutlich schneller als der Vordermann nehmen konnte, während man in anderen Passagen selbst bei perfekter Kurvenfahrt merklich abgehängt wurde. Und das trotz gleicher Bikes. Dies kann stellenweise für Frust sorgen. Auch Berührungen mit den Kontrahenten im Getümmel kurz nach dem Start wirkten nicht immer realistisch. Trotz des durchaus gelungenen Fahrverhaltens wollte auch nach mehrfacher Justierung des Schwierigkeitsgrades und der Fahrhilfen keine wirkliche Spannung in den Rennen aufkommen. Dafür wirkt das Geschehen auf der Strecke zu emotionslos.

Streikende Technik

Im Groben und Ganzen sieht „MotoGP 18” gut aus, insbesondere die Regeneffekte auf der Strecke und der Kamera sind eine wahre Augenweide. Diverse Macken der Technik vermiesen jedoch den positiven Ersteindruck. So erzeugt das Bike bei den Regenrennen bei Höchstgeschwindigkeit oftmals nahezu keine Gischt, in langsamen Kurven wird die Gischtwolke aus unerklärlichen Gründen jedoch merklich größer.
Die eingangs erwähnten virtuellen Videosequenzen in der Boxengasse oder bei der Siegerehrung sollen zur dichten Atmosphäre beitragen, da die Texturen jedoch nach Beginn des Clips erst scharf geladen werden, misslingt dies vollkommen. Zu Beginn eines jeden Grand Prix wird das austragende Land in einem kleinen Spielfilm kurz vorgestellt. Diese Szenen sind sehr gelungen geschnitten und schön anzusehen. Die nachfolgende Vorstellung der Strecke, die hingegen in Spielgrafik dargestellt wird, ist teilweise eine Beleidung für die PS4, da dort Texturen von Werbebannern oder Objekten am Streckenrand gezeigt werden, die aus PS2 Zeiten zu stammen scheinen. Hier hätte man es lieber beim Filmmaterial belassen sollen. 

Die Zuschauer auf den Tribünen haben es zur Meisterschaft im Synchronfahnenschwenken gebracht und bunten Rauch können sie scheinbar auch einfach nicht genug bekommen. Immerhin wirken sie dadurch deutlich lebendiger als das Geschehen abseits der Strecke und der Tribünen. Dort sind Fahrzeuge und andere Objekte zu sehen, die teilweise aus Pappe zu sein scheinen. Hinzu kommt der auf Dauer extrem nervige und blecherne Motorensound der Bikes, der zur Gänze auf Bässe zu verzichten scheint. Hier hilft langfristig nur nebenbei Musik oder ein Hörspiel laufen zu lassen. Die Sprachausgabe des Kommentators hingegen darf als gelungen bezeichnet werden.
Darüber hinaus stürzte das Spiel in unserem Test jedes Mal bei dem Versuch ein Onlinerennen zu starten ebenso ab wie bei der Auswahl des „Championship“-Modus. Eine Wertung dieser Modi ist somit leider aktuell nicht möglich.

Warten

Das größte Manko von MotoGP 18 sind jedoch die schier endlos scheinenden Ladezeiten, die selbst einen buddhistischen Mönch zur Weißglut treiben könnten. Wenn man z.B. von nur vom ersten zum zweiten freien Training bei gleichem Wetter, gleichem Bike, gleicher Strecke springt, wurde eine Ladezeit von mehr als einer Minute gestoppt. Vor den Rennen verlängert sich diese Ladezeit nochmal merklich. Sogar zwischen Titelbildschirm und Modusauswahl muss man einem Ladebalken beim Kriechen zusehen. Auch nach Ende des Rennens werden erst diverse Statistiken eingeblendet, bevor man eine erneute Ladezeit überdauern muss, nur um dann erst die Siegerehrung gezeigt zu bekommen. Da es schonmal vorkommen kann, dass man zwischenzeitlich bereits vergessen hat, auf welchem Platz man eigentlich gelandet ist, könnten einige Spieler diese Reihenfolge dann vielleicht doch wieder als positiv empfinden, aber das bleibt jedem selbst überlassen.